Vorgehen bei Nadelstichverletzungen - Labor Enders & Partner
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<strong>Vorgehen</strong> <strong>bei</strong> <strong>Nadelstichverletzungen</strong><br />
Martin <strong>Enders</strong><br />
<strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong>, Stuttgart<br />
2. Stuttgarter STD Tag<br />
06. Dezember 2008
<strong>Nadelstichverletzungen</strong> (NSV) - Einleitung<br />
• Unter <strong>Nadelstichverletzungen</strong> (NSV) versteht man im<br />
Allgemeinen Stich-, Schnitt- und Kratzverletzungen der<br />
Haut durch Nadeln, Kanülen, Skalpelle oder ähnliche<br />
Instrumente<br />
• <strong>Nadelstichverletzungen</strong> gehören zu den am häufigsten<br />
im klinischen Alltag vorkommenden Ar<strong>bei</strong>tsunfällen<br />
• Sie werden oft nicht gemeldet, die mutmaßliche<br />
Dunkelziffer liegt zwischen 50% und 90%<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
NSV - Einleitung<br />
• Wunden meist klein, aber potentiell gefährlich wenn<br />
Patientenblut/-material übertragen wird<br />
• Besondere Gefahren ergeben sich durch mögliche<br />
Infektionen mit HIV, HBV oder HCV<br />
• Andere Infektionswege (Exposition zu erregerhaltigen<br />
Körperflüssigkeiten) sind:<br />
– Spritzer in Auge oder Mund<br />
– Kontakt mit geschädigter Haut<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Geeignete Abwurfbehälter(durchstichsicher,unzerbrechlich,<br />
verschließbar)<br />
müssen dort stehen,<br />
wo scharfe oder<br />
spitze Instrumente<br />
verwendet werden.<br />
Vorbeugende Maßnahmen<br />
Entsorgung<br />
scharfer Instrumente<br />
sofort nach<br />
Benutzung. Keine<br />
Ablage auf einem<br />
Tisch, Bett, Liege<br />
oder Tablett.<br />
Der Füllgrad muss<br />
erkennbar sein.<br />
Der Abwurfbehälter<br />
muss vor<br />
Erreichen der<br />
Füllungsgrenze<br />
(angezeigt durch<br />
den Pfeil) entsorgt<br />
werden.<br />
Immer Immer <strong>bei</strong> potentiellem<br />
Expositionsrisiko<br />
personenbezogene<br />
Schutzmaßnahmen<br />
beachten (z.B. tragen<br />
von Handschuhen,<br />
Mundschutz, Schutzbrille,<br />
Schutzkittel,<br />
Sicherheitsprodukte).<br />
Quelle: Health Protection Agency, UK<br />
www.hpa.org.uk/web/HPAweb&HPAwebStandard/HPAweb_C/1195733815952<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Bei jedem<br />
jedem<br />
potentiellen<br />
Kontakt mit Blut<br />
oder Sekreten<br />
müssen Schutzhandschuhegetragen<br />
werden.<br />
Niemals Niemals Schutzhüllen<br />
wieder auf<br />
gebrauchte Instrumente<br />
stecken<br />
(“recapping”).<br />
Recapping Recapping birgt<br />
birgt<br />
ein ein hohes hohes Ver-<br />
Ver<br />
letzungsrisiko letzungsrisiko !<br />
!<br />
„Bad habits“<br />
Niemals Niemals scharfe oder spitze<br />
Instrumente im klinischen<br />
Abfall oder Normalmüll<br />
entsorgen.<br />
(Gebrauchte) Scharfe<br />
Instrumente NIEMALS<br />
NIEMALS<br />
von Hand zu Hand<br />
weitergeben. Der Benutzer<br />
des Instruments<br />
trägt die Verantwortung<br />
für eine sachgerechte<br />
Entsorgung.<br />
Quelle: Health Protection Agency, UK<br />
www.hpa.org.uk/web/HPAweb&HPAwebStandard/HPAweb_C/1195733815952<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
„Manchmal passiert es doch !“<br />
Quelle: International Sharps Injury Prevention Society<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Welche Personengruppen sind in erster<br />
Linie von <strong>Nadelstichverletzungen</strong> betroffen<br />
• Medizinisches Personal<br />
• Auszubildende, Medizinstudenten<br />
• Reinigungs- und Küchenpersonal<br />
• Personal <strong>bei</strong> Wäsche- und Abfallentsorgung<br />
� Eine Studie am Universitätsklinikum Frankfurt ergab,<br />
dass 31,5% der Befragten (503/1.598) innerhalb der letzten<br />
12 Monate mindestens eine Nadelstichverletzung erlitten<br />
(Wicker S et al., Dtsch Arztebl 2007)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Prävalenz der drei wichtigsten blutübertragbaren<br />
Erreger in der Allgemeinbevölkerung (Daten RKI)<br />
und <strong>bei</strong> Indexpatienten registrierter NSV<br />
(Wittmann A et al., in „<strong>Nadelstichverletzungen</strong>“ ecomed Verlag, 2007)<br />
Virus<br />
HBV<br />
HIV<br />
HCV<br />
Daten RKI<br />
0,6%<br />
0,05%<br />
0,6%<br />
Wuppertal<br />
n=1224<br />
2,5%<br />
2,5%<br />
9,8%<br />
Freiburg<br />
n=8426<br />
4,2%<br />
3,7%<br />
6,8%<br />
„Im internationalen Vergleich stellt Deutschalnd ein Gebiet mit niedriger<br />
Prävalenz von Hepatitis B und C sowie HIV dar.“<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Virus<br />
HBV<br />
HCV<br />
HIV<br />
Serokonversionsraten nach NSV <strong>bei</strong><br />
positivem Indexpatienten<br />
Serokonversionsrate<br />
� 19-40% (Indexpatient HBeAg pos.)<br />
� 2-5% (Indexpatient HBeAg neg.)<br />
(Werner BG, Grady GF. Ann Intern Med. 1982;<br />
Lanphear BP. Epidemiol Rev. 1994; Gerberding JL.<br />
NEJM 1995)<br />
� 0,42% (Europa)<br />
(Kubitschke A et al., Internist 2007)<br />
� 0,3%<br />
(Bell DM. Am J Med. 1997)<br />
Im Allgemeinen ist das Transmissionsrisiko für die Erreger der viralen<br />
Hepatitiden höher als für HIV<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Risiko für eine HIV-Übertragung nach Art der<br />
Exposition dargestellt im Verhältnis zum Durchschnitt<br />
(Deutsch-Österreichische Empfehlungen: Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-<br />
Infektion, September 2007)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Mögliche Folgen einer NSV<br />
• HIV Infektion<br />
– Assoziierte Morbidität und<br />
Mortalität<br />
• Chronische Hepatitis B/C<br />
– Leberzirrhose, HCC<br />
• Einschränkungen in der<br />
Berufsausübung betreffen<br />
i.e.L. operativ tätiges<br />
Personal<br />
HCV-bedingte Leberzirrhose<br />
(Quelle: JHU, Division of<br />
Infectious Diseases)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Maßnahmen nach NSV / Exposition<br />
• „Erste-Hilfe“<br />
• Evaluierung des Transmissionsrisikos<br />
– Beurteilung von Art und Umfang der Exposition<br />
– <strong>Labor</strong>untersuchungen (Empfänger / ggf. Indexpatient)<br />
• „Diagnostische Lücke“ beachten; PEP nicht unnötig verzögern<br />
• Ggf. Postexpositionsprophylaxe<br />
– Hepatitis B Impfung ? (innerhalb von 24-(48) Stunden)<br />
– Medikamentöse HIV-PEP ? (innerhalb von 2-(72) Stunden)<br />
• Wer führt <strong>Labor</strong>untersuchungen/Behandlung durch ?<br />
– D-Arzt, Betriebsarzt, Notaufnahme, Praxisinhaber<br />
• Meldung an Berufsgenossenschaft, Verlaufskontrollen<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
„Erste-Hilfe“-Maßnahmen nach Nadelstichverletzung<br />
• Menge an infektiösem Material verringern,<br />
Kontaktzeit zu Virus verkürzen<br />
• Keine Sofortmaßnahme kann eine Ansteckung<br />
sicher verhindern<br />
• Es liegen keine randomisierten, kontrollierten<br />
Studien zur Effektivität der Sofortmaßnahmen vor<br />
• Die Nadelstichverletzung ist eine „Notfallsituation“<br />
• Routinetätigkeiten „müssen“ unterbrochen werden<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Sofortmaßnahmen nach Nadelstichverletzung<br />
(Deutsch-Österreichische Empfehlungen: Postexpositionelle Prophylaxe<br />
der HIV-Infektion, September 2007)<br />
Stich- oder Schnittverletzung<br />
Blutfluss fördern durch Druck<br />
auf das umliegende Gewebe<br />
(>/= 1 Min.)<br />
Intensive antiseptische<br />
*Spülung bzw. anlegen eines<br />
antiseptischen Wirkstoffdepots<br />
Kontamination von (geschädigter)<br />
Haut, bzw. Auge oder Mundhöhle<br />
Intensive Spülung mit nächsterreichbarem<br />
Antiseptikum (Haut),<br />
bzw. Wasser (Auge, Mundhöhle)<br />
Entscheid über systemische, medikamentöse<br />
Postexpositionsprophylaxe<br />
*PVP-Iod/Ethanol z.B. Betaseptic („für Schleimhäute und offenen Wunden nicht geeignet“)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Evaluierung des Infektionsrisikos nach<br />
NSV/beruflicher Expostition<br />
• „Ausmaß“ (Viruslast/Volumen) und Dauer der Exposition<br />
– Blut, andere Sekrete, Zellkulturüberstand<br />
– Zeit zwischen „Patientenkontakt“ und Exposition<br />
– Zeit zwischen Exposition und Sofortmaßnahmen<br />
• Art der Exposition<br />
– Perkutane Verletzung<br />
• tiefe Stich- oder Schnittverletzung (sichtbares Blut)<br />
• Hohlraumnadel war <strong>bei</strong>m Indexpat. intravasal plaziert<br />
– Schleimhäute, geschädigte Haut<br />
– Bissverletzungen<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Evaluierung des Infektionsrisikos nach<br />
NSV/beruflicher Expostition<br />
� Immunstatus des Empfängers (und Dokumentation einer<br />
evtl. vorbestehenden Infektion)<br />
– Anti-HBs, anti-HBc; anti-HCV; anti-HIV<br />
� Ggf. Infektionsstatus des Indexpatienten (10 ml EDTA-Blut)<br />
– HBs-Ag (ggf. HBV DNA quantitativ); anti-HCV (ggf.<br />
HCV RNA quantitativ); anti-HIV (ggf. HIV RNA<br />
quantitativ)<br />
• Empfehlungen (RKI, BGW und Kompetenznetz Hepatitis)<br />
zum <strong>Vorgehen</strong> und zu <strong>Labor</strong>untersuchungen nach NSV<br />
weichen voneinander ab !<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Regeluntersuchungsprogramm der BGW nach<br />
Stich- und Schnittverletzungen<br />
(Haamann F., Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege,<br />
Stand 02/2008)<br />
* Besteht der Verdacht, dass der Indexpatient infektiös ist kann der Ausschluss<br />
von Hepatitis B, Hepatitis C und HIV erforderlich werden<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
„Hepatitis B und C Risikogruppen“<br />
• i.v. Drogengebrauch<br />
• Migrationshintergrund (Hochprävalenzländer)<br />
• Chronische Nieren- (Dialyse-Patienten) oder<br />
Lebererkrankung (Leberwerterhöhungen)<br />
• Patienten / Bewohner in psychiatrischen Einrichtungen<br />
bzw. Fürsorgeeinrichtungen<br />
• Sexualverhalten mit erhöhter Infektionsgefährdung<br />
(hohe Promiskuität)<br />
• Länger einsitzende Strafgefangene<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
„HIV Risikogruppen“<br />
• Personen aus Hochprävalenzländern (z.B. Subsahara-<br />
Afrika, Karibik, Indien)<br />
• Männer, die Sex mit Männern haben<br />
• i.v. Drogengebraucher<br />
• Sexualverhalten mit erhöhter Infektionsgefährdung<br />
(hohe Promiskuität)<br />
• Länger einsitzende Strafgefangene<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Bear<strong>bei</strong>tungszeiten für „Notfall-Untersuchungen“ -<br />
nach telefonischer Vorankündigung durch einen Arzt<br />
<strong>bei</strong> einem Arzt - im <strong>Labor</strong> <strong>Enders</strong><br />
Test<br />
Anti-HIV<br />
HBsAg<br />
Anti-HBs<br />
Anti-HCV<br />
Testdauer<br />
2,0 h<br />
1,5 h<br />
1,5 h<br />
3,5 h<br />
*ND = nicht durchgeführt<br />
Montag-Freitag<br />
Probeneingang<br />
vor:<br />
15.00 h<br />
15.00 h<br />
15.00 h<br />
11.00 h<br />
Samstag<br />
Probeneingang<br />
vor:<br />
12.00 h<br />
12.00 h<br />
*ND<br />
ND<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
HBV-Prophylaxe nach Nadelstichverletzung<br />
(www.kompetenznetz-hepatitis.de/aerzteforum/nadelstich-und-hbv)<br />
• Erfolgreiche Grundimmunisierung (d.h. anti-HBs >100<br />
IE/L 4-8 Wochen nach der 3. Impfung) in den letzten 10<br />
Jahren � KEINE Postexpositionsprophylaxe notwendig<br />
• Kein Impfschutz (nicht geimpft oder „Non-Responder“):<br />
– Aktive und passive Immunisierung (Dosierung nach<br />
Herstellerangaben) innerhalb von 24 (-48) Stunden<br />
– Wenn möglich Untersuchung des Indexpatienten auf<br />
HBsAg � wenn negativ:<br />
• Hepatitis-B-Immunglobulingabe nicht erforderlich<br />
• Aktive Impfung durchführen<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
HBV-Prophylaxe nach Nadelstichverletzung<br />
(www.kompetenznetz-hepatitis.de/aerzteforum/nadelstich-und-hbv)<br />
• Empfänger mit erfolgreiche Grundimmunisierung, letzte<br />
Impfung liegt mehr als 10 Jahre zurück � Bestimmung des<br />
Immunstatus innerhalb von 24 (-48) h:<br />
– Anti-HBs >100 IE/L: keine weiteren Maßnahmen<br />
– Anti-HBs 10-
Impfempfehlung für Beschäftigte im<br />
Gesundheitsdienst (RKI, Epid Bull Nr. 46, 2008)<br />
• Hepatitis B Impfung nach serologischer Vortestung<br />
(anti-HBc-Test negativ)<br />
• Impfschema: 0 – 1 – 6 Monate<br />
• („Schnellschema“: 0 – 1 – 2 – 12 Monate)<br />
• Impferfolgskontrolle: Bestimmung von anti-HBs 4-8 Wo.<br />
nach der 3. Dosis<br />
• Bei anti-HBs-Werten
Impfempfehlung für Beschäftigte im<br />
Gesundheitsdienst (RKI, Epid Bull Nr. 46, 2008)<br />
• Bei erfolgreicher Impfung (anti-HBs >100 IU/ml)<br />
Auffrischung nach 10 Jahren (1 Dosis)<br />
• Nach Grundimmunisierung im Kindesalter sollen<br />
Beschäftigte im Gesundheitsdienst <strong>bei</strong> Aufnahme ihrer<br />
Tätigkeit eine „Auffrischimpfung“ erhalten<br />
• Kontrolle von anti-HBc und anti-HBs 4-8 Wochen nach<br />
der „Auffrischimpfung“<br />
• [Nach Grundimmunisierung im Kindesalter besteht (zur<br />
Zeit) keine generelle Empfehlung zur Wiederimpfung<br />
nach 10 Jahren]<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
HCV-Prophylaxe nach NSV<br />
(www.kompetenznetz-hepatitis.de/aerzteforum/nadelstich-und-hcv)<br />
• Eine medikamentöse PEP steht nicht zur Verfügung<br />
• Serologische Untersuchungen sofort nach Exposition<br />
– „Empfänger“: GOT, GPT, anti-HCV<br />
– „Indexpatient“: GOT, GPT, anti-HCV (falls positiv auch HCV-PCR)<br />
• Verlaufsuntersuchungen <strong>bei</strong> anti-HCV neg. Indexpatient<br />
– keine Folgeuntersuchung (Kompetenznetz)<br />
– anti-HCV nach 6, 12 und 26 Wochen (BGW)<br />
• Verlaufsuntersuchungen <strong>bei</strong> anti-HCV pos. Indexpatienten<br />
oder unbekanntem Infektionsstatus<br />
– nach 4 Wochen: GOT, GPT, HCV-PCR<br />
– nach 12 Wochen: GOT, GPT: >100 IU/l � HCV-PCR<br />
– nach 26 Wochen: GOT, GPT, anti-HCV<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Therapie der akuten Hepatitis C<br />
(Wiegand J et al., JAC 2008; Maheshwari A et al., Lancet 2008)<br />
• 20%(-50%) der akuten Infektionen „heilen“ spontan aus<br />
(insbesondere <strong>bei</strong> Vorliegen von Symptomen)<br />
• Verzögerte Therapieeinleitung in Erwägung ziehen<br />
(spätestens 12 Wochen nach Erkrankungsbeginn; in dieser Zeit alle<br />
4 Wochen Kontrolle der HCV-RNA <strong>bei</strong>m Empfänger)<br />
• Genotyp bestimmt nicht den Therapieerfolg (?)<br />
• INF-Monotherapie<br />
– Kombinationstherapie mit Ribavirin zeigt keinen Vorteil<br />
– Dauer: 24 Wochen [<strong>bei</strong> rascher Viruselimination (HCV-RNA<br />
negativ nach 4 Wo.) evtl. verkürzte Therapiedauer, 12 Wo.]<br />
– Pegyliertes Interferon oder konventionelles Interferon (Dosis !)<br />
• „Sustained viral response“ in >75-95% der Fälle<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
HIV-Prophylaxe nach NSV<br />
• Retrospektive Fallkontrollstudie: Bei PEP mit AZT<br />
Reduktion der Serokonversionsrate um 80% (Cardo DM et<br />
al., NEJM 1997)<br />
• Bei relevantem Risiko ist eine HIV-PEP immer kosteneffektiv<br />
(Pinkerton SD et al., Arch Intern Med 1997)<br />
• Auch die zeitgerecht durchgeführte PEP (Mono- oder<br />
Kombi) kann die Infektion nicht zu 100% verhindern<br />
• Antiretrovirale Medikamente für PEP nicht zugelassen<br />
• Trotz begrenzter Therapiedauer sind potentiell schwere<br />
Nebenwirkungen möglich<br />
• >72 h nach Exposition kann die Einleitung einer PEP<br />
i.d.R nicht mehr empfohlen werden<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Voraussetzung für medikamentöse HIV-PEP<br />
• Exposition mit relevantem Übertragungsrisiko<br />
– Stich- und Schnittverletzungen<br />
– Kontakt von Blut (oder Viruskonzentrat) mit einer offenen<br />
Wunde oder geschädigter Haut<br />
– Schleimhautexposition (inklusive Blutspritzern ins Auge)<br />
• Kontakt zwischen einer HIV-negativen (Empfänger) und<br />
HIV-positiven (Indexpatient) Person<br />
• „Empfänger“ muss mit HIV-Test einverstanden sein<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Indikation zur HIV-PEP <strong>bei</strong> beruflicher HIV-Exposition<br />
(Deutsch-Österreichische Empfehlungen: Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-<br />
Infektion, September 2007)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
HIV-PEP: Standardprophylaxe<br />
• Kombination aus 2 Reverse Transkriptase (RT) Inhibitoren<br />
[z.B. Truvada (Tenofovir und Emtricitabin) oder Combivir<br />
(Zidovudin + Lamivudin)]<br />
• In Kombination entweder mit Proteaseinhibitor z.B. Kaletra<br />
(Lopinavir + Ritonavir) oder mit Nicht-Nukleosid-RTI<br />
(NNRTI) z.B. Sustiva (Efavirienz)<br />
• Vor Beginn Schwangerschaft „ausschließen“<br />
• Dauer der PEP: i.d.R. 4 Wochen<br />
• 6 Monate kein Blut spenden; 3 Monate Kondomgebrauch<br />
• Serokonversion durch PEP eventuell verzögert<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Betreuung/Mitbetreuung durch HIV-<br />
Schwerpunktpraxis oder HIV-Ambulanz<br />
• Lagen „Besonderheiten“ <strong>bei</strong> der Exposition vor ?<br />
• Wird der Indexpatient antiretroviral behandelt ?<br />
• Liegt eine Schwangerschaft vor ?<br />
• Eingehende Beratung zu potentiellen Nebenwirkungen,<br />
Kontraindikationen und Medikamenten-Interaktionen !<br />
• Die Abbruch- oder Änderungsrate <strong>bei</strong> HIV-PEP schwankt<br />
zwischen 20 und 40% ! (Rabaud C et al., CID 2005; Parkin JM et al.,<br />
Lancet 2000)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Basis- u. Kontrolluntersuchungen nach HIV-Exposition<br />
(Deutsch-Österreichische Empfehlungen: Postexpositionelle Prophylaxe der HIV-<br />
Infektion, September 2007)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
Zusammenfassung<br />
• HBV Immunstatus der Mitar<strong>bei</strong>ter sollte BEKANNT sein<br />
• Die NSV ist ein Notfall (insbesondere nach HIV-<br />
Exposition) � SCHNELL HANDELN<br />
• „Erste-Hilfe“-Maßnahmen SOFORT durchführen<br />
• „Transmissionsrisiko evaluieren“ (einschließlich <strong>Labor</strong>untersuchungen<br />
<strong>bei</strong> Empfänger und ggf. Indexpatient)<br />
• Weitere Maßnahmen veranlassen:<br />
– Postexpositionsprophylaxe (Zeitfenster)<br />
– D-Arzt Vorstellung (Unfallmeldung)<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008
<strong>Vorgehen</strong>sweisen bzw. Ar<strong>bei</strong>tswege für den<br />
Fall einer NSV schriftlich festlegen<br />
(Notfallplan mit Telefonnummern: HIV-PEP,<br />
HBV-Immunglobulin) und <strong>Vorgehen</strong> „üben“ –<br />
denn für alle (indizierten) Maßnahmen gilt:<br />
„je früher desto besser“<br />
Martin <strong>Enders</strong>, <strong>Labor</strong> Prof. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong> 2008