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Naturreport 2012 - Band 16 - Kreis Unna

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� Buchbesprechung<br />

Das letzte Kind im Wald?<br />

von Birgit Manz<br />

Kinder, die unbeaufsichtigt und frei<br />

in der Natur spielen, sind heutzutage<br />

rar geworden. Zum einen fehlen<br />

an vielen Orten die naturnahen<br />

Spielräume in Wohnungsnähe. Zum<br />

zum anderen haben sich die gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen,<br />

unter denen Kinder groß werden, in<br />

den letzten Jahren radikal geändert.<br />

Die Verplanung der Kindheit durch Erwachsene,<br />

Zeitmangel und ein Überangebot<br />

an vor allem elektronischen Medien<br />

sind einige der Gründe. So kommt<br />

es zu einer Entfremdung der Menschen<br />

von der Natur, zu einer „Naturdefizit-<br />

Störung“, wie Louv es bezeichnet. Die<br />

Konsequenzen dieses Entfremdungsprozesses<br />

sind zunehmende körperliche und<br />

emotionale Erkrankungen (Übergewicht,<br />

Depressionen), Aufmerksamkeitsprobleme<br />

(ADS und ADHS) und soziale Inkompetenz<br />

bei den Heranwachsenden. Dies<br />

ist das Kernthema, um das sich das Buch<br />

des Journalisten und Umweltaktivisten<br />

Richard Louv aus den USA dreht.<br />

Der Titel wird hoffentlich nicht Realität.<br />

Dabei plädiert der Autor in erster<br />

Linie aber nicht für mehr pädagogisch<br />

angeleitete Umweltbildung mit dem<br />

erhobenen Zeigefinger, denn über die<br />

drohende Natur- und Umweltzerstörung<br />

sind fast alle Kinder gut informiert.<br />

Es fehlen heute die positiv besetzten<br />

Naturerlebnisse, der Aufenthalt und<br />

das Spielen im Freien, der Umgang mit<br />

Umweltpädagogik<br />

Naturmaterialien sowie das Erleben der<br />

vielfältigen Sinneserfahrungen und die<br />

Bewältigung von körperlichen Herausforderungen,<br />

die die Natur bereit hält.<br />

Eine Vielzahl von Anregungen in zweiten<br />

Teil des Buches zeigt auf, wie Eltern, Pädagogen<br />

oder Planer helfen können, den<br />

Kindern die Natur zurück zu geben.<br />

Das Besondere dieses Buches sind<br />

die Gespräche und Interviews, die der<br />

Autor mit Wissenschaftlern, Ärzten, Pädagogen,<br />

Umweltschützern, Eltern und<br />

Kindern geführt hat. Deren Arbeiten und<br />

Erfahrungen beleuchten die unterschiedlichen<br />

Facetten dieser breit gefächerten<br />

Thematik. Die vielen gesammelten Geschichten<br />

des Autoren aus seiner Familie<br />

oder von Freunden, die ihre Erfahrungen<br />

in der Natur schildern, sind anschaulich,<br />

anregend und nachdenklich. An einigen<br />

Stellen gibt es zu ausgewählten Themen<br />

gekennzeichnete Einschübe, die nicht<br />

vom Autoren stammen und die sich<br />

direkt auf Deutschland beziehen.<br />

Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle,<br />

die sich für das Thema Naturentfremdung<br />

und Umweltbildung interessieren<br />

mit vielen Denkanstößen zum Handeln.<br />

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