Naturreport 2012 - Band 16 - Kreis Unna
Naturreport 2012 - Band 16 - Kreis Unna
Naturreport 2012 - Band 16 - Kreis Unna
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
esiedelt, teils in ungeheurer Menge (so<br />
z. B. zeitweilig im Rasen am Rathaus).<br />
Generell muss die Art aber als zurückgegangen<br />
betrachtet werden, weil in der<br />
freien Landschaft mit dem Rückgang<br />
des Grünlandes (Wiesen und Weiden)<br />
starke Bestandsverluste zu verzeichnen<br />
sind; Äcker und Säume werden seltener<br />
besiedelt. Auch der Igel ist zwischenzeitlich<br />
seltener geworden. Zwar konnten<br />
die zahllosen Straßenverkehrsopfer<br />
offenbar ausgeglichen werden, aber<br />
mit aufgeräumten Gärten und intensiver<br />
Agrarwirtschaft war es in den 1980er<br />
Jahren nicht einfach, erfolgreich nach<br />
Igeln zu suchen. Inzwischen existieren<br />
mehr Gärten mit Ecken, in denen Igel<br />
Unterschlupf finden und sich vermehren.<br />
Als Sympathieträger erfährt er auch<br />
immer wieder bewusste Fördermaßnahmen<br />
durch Schaffen entsprechender<br />
Strukturen in Gärten.<br />
� Nager<br />
Das wohl berüchtigste Nagetier ist<br />
die Wanderratte (Rattus norvegicus).<br />
Sicher lange in Kamen ansässig, ist aber<br />
der genaue Zeitpunkt ihres ersten Auftretens<br />
hier unbekannt. Zu den lange<br />
etablierten Populationen kommen Neueinschleppungen,<br />
beispielsweise durch<br />
Speditionsverkehr. Die Wanderratte unterliegt<br />
starken Populationsschwankungen,<br />
wobei Bekämpfungsmaßnahmen<br />
110<br />
Flora & Fauna<br />
örtlich zu einem zeitweiligen Rückgang<br />
führen, der aber in der Regel durch aus<br />
der Nachbarschaft neu einwandernde<br />
Tiere nach einer Zeit kompensiert wird.<br />
Eine sehr große Population außerhalb der<br />
Kanalisation, die sogar teilweise tagaktiv<br />
war, bestand um 2005 am Kamener<br />
Bahnhof.<br />
Unter den Mäusen ist die Hausmaus<br />
(Mus (musculus) domesticus) sicherlich<br />
die bekannteste. Früher war sie omnipräsent<br />
in allen Siedlungen und frei stehenden<br />
Häusern, in Lagern mit Getreide<br />
und Lebensmitteln sowie in Viehställen.<br />
Durch stärkere Kontrolle und Hygiene<br />
ist sie deutlich zurückgegangen, tritt<br />
aber immer noch verbreitet auf. Wie<br />
mehrfach beobachtet werden konnte,<br />
wandert sie entlang der Eisenbahn, so<br />
dass Neuvorkommen sowohl durch Einschleppung<br />
als auch durch Einwanderung<br />
zustande kommen können. Weit verbreitet<br />
und wohl relativ stabil im Bestand<br />
ist weiterhin die Waldmaus (Apodemus<br />
oder Sylvaemus sylvaticus), die stärkere<br />
Feuchte meidet, aber sonst in vielen<br />
Habitaten vertreten ist, vornehmlich in<br />
Gehölzen aller Art und Größe. Die verwandte<br />
Gelbhalsmaus (Apodemus oder<br />
Sylvaemus flavicollis) lebt hier vermutlich<br />
nahe ihrer westlichen Verbreitungsgrenze.<br />
Sie ist seltener als die Waldmaus, da<br />
sie bevorzugt in Hochwäldern vorkommt<br />
(konkrete Nachweise aus dem Kurler<br />
Busch und dem Heerener Holz, aber<br />
auch in Hecken und in einem Garten<br />
in Heeren wurde sie beobachtet). Die<br />
Zwergmaus (Micromys minutus) war vor<br />
den 1970er Jahren in (vor allem feuchten<br />
bis nassen) Wiesen und an Säumen<br />
zumindest in Methler und Westick nicht<br />
selten zu finden, meist festgestellt durch<br />
ihre an Halmen aufgehängten Nester. In<br />
der eigenen Beobachtungszeit gelangen<br />
noch einzelne Nachweise an der Seseke,<br />
im Bereich der Kläranlage sowie in<br />
Westick, Derne und Werve. Zumindest<br />
an der Seseke ist die Art jedoch durch<br />
starkes Brennnesselaufkommen verschwunden.<br />
In den 1980er Jahren gab<br />
es sogar Vorkommen an den ehemaligen<br />
Zechenbahntrassen, die aber inzwischen<br />
wohl ebenfalls erloschen sind.<br />
Unter den Wühlmäusen ist die Rötelmaus<br />
(Clethrionomys glareolus) wohl die<br />
häufigste Art in Kamen. Selbst mitten in<br />
der Innenstadt tritt sie in Gärten auf und<br />
ist jährlich anzutreffen. Wenig bekannt<br />
ist dagegen über die Kleinwühl- oder<br />
Kurzohrmaus (Pitymys subterraneus).<br />
Sie wurde viel in Eulengewöllen auf dem<br />
Friedhof Methler (Zabel 1971) sowie<br />
mehrfach lebend in Methler und im<br />
Kamener Osten beobachtet, aber wie<br />
verbreitet sie wirklich ist, konnte bisher<br />
nicht festgestellt werden. Dagegen sind<br />
Feldmaus (Microtus arvalis) und Erdmaus<br />
(Microtus agrestis) im gesamten