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41 MBL Katalog Bier.indd - Krefeld

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Einführung<br />

Dr. Fritz Langensiepen, Direktor des Amtes für rheinische Landeskunde:<br />

Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung am 19. Oktober 2003 im<br />

Museum Burg Linn<br />

Wie köstlich ein frisches obergäriges <strong>Bier</strong> munden kann, weiß ich. Versetzen<br />

Sie sich für einen Augenblick mit mir in die Stimmung eines schwülen<br />

Sommertages. Über dem Rhein liegt eine Dunstglocke, so träge, so schwermütig,<br />

so drückend. Es ist zum Verrücktwerden! Und jetzt, jetzt das kühle<br />

<strong>Bier</strong>. Traumtemperatur! Das Glas leicht beschlagen! Kleine Wassertropfen<br />

laufen in zögerlichen Bahnen hinunter. Der erste Schluck, Balsam für die<br />

ausgetrocknete Kehle. Aber fast noch mehr, seelenbelebendes Element.<br />

Zuerst der feine Schaum, das Episodische, das die Sympathie erregt. Dann<br />

das Eintauchen in die zarte Materie animierender Frische. Zug um Zug das<br />

zerstäubende Prickeln in seiner Weitdeutigkeit zu spüren, schließlich der<br />

Flügelschlag des hingehauchten Aromas und des ach so angenehm bitteren<br />

Geschmacks. Ich habe das Gefühl, ein Windstoß streiche über meine Seele<br />

und treibe die stickige Beklemmung in den dunstigen Horizont. Mea anima<br />

tota redundat hilaritate quadam et ioco, wie unsere römischen Vorfahren<br />

diesen himmlischen Moment beschrieben hätten: Meine Seele fl ießt förmlich<br />

über vor Heiterkeit und guter Laune.<br />

Wenn die Früh-Kölsch-Werbung „Ein Schluck schmeckt mehr als tausend<br />

Worte“ ohne weiteres stimmte, dann könnte ich jetzt an dieser Stelle meinen<br />

Vortrag beenden, Ihnen noch einen schönen Tag wünschen, meine Manuskriptblätter<br />

zusammenkramen und Sie getrost dem Genuss eines guten<br />

<strong>Bier</strong>s von Rhenania oder Gleumes überlassen. Aber ganz so einfach ist die<br />

cerevesische Logik dann doch nicht.<br />

Was ist nun mit meiner prächtigen Laune ob des mehr als köstlichen Schlucks,<br />

reicht das gambrinale Genießen schon aus, um Ihnen etwas über <strong>Bier</strong>kultur<br />

zu erzählen?<br />

Tauge ich deshalb schon zum Redner bei einer profunden Ausstellung mit<br />

dem Titel „<strong>Bier</strong>. Geschichte <strong>Krefeld</strong>er Brauereien“? Kann ich speziell über die<br />

Braustadt <strong>Krefeld</strong> vor ebenso interessierten wie versierten Zuhörern Bericht<br />

erstatten? Bei diesen Fragen, die ich mir vor ein paar Tagen stellte, blickte ich<br />

trübe und melancholisch aus dem Fenster meines Bonner Dienstzimmers auf<br />

die Müllverbrennungsanlage. Gut, wir vom Amt für rheinische Landeskunde<br />

des Landschaftsverbandes Rheinland hatten vor einigen Jahren ein umfangreiches<br />

Werk über die „<strong>Bier</strong>kultur an Rhein und Maas“ herausgegeben, an dem<br />

hervorragende Fachleute mitgewirkt hatten. Wir hatten zwei detailreiche Dokumentarfi<br />

lme gemacht: einen über das <strong>Bier</strong>brauen in Köln und einen über den<br />

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