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41 MBL Katalog Bier.indd - Krefeld

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Den alltäglichen Rang des <strong>Bier</strong>s erkennen wir in der Metapher vom fl üssigen<br />

Brot, <strong>Bier</strong> als Lebensmittel, sozusagen als alltägliche Grundnahrung. Wir<br />

erkennen den Rang des <strong>Bier</strong>s aber auch in seiner Eigenschaft als Heilmittel<br />

in der alten Volksmedizin. Für das uns verwandte Limburg hat man das sehr<br />

genau untersucht. Bei uns werden die Verhältnisse nicht viel anders gewesen<br />

sein. Der Hopfen z. B. ist immer eine hochgeschätzte Heilpfl anze gewesen. Er<br />

beruhigt, stabilisiert, er reinigt und entschlackt das Blut, er schmeichelt Leber<br />

und Milz. Seine Karriere fi ng als Heilpfl anze an. <strong>Bier</strong> hat in der Volksmedizin<br />

über Jahrhunderte ganz große Bedeutung gehabt. Viele hundert Rezepturen<br />

sind überliefert, in denen <strong>Bier</strong> die eigentliche Ingredienz ist, wo es um die<br />

Heilwirkung des <strong>Bier</strong>s geht. <strong>Bier</strong> dient in manchen Rezepturen aber auch als<br />

Basis- und Transportfl üssigkeit, die ein Heilkraut auf angenehme, Behagen<br />

stiftende Weise dem Kranken zuführt. Man muss ja nicht gleich davon reden,<br />

dass mit gemahlenem Schweinekot verquirltes warmes <strong>Bier</strong> viele Menschen<br />

vor schlimmsten Durchfallerkrankungen geheilt haben soll.<br />

Das Grutbier, das vor der Einführung des Hopfens im 14. Jahrhundert<br />

getrunken wurde, muss ungefähr wie Kräutertee geschmeckt haben. Das<br />

lag daran, dass es mit allen möglichen Kräutern und Früchten gewürzt war<br />

– manchmal sogar mit Ginster und Baumrinde. Hauptbestandteil der rheinisch-niederländischen<br />

Grut waren aber die stark aromatischen, um nicht<br />

zu sagen berauschenden Blätter des Gagelstrauchs. Einen heilsamen Vorteil<br />

des <strong>Bier</strong>s kannten unsere Vorfahren schon im Mittelalter: <strong>Bier</strong> wurde beim<br />

Brauen auf hohe Temperaturen gebracht, gekocht, gesotten … Im Wasser<br />

aus Flüssen, Bächen, Weihern, Brunnen, Quellen, wo immer die Menschen<br />

es schöpften, da saßen die krank machenden, die tödlichen Keime, deren<br />

Vorhandensein man schon vage vermutete. Sie wurden natürlich im Sud des<br />

<strong>Bier</strong>s vernichtet.<br />

Mein zweiter Gedanke ist: Wenn <strong>Bier</strong> so allgegenwärtig ist, dann defi niert<br />

es auch die Region. Damit meine ich keineswegs nur äußere Gegebenheiten,<br />

z. B., dass <strong>Bier</strong> bei uns ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, dass Jahr für<br />

Jahr Milliarden Euro mit <strong>Bier</strong> umgesetzt werden, dass Köln, die rheinische<br />

Metropole, auch <strong>Bier</strong>hauptstadt der Welt ist. Denn nirgendwo rund um den<br />

Globus gibt es derart viele Brauereien auf einer derart kleinen Fläche. Daran<br />

ändert auch die Tatsache nichts, dass der Weltmarktführer Anheuser-Busch<br />

aus den USA mit 150 Millionen Hektolitern Ausstoß deutlich mehr <strong>Bier</strong><br />

produziert als alle 1.279 deutschen Brauer zusammen. Nein, ich meine noch<br />

etwas Anderes. Genno Fonk, ein hervorragender Kenner der Altbierlandschaft<br />

Niederrhein, hat einmal gesagt, für den Niederrhein sei das Altbier „eine<br />

Identität stiftende Klammer.“ „Überspitzt könnte man sagen: Die räumliche<br />

Ausdehnung der Landschaft Niederrhein lässt sich über seine Altbiergrenze<br />

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