der Pfarreiengemeinschaft Benediktbeuern mit ... - Bistum Augsburg
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sung im Traum, nach Judäa<br />
und Nazareth zurück(2, 13-<br />
23). Die einzelnen Berichte<br />
werden jeweils <strong>mit</strong> einem<br />
alttestamentlichen Schriftwort<br />
versehen, worin Matthäus<br />
den messianischen<br />
Anspruch Jesu begründet<br />
sieht.<br />
Der Stammbaum Jesu<br />
Matthäus hat den Stammbaum<br />
kunstvoll aufgebaut:<br />
Dreimal 14 Generationen,<br />
beginnend bei Abraham.<br />
Die Geschichte Israels beginnt<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verheißung<br />
an Abraham: „Durch dich<br />
sollen alle Geschlechter<br />
<strong>der</strong> Erde Segen erlangen“<br />
(Gen 12,3). Auf Abraham<br />
und die „Abraham-Sohnschaft“<br />
Jesu legt Matthäus<br />
großen Wert. In Jesus erfüllt<br />
sich die Verheißung<br />
an Abraham. Er wird zum<br />
Segen für alle künftigen<br />
Geschlechter.<br />
Auffällig sind die 4 Frauen,<br />
die in dem Stammbaum<br />
erwähnt werden. Es sind<br />
Tamar, Rahab, Ruth und<br />
„die des Urija“ – gemeint<br />
ist Batseba. Es sind nicht<br />
gerade Frauen <strong>mit</strong> dem besten<br />
Ruf. Warum gerade<br />
diese Frauen im Stammbaum<br />
Jesu vorkommen,<br />
dürfte wohl seinen Grund<br />
darin haben, dass alle vier<br />
Frauen nicht jüdischer Herkunft<br />
sind, also Auslän<strong>der</strong>innen<br />
in <strong>der</strong> damaligen<br />
Begrifflichkeit. Matthäus<br />
wollte da<strong>mit</strong> schon zu Beginn<br />
seines Evangeliums<br />
zeigen, dass Jesus auch die<br />
Heiden nicht von seiner<br />
Sendung ausschließt. Die<br />
vier Frauen verweisen auf<br />
Maria, die 5. Frau. Auch sie<br />
passt nur bedingt in den<br />
Stammbaum, <strong>der</strong> ja auf<br />
Josef zielt und nicht auf<br />
Maria. Aber von ihr wird<br />
gesagt, dass aus ihr Jesus<br />
geboren wurde „<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
Christus genannt wird“<br />
(1,16). Im Stammbaum<br />
4<br />
Thema<br />
des Juden Jesus haben also<br />
auch Heiden ihren Anteil<br />
und ihren Platz.<br />
Die Magier aus dem<br />
Osten<br />
Mit den Magiern treten die<br />
Heiden un<strong>mit</strong>telbar in die<br />
heilsgeschichtlichen Ereignisse<br />
ein, was ganz beson<strong>der</strong>s<br />
dem Anliegen des<br />
Matthäus entspricht. Seit<br />
jeher ist diese Geschichte<br />
von den Magiern aus<br />
dem Osten beliebt und<br />
<strong>mit</strong> vielen Legenden <strong>der</strong><br />
Volksfrömmigkeit ausgeschmückt<br />
worden. Die Magier<br />
aus dem Osten stehen<br />
stellvertretend für die Elite<br />
<strong>der</strong> Heidenwelt. Es sind<br />
Sterndeuter, die über ein<br />
großes Wissen verfügen.<br />
Sie treffen auf Herodes, den<br />
amtierenden König <strong>der</strong> Juden,<br />
einen grausamen Tyrannen,<br />
<strong>der</strong> seine eigene<br />
Gattin und Söhne wegen<br />
Verdachts auf Verrat hinrichten<br />
ließ. Geschickt stellt<br />
Matthäus hier zwei „Herrscher“<br />
einan<strong>der</strong> gegenüber.<br />
„Wo ist <strong>der</strong> neugeborene<br />
König <strong>der</strong> Juden“? Mit dieser<br />
Frage konfrontiert er<br />
Herodes und kündigt da<strong>mit</strong><br />
den wahren Herrscher<br />
und König an. „Wir haben<br />
seinen Stern aufgehen sehen“.<br />
Die Erwartung eines<br />
künftigen Idealherrschers<br />
war in <strong>der</strong> Antike sehr verbreitet.<br />
Herodes versammelt<br />
die Hohenpriester und<br />
Schriftgelehrten um sich,<br />
die ihm auch die entscheidende<br />
Auskunft geben.<br />
„Du Bethlehem im Gebiet<br />
von Juda bist keineswegs<br />
die unbedeutendste unter<br />
den führenden Stätten von<br />
Juda, denn aus dir wird<br />
ein Fürst hervorgehen, <strong>der</strong><br />
Hirt meines Volkes Israel“<br />
(Micha 5,1-3). Die Antwort<br />
<strong>der</strong> Schriftgelehrten ist eindeutig:<br />
Bethlehem, die Heimat<br />
Isais und Davids ist<br />
<strong>der</strong> Geburtsort dieses neu-<br />
en Königs. Aber keiner von<br />
ihnen, selbst Herodes nicht,<br />
machen sich auf nach Bethlehem,<br />
um den neuen König<br />
zu sehen. An<strong>der</strong>s die Magier,<br />
vom Stern geleitet, hinter<br />
dem Gott selbst steht, kommen<br />
sie zu dem Geburtsort<br />
des neuen Königs. Es sind<br />
also die Heiden, die als erste<br />
die Bedeutung des neuen<br />
Königs und Herrscher <strong>der</strong><br />
Welt erkennen, die sich vor<br />
ihm nie<strong>der</strong>werfen, ihm huldigen<br />
und ihre Geschenke<br />
bringen.<br />
Die Kirchenväter haben die<br />
drei Gaben <strong>der</strong> Magier symbolisch<br />
ausgelegt: Gold gilt<br />
dem Kind in <strong>der</strong> Krippe als<br />
dem wahren König, Weihrauch<br />
seiner Gottheit und<br />
Myrrhe weist hin auf sein<br />
Begräbnis. Die Sterndeuter<br />
sind Zeichen des Aufbruchs<br />
<strong>der</strong> Völker und des Einströmens<br />
<strong>der</strong> Heiden in die Kirche<br />
Jesu Christi. Hinter all<br />
dem steht Gottes Fügung:<br />
Der Stern, das Finden des<br />
Kindes, die Vereitelung des<br />
hinterhältigen Planes von<br />
Herodes durch die Weisung<br />
im Traum.<br />
Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschiede zwischen<br />
Lukas und Matthäus.<br />
Nur in zwei Punkten stimmen<br />
Lukas und Matthäus<br />
überein, im Geburtsort Jesu<br />
in Bethlehem und im Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Geburt unter Königs<br />
Herodes. Das macht sie<br />
aber nicht unglaubwürdig.<br />
Denn die beiden Evangelisten<br />
verfolgen <strong>mit</strong> ihrer<br />
Schil<strong>der</strong>ung, wie wir gesehen<br />
haben, ganz verschiedene<br />
Absichten. Es geht ihnen<br />
nicht darum historische<br />
Fakten genau zu schil<strong>der</strong>n.<br />
Das war ihnen in <strong>der</strong> Zeit<br />
<strong>der</strong> schriftlichen Abfassung<br />
ihrer Evangelien in den Jahren<br />
ca. 80-100 n. Christus<br />
gar nicht mehr möglich.<br />
Die Evangelisten sind keine<br />
Chronisten, son<strong>der</strong>n Theologen,<br />
die ihre jeweilige<br />
Gemeinde im Blick haben<br />
und die gleiche Wahrheit<br />
in je verschiedener Weise<br />
darstellen.<br />
Pfarrer Heiner Heim