der Pfarreiengemeinschaft Benediktbeuern mit ... - Bistum Augsburg
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„Mit <strong>der</strong> Geburt Jesu war<br />
es so“ (Mt 1,18). Mit diesem<br />
Satz beginnt <strong>der</strong> Evangelist<br />
Matthäus seine Darstellung<br />
<strong>der</strong> Ereignisse um die<br />
Geburt Jesu. Nur zwei <strong>der</strong><br />
Evangelisten haben über<br />
die Geburt Jesu geschrieben,<br />
Matthäus und Lukas.<br />
Sie berichten beide über die<br />
Geburt desselben Kindes,<br />
aber je auf ihre Weise <strong>mit</strong><br />
ganz unterschiedlichen Akzenten<br />
und Deutungen.<br />
Lukas stellt die Geburt<br />
Jesu in den zeitgenössischen<br />
Kontext des<br />
römischen Reiches<br />
„In jenen Tagen erließ Kaiser<br />
Augustus den Befehl, alle<br />
Bewohner des Reiches in<br />
Steuerlisten einzutragen“.<br />
Mit diesem uns allen so vertrauten<br />
Satz beginnt Lukas<br />
seinen Bericht über die Geburt<br />
Jesu. Da<strong>mit</strong> stellt er die<br />
Geburt Jesu ganz bewusst<br />
in die politischen Ereignisse<br />
jener Zeit hinein, in die Welt<br />
des Römischen Reiches zur<br />
Zeit des Kaisers Augustus.<br />
Für den Befehl einer allgemeinen<br />
Volkszählung<br />
im gesamten Römischen<br />
Reich gibt es keine außerbiblischen<br />
Zeugnisse. Man<br />
nimmt an, dass solche Volskzählungen<br />
nur in einzelnen<br />
Gebieten stattfanden,<br />
auf die sich Lukas bezieht.<br />
Lukas interpretiert die geschichtlichen<br />
Ereignisse im<br />
Sinne seines Evangeliums.<br />
Nicht <strong>der</strong> Kaiser Augustus<br />
ist <strong>der</strong> wahre Friedenskönig,<br />
<strong>der</strong> erwartete Retter,<br />
son<strong>der</strong>n dieses Kind, das<br />
in einem Stall geboren<br />
wird. Die Titel, die Lukas<br />
diesem Kind zuschreibt,<br />
sind bewusst gewählt und<br />
vom zeitgenössischen Hintergrund<br />
beeinflusst. Bei<br />
Ausgrabungen im klein-<br />
Thema<br />
„Mit <strong>der</strong> Geburt Jesu war es so“ (Mt 1,18).<br />
Zum Verständnis <strong>der</strong> neutestamentlichen Berichte über die Geburt Jesu<br />
asiatischen Prime (heutige<br />
Westküste <strong>der</strong> Türkei) fand<br />
man eine Marmortafel, die<br />
die Historiker gleichsam als<br />
„steinernes Amtsblatt“, also<br />
als offizielle Ankündigung<br />
des Kaisers für die Provinz<br />
Asien bezeichnen. Den einzelnen<br />
Anordnungen geht<br />
gleichsam als Präambel folgen<strong>der</strong><br />
Text voraus:<br />
„Da die Vorsehung, die unsere<br />
Existenz auf göttliche Weise<br />
ordnet, indem sie Augustus<br />
hervorbrachte, den sie zum<br />
Wohl <strong>der</strong> Menschheit <strong>mit</strong> Tugend<br />
erfüllte und dadurch uns<br />
und unseren Nachkommen<br />
einen Retter (soter) schickte,<br />
<strong>der</strong> den Krieg beendet und alles<br />
neu ordnet: Da <strong>der</strong> Kaiser<br />
durch sein Erscheinen die<br />
Hoffnungen all <strong>der</strong>er übertraf,<br />
die vor ihm schon Evangelien<br />
(euangelia, „gute Nachrichten“)<br />
vorweggenommen hatten<br />
– denn er überbot nicht nur die<br />
Wohltäter vor ihm, son<strong>der</strong>n<br />
ließ auch den künftigen keine<br />
Hoffnung auf Steigerung<br />
mehr: Da für den Kosmos <strong>der</strong><br />
Geburtstag des Gottes <strong>der</strong> Anfang<br />
<strong>der</strong> durch ihn verursachten<br />
Euangelien war.<br />
Dieser Text zu Ehren des<br />
Kaisers Augustus enthält<br />
Begriffe, die auch bei Lukas<br />
vorkommen. Retter, euangelion<br />
(= gute Nachricht bzw.<br />
große Freude), Geburtstag<br />
des Gottes, Wohltäter <strong>der</strong><br />
Menschheit. Bewusst setzt<br />
Lukas dem Kaiserkult ein<br />
Kontrastbild entgegen. Hier<br />
<strong>der</strong> Kaiser aus Rom, dem<br />
Zentrum <strong>der</strong> Welt, dort das<br />
Kind aus <strong>der</strong> galiläischen<br />
Provinz, hier <strong>der</strong> Machthaber,<br />
dessen Entscheidung<br />
die Welt beeinflussen, dort<br />
<strong>der</strong> Knabe, dessen Geburt<br />
die Welt gründlich verän<strong>der</strong>n<br />
wird. Er ist <strong>der</strong> Messias,<br />
<strong>der</strong> Herr, er bringt den<br />
wahren Frieden, nicht Au-<br />
gustus, <strong>der</strong> sich als Friedenskaiser<br />
feiern ließ. Das<br />
ist das wirkliche Euangelion,<br />
die gute Nachricht, die<br />
große Freude, die von dem<br />
Engel, den Hirten verkündet<br />
wird. Im griechischen<br />
Text steht dafür das Wort<br />
„euangelizomai“, das im<br />
weltlichen Bereich für die<br />
Ankündigung des Kaisers<br />
verwendet wurde. Die Verkündigung<br />
<strong>der</strong> Geburt Jesu<br />
bringt den Menschen wahre<br />
Freude, nicht die Versprechungen<br />
des Kaisers. Dieses<br />
Kind ist <strong>der</strong> wahre Retter,<br />
<strong>der</strong> Gesalbte Gottes, <strong>der</strong> aus<br />
dem Judentum kommende<br />
Messias. Er befreit sein Volk<br />
aus Unterdrückung und<br />
Knechtschaft.<br />
So stellt Lukas in seinem<br />
Bericht nicht einfach die<br />
geschichtlichen Fakten dar,<br />
son<strong>der</strong>n er deutet sie. Die<br />
Geburt dieses Kindes in<br />
einem unbekannten Ort Palästinas<br />
in ärmlichen Verhältnissen<br />
ist heilsbedeutsam<br />
für die ganze Welt.<br />
Die Kindheitsgeschichte<br />
bei Matthäus<br />
Eine ganz an<strong>der</strong>e Darstellung<br />
wählt <strong>der</strong> Evangelist<br />
Matthäus. Seine Kindheitsgeschichte<br />
umfasst 4 Teile.<br />
Er setzt den Stammbaum<br />
Jesu an den Anfang, beginnend<br />
<strong>mit</strong> Abraham bis Josef,<br />
dem Mann Mariens (1,1-17).<br />
Der 2. Teil ist die traumhafte<br />
Ankündigung <strong>der</strong> Geburt<br />
Jesu an Josef über das<br />
gnadenhafte Wirken Gottes<br />
an Maria. Die eigentliche<br />
Geburt Jesu wird gar nicht<br />
geschil<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n als<br />
geschehen vorausgesetzt:<br />
„Als Jesus zur Zeit des Königs<br />
Herodes in Bethlehem<br />
in Judäa geboren war …“.<br />
Dem folgt als 3. Teil die<br />
Huldigung <strong>der</strong> Sterndeuter<br />
aus dem Osten (2,1-12) und<br />
schließlich als 4. Teil die<br />
Flucht <strong>der</strong> Heiligen Familie<br />
<strong>mit</strong> dem Kind nach Ägypten,<br />
um dem herodianischen<br />
Kin<strong>der</strong>mord zu entgehen.<br />
Von dort kehrt die Hl. Familie,<br />
wie<strong>der</strong>um auf ein Wei-<br />
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