Vorteil Nr. 72 September 2007

„MEIN ZIEL IST EINE
OLYMpIA-MEDAILLE“
Dein Weg zur Leichtathletik?
Losgegangen ist es in der Schule.
Beim 60-Meter-Lauf im Unterricht
habe ich mich für die Städteolympiade
in Frankreich qualifiziert.
Gab es da noch andere Sportarten?
Ich habe einiges ausprobiert. Fußball,
Tennis, Judo zum Beispiel.
Eigentlich wollte ich beim Fußball
bleiben, habe mir bei einer Aktion
aber ziemlich weh getan. Ich hab mir
dann einfach gedacht, dass Leichtathletik
nicht so gefährlich wie Fußball
ist…
Welche Entbehrungen muss man in
Kauf nehmen, um an die Weltspitze
zu kommen?
Talent ist Voraussetzung, aber
ohne harte Arbeit kommt man nicht
weiter. Verzichten hab ich eigentlich
auf nichts müssen. Ich gehe genauso
mit meinen Freunden ab und zu länger
fort. Zur Zeit eher weniger, weil
ich nach dem Training einfach zu
müde bin.
Schaust du sehr auf deine Ernährung?
Ich bin auf Äpfel, Milch, Nüsse,
Koffein, Gräser und Pollen allergisch,
vertrage manche tierische Fette
ebenfalls nicht. Ansonsten esse ich
alles, was mir schmeckt. Man lernt
damit zu leben. Wichtig ist: ich habe
noch nie in meinem Leben Alkohol
getrunken.
Was war bis jetzt der tollste Moment
in deiner ja noch kurzen Karriere?
Der sechste Platz bei der Hallen-
EM war sicher das Highlight – und
die Quali für die WM mit der Zeit von
45,83 Sekunden. Ich versuche aber,
mir jedes Training zum Highlight zu
machen. Zur Motivation, um Spaß zu
finden, Gaudi mit den Trainingskollegen
zu haben. Volle Konzentration
bei Training und Wettkämpfen ist
Voraussetzung, aber dazwischen ist
Spaß ganz wichtig.
Wie wichtig ist für dich das richtige
Umfeld?
Sponsoren, Eltern, Freunde, Verein,
der Trainer selbstverständlich. Ohne
gutes Umfeld kann man keinen Erfolg
haben. Und das ist ja das Ziel, dass ich
oder wir als Verein Erfolg haben.
Wie bringt man Training, Wettkämpfe
und Ausbildung unter
einen Hut?
Das kommt auf meinen Stundenplan
auf der PÄDAK an. Wenn ich
am Vormittag Unterricht habe, trainiere
ich am Nachmittag, oder umgekehrt.
Ich teile mir das so ein, dass
sich da nichts überschneidet und ich
genügend Regenerationszeit nach
den Trainings habe.
Wieviel Tage bist du bei Meetings,
Trainingslager etc. unterwegs?
Ich bin bei etwa 20 Wettkämpfen
im Jahr. Pro Wettkampf ist man
durchschnittlich zwei Tage unterwegs.
Und dann kommen noch zwei
Wochen Trainingslager dazu.
Wo sieht sich Clemens Zeller kurz-
und mittelfristig seine Ziele?
In einem Jahr sehe ich mich bei
den Olympischen Spielen. Früher
oder später möchte ich auch eine
Medaille holen, sei es bei einer EM,
WM oder bei Olympischen Spielen.
Ich habe meine Ziele durch die Erfolge
schon neu definieren müssen.
Auch zum österreichischen Rekord
fehlt mir nicht mehr viel.
Auf welche Disziplin konzentrierst
du dich in Zukunft?
Ich komme vom 100-Meter- und
200-Meter-Lauf und wir haben
dann langsam auf den 400er aufgebaut.
Ich denke, dass ich beim 400m-Lauf
bleiben werde, wobei ein
Hauptaugenmerk nach wie vor auf
den anderen beiden Distanzen
liegt, da sie sehr wichtig sind
für die Schnelligkeit.
Wie stehst du zum
Thema Doping? Bist
du schon damit konfrontiert
geworden?
Ich habe mit Dopingmittel
selber noch nie
hantiert oder sie in der
Hand gehabt. Natürlich
habe ich es schon mitbekommen,
zum Beispiel
beim Europacup in Prag,
wo wir auf der Toilette
Blut- und Infusionsbeutel gefunden
haben – ich hab mich schnell
umgedreht und bin sofort weg gegangen.
Es ist Sache jedes einzelnen, ob
man in diese Richtung etwas macht.
Wenn man erwischt wird, weiß jeder,
was einen blüht, nämlich eine Sperre
von mindestens zwei Jahren. Ich selber
weiß, dass ich da nichts riskieren
und sauber bleiben werde.
Ist eine Medaille ohne Doping
überhaupt noch möglich?
Mit meiner Zeit bei der Hallen
EM wäre vor zwei Jahren sicher der
zweite Platz drinnen gewesen. Es
ist also möglich, und das ist mein
großes Ziel, vorausgesetzt, ich bleibe
verletzungsfrei. Und wenn nicht,
weiß ich zumindest, dass ich viel
mehr erreicht habe als die meisten
anderen Sportler.
JUGEND i Vorteil 27