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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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Viele Betriebe hatten sich auf diese lokale Flexibilisierung des Arbeitsmarktes bereits<br />

eingestellt. 128<br />

95<br />

Die Umschau war bei den Brauereien in Niederösterreich und Salzburg gang und gebe. Bei<br />

den Granitarbeitern in Mauthausen und Umgebung herrschte die Gepflogenheit, "dass<br />

dieselben am Sonntag, (...) die Brüche abhausieren und dort, wo ihnen die Arbeit, respecitive<br />

das Gestein besser gefällt, um Arbeit vorsprachen". 129 In Oberösterreich, Kärnten und<br />

Salzburg versuchten immer mehr landwirtschaftliche Hilfsarbeiter durch die Umschau in die<br />

Holzverarbeitung und Papierproduktion überzuwechseln. In Tirol beschränkte sich die<br />

Umschau vor allem auf die italienische Arbeiterschaft. In Leoben und Graz hingegen spielte<br />

der Umschau in der Metallverarbeitung eine so große Rolle, dass die dort eröffneten<br />

öffentlichen Arbeitsnachweise in diesen Industriezweigen ihre Klientel kaum fanden. In<br />

manchen Industrien hatten sich Mischformen der Umschau eingependelt. Da es in manchen<br />

Regionen einen Überschuß der sich per Umschau Vorstellenden gab, während andere<br />

Regionen unterversorgt waren, gingen viele Betriebsleiter dazu über, bei befreundeten Firmen<br />

nachzufragen, ob sie arbeitslose Stellensuchenden in ihrer Region empfehlen könnten. Triest<br />

galt als das "Gebiet (wo) stets ein Überschuß von Arbeitern in allen Zweigen vorhanden"<br />

war. 130 Salzburg hingegen wies einen besonderen Bedarf an spezialisierten Arbeitskräften<br />

auf.<br />

"So kommt sie (die "Gewinnung von Arbeitskräften für ganz specielle Leistungen", E.S.) zum<br />

Beispiel nach dem Berichte der Handels- und Gewerbekammer in Salzburg bei den Gas- und<br />

Elektrizitätswerken des dortigen Bezirkes dann in Anwendung, wenn es sich um die<br />

Aufnahme von Monteuren, Rohrlegern oder ähnliche besonders qualifizierten Arbeiter<br />

handelt, für welche in der Regel am Standorte des Unternehmens nicht genügend<br />

Arbeitsgelegenheit vorhanden ist. Auch Aufseherstellen und Posten, für welche eine gewisse<br />

Vertrauenswürdigkeit verlangt wird, gelangen auf solche Weise zur Besetzung". 131<br />

Obwohl die Umschau eher regional beschränkt war, sorgte die Grenzlage der Alpenländer<br />

sicherlich dafür, dass sehr viele dieser wandernden Arbeitsuchenden Ende des 19. und<br />

128 Es liegt auf der Hand, daß gerade in vor dem existierenden Grenzregionen bzw. in Ostcisleithanien, wo sich 1918 neue<br />

Grenzregionen bildeten, die erweiterte Umschau nach dem Ersten Weltkrieg ein “Ausländerproblem” entstehen ließ.<br />

129 Mataya 1898, 287.<br />

130 vgl. Mataya 1898, 286-289.

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