14.02.2013 Aufrufe

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

79<br />

befriedigt, diese Zugeständnisse der Unternehmer aber sehr teuer erkauft. Vor allem mussten<br />

die Buchdruckergehilfen ihre Arbeitsvermittlung aufgeben und der Errichtung eines für<br />

Unternehmer und Gehilfen obligatorischen paritätischen Arbeitsnachweis zustimmen. Die<br />

Monopolisierung des Arbeitsnachweises durch die Gehilfenorganisation war bisher ein<br />

Mittel, durch das die Arbeitslöhne über den vertragsmässigen Mindestlohn hinaufgetrieben<br />

werden konnten. Dieses Machtmittel ist jetzt den Arbeitern entwunden worden. Dieser Erfolg<br />

der Unternehmer wiegt die Zugeständnisse, die sie der Arbeiterschaft gemacht haben,<br />

reichlich auf. 106<br />

Nach der Arbeitsvermittlungsstudie von 1898 wurden lediglich knapp 6% aller in der Studie<br />

erhobenen Stellenvermittlungen durch die Arbeitnehmervereine geleistet. Diese Zahl<br />

beinhaltet nicht nur die Vermittlungstätigkeit der sozialdemokratischen, sondern genauso die<br />

der klerikalen und nationalistischen Arbeitnehmerverbände. Das Bild war jedoch für die<br />

Gewerkschaften wesentlich trister, da bei dieser Erhebung nur ein Bruchteil der durch<br />

Zeitungs- und Fachblätteranzeigen ermöglichten Stellenvermittlungen erhoben werden<br />

konnten. Darüberhinaus arbeiteten viele Vermittlungsagenturen, ähnlich wie im benachbarten<br />

Gewerbe der Wanderungsagenturen, in der Halblegalität. Die illegale Vermittlung von<br />

Menschen konnte als das "zweitälteste" Gewerbe überhaupt bezeichnet werden und<br />

überschnitt sich mit den ältesten in vielen Hinsichten. Die Behörden führten seit<br />

Jahrhunderten einen aussichtslosen Kampf gegen den Menschenschmuggel. Die<br />

Konzessionierung der Stellenvermittlung im Jahre 1848 war nicht nur eine<br />

Begleiterscheinung der steigenden Mobilität im Rahmen der Industrialisierung und<br />

Bauernbefreiung. Durch die Legalisierung und Registrierung des Milieus hoffte man auch die<br />

Vermittlung von Menschen in den Griff zu bekommen. Somit ist anzunehmen, dass die<br />

Dunkelziffer bei der gewerblichen Stellenvermittlung 1895 noch sehr hoch gewesen sein<br />

dürfte und der von Mataja zitierte Anteil von rund 57% viel zu niedrig lag.<br />

c. Die öffentliche Vermittlung und die Parität<br />

1895 wurden von allen Arbeitnehmerorganisationen zusammengerechnet lediglich 18.221<br />

Arbeitsplätze nachweislich vermittelt. Diese Zahl dürfte auch relativ exakt sein, da die<br />

Gewerkschaften registrierte Vereine waren und auf Genauigkeit und Legalität viel Wert<br />

106 Bauer 1914, 243.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!