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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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den wenigen Firmen, welche die Arbeitsvermittlungsstellen bei Besetzung ihrer offenen<br />

Plätze regelmäßig zu Hilfe nehmen, beschränkt sich nämlich die Inanspruchnahme<br />

78<br />

gewöhnlich auf den Fall, dass die Besetzung weder aus den um Arbeit Nachfragenden, noch<br />

durch die Empfehlungen der beschäftigten Arbeiter vollzogen werden kann." 104<br />

Viele Großbetriebe sahen im System der Vermittlungsstellen nur eine schlampige Fortsetzung<br />

der zünftigen Steck- und Zuschickordnung. Es wurde nämlich nicht die Qualifikation und<br />

Motivation des Arbeitnehmers an den Erfordernissen des Betriebs angepaßt, sondern lediglich<br />

die Reihung der Arbeitsuchenden an das Datum des Ansuchens des Arbeitgebers.<br />

"Manche Fabriken bedienen sich daher principiell keiner Vermittlungsstelle mehr, nachdem<br />

sie mit denselben wiederholt üble Erfahrungen gemacht haben wollen. Dies bezügliche<br />

Klagen laufen im allgemeinen dahin, dass man nach Anzeige seines Bedarfes das nächstbeste<br />

Individuum zugesendet erhalte, welches sich zur Übernahme von Arbeiten gemeldet habe.<br />

(...) (D)er geschickte und tüchtige Arbeiter (brauche) überhaupt keine Vermittlung (...). Der<br />

Wechsel betreffe vielmehr zumeist Arbeiter, die minder befähigt sind oder wegen<br />

anderweitiger übler Eigenschaften sich nicht halten können. Diese bildeten das ständige<br />

Publicum der Vermittlungsanstalten". 105<br />

Zu guter Letzt begannen die Gewerkschaften auch ausgerechnet dort ihre Vormachtstellung<br />

bei der Vermittlung zu verlieren, wo sie sich über lange Jahre hinweg eine Monopolstellung<br />

aufgebaut hatten. Für die Arbeitgeber wie für die Sozialdemokratie war es nämlich genauso<br />

offensichtlich, dass die gewerkschaftliche Stellenvermittlung das Klima im Betrieb<br />

beeinflußte. Bei den Belegschaften in den Großbetrieben oder Gewerbszweigen, in die<br />

ausschließlich Gewerkschaftsmitglieder hinvermittelt wurden, mussten in der Regel höhere<br />

Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zugestanden werden. Somit spielte die Kontrolle der<br />

Arbeitsvermittlung bei Arbeitskämpfen oft eine genauso wichtige Rolle wie die der<br />

Reallohnhöhe. Dies wurde beim Streik in der Buchdrückergewerbe 1913 besonders deutlich.<br />

"Aber trotz dieser günstigen Kampfbedingungen mussten die Buchdruckergehilfen ihren<br />

Kampf mit einem Vertrag abschliessen, der zwar manche Forderungen der Arbeiterschaft<br />

104 Mataja 1898, 297.<br />

105 Mataja 1898, 297.

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