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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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488<br />

Die Bereitschaft sich für die Abschaffung des Betriebsratsverbots für Ausländer einzusetzen,<br />

war somit nicht vorhanden. 628<br />

Die Tatsache dass zwischen 50% und 70% der Gastarbeiter in Österreich politisch a priori<br />

inaktiv waren, führte dazu, dass die Protestbewegungen für eine Demokratisierung der<br />

Ausländerpolitik hauptsächlich von Kurden, Türken und untypische Ausländer aus dem<br />

Trikont und der Ersten Welt getragen wurden. Diese inhärente strukturelle Unterentwicklung<br />

der sozialpolitischen Eliten der Gastarbeiter fügte sich nahtlos in die ausländerfeindliche<br />

Haltung des ÖGB, der AK und ihrer Vertreter innerhalb der SPÖ. So entstand eine fatale<br />

Interface der politische Schwäche - seitens der Zuwanderer - und der Ausbeutung und<br />

Unterdrückung - seitens der Sozialpartner und des Staates.<br />

Das System der Entrechtung und Objektwerdung von Ausländer hat seit Mitte der 90er Jahren<br />

internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In den Worte der Dublin Foundation der<br />

EU-Kommission: "(T)he legal regime in Austria produces racism instead of combating it."<br />

(Wrench 1996, 72) Die Ursache hierfür sei - so einer EU-Studie zur Bekämpfung von<br />

Rassismus am Arbeitsplatz in den 15 EU-Staaten und Norwegen - die Einbettung des ÖGB in<br />

der arbeitsmarktpolitischen Einscheidungsprozesse des Sozialstaates im Rahmen der<br />

Sozialpartnerschaft. Das Allgemeinwissen der Union, wonach mehr Gewerkschaft nicht nur<br />

mehr Demokratie, sondern auch weniger Rassismus und Sexismus bedeute, wurde durch den<br />

EU-Beitritt Österreichs widerlegt. Die Erweiterung der EU im Jahre 1995 war somit nicht nur<br />

von wirtschaftlicher, politischer und militärischer, sondern auch von immanent<br />

politikwissenschaftlicher Relevanz. Das renommierte European Foundation for the<br />

Improvement of Living and Working Conditions hat in einer<br />

1996 veröffentlichten Studie festgestellt. Dass man nunmehr, bei zukünftigen<br />

Untersuchungen in der Union, Diskriminierung und Fremdenhaß nicht nur bei den<br />

Unternehmer, Behörden, der Presse und den deklariert ausländerfeindlichen Parteien und<br />

628 Diese Einschätzung wurde durch die Tätigkeit des Autors im Vorstand der Ausländerberatungsstelle VeBBAS in<br />

Salzburg bestätigt. Die Jugoslawen in Österreich waren von ihrer Herkunft maßgeblich geprägt. Hinzu kamen die direkten<br />

organisatorischen und geheimpolizeilichen Kontrollen durch die jugoslawischen Massenorganisationen und Behörden. Von<br />

österreichische Seite wurde das politisch Abstinenz von der Arbeiterkammer mit Subventionen an den jugoslawischen<br />

Vereine für Sport und Kultur reich belohnt. Darüber hinaus spielten die Kontakte, die die lokale Sozialdemokratie über das<br />

Innenministerium oder durch persönliche Beziehungen zur Fremdenpolizei hatten eine wichtige Rolle bei der<br />

Aufenthaltssicherung. Da Gastarbeiter - auch mit einer Befreiungsschein - keinen Rechtsanspruch auf einem unbefristeten<br />

Aufenthaltsgenehmigung oder die Einbürgerung erwerben könnten, war eine Intervention seitens der örtlichen Sozialisten<br />

oft ausschlaggebend. Die Spielregeln in dieser halblegalen Milieu waren die Zuwanderer aus Jugoslawien allzu bekannt.

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