REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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14.02.2013 Aufrufe

444 Flüchtlinge ab 1946 auch vom Land Salzburg direkt nach Italien und zwar über Krimml ins Südtiroler Ahrntal weiter. Die USA weigerte sich, die Flüchtlinge, die von den Briten oder Italienern gestellt wurden, zurückzunehmen. "Durch diese Route ersparten sich die Flüchtlinge den Weg durch die französische Zone und über die besser bewachten Grenzübergänge. Wie andere hochgelegene Grenzübergänge konnte auch der Weg über die Krimmler Tauern in mehr als 2600 Metern Seehöhe im Winter natürlich nicht benutzt werden. Im Sommer 1947 gewann dieser Alpenübergang nach Südtirol für die "Brichah" enorm an Bedeutung. Man begann, große Gruppen von 300 bis 400 Personen über Krimml ins Ahrntal zu schicken." (Albrich 1987, 165-166). 3. Ende der Fremdbestimmung Das Jahr 1955 war für die österreichische Ausländerpolitik ein Jahr des Umbruchs. Noch im März dieses Jahres wurde die Gendarmerie von den Sowjets gezwungen, Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer abzuschieben. "Der geflüchtete tschechische Soldat an der Grenze verhaftet und ausgeliefert: Sechzehn Stunden nach seiner Flucht aus der Tschechoslowakei wurde gestern abend der tscheschische Grenzsoldat Franz Kreiglas in der Ortschaft Ottenthal, nicht weit von der Brünner Straße entfernt, von der Gendarmerie aufgegriffen. Auf Befehl der russischen Kommandantur in Mistelbach musste er noch in der Nacht der Besatzungsmacht ausgeliefert werden." (Weltpresse 18.3.1955, SoWiDok AK Wien) Am Sonntag, 15. Mai 1955 wurde der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Bereits eine Monat später begann sich die Gendarmerie offiziell gegen die Rückschiebepolitik der Sowjets aufzulehnen. Die Zeit der eigenständigen österreichischen Ausländerpolitik war angebrochen. Neues Österreich, 16.6.1955 NACH UNGARISCHEN FLÜCHTLINGEN WIRD NICHT MEHR GEFAHNDET Die Sowjets suchten drei Soldaten und zwei Priester - Im Kommissariat Josefstadt meldeten sich drei halbwüchsige Ungarn. In den letzten Tagen gelang es mehreren ungarischen Flüchtlingen, die österreichische Grenze zu überschreiten. Keiner der Geflohenen konnte von den Sowjets verhaftet und dem ungarischen Grenzschutz überstellt werden. Zum ersten Mal verweigerte die österreichische Gendarmerie offiziell die Befolgung eines sowjetischen Auftrages: Die Eisenstädter Innenminister Karl Blecha und Theodor Veiter, Beiratspräsident der AWR, Vaduz versehen.

445 Kommandantur forderte das burgenländische Landesgendarmeriekommando auf, nach drei ungarischen Deserteuren zu fahnden. Die österreichische Dienststelle lehnte es jedoch ab, sich an dieser Suche zu beteiligen. (...)" (SoWiDok AK Wien) Schließlich gab die Bundesregierung im Oktober 1955 bekannt, dass keine Flüchtlinge mehr an ihren Herkunftsländer ausgeliefert werden sollten. Österreich sollte nach Meinung des Bundeskanzlers mit dem Staatsvertrag das Asylrecht im vollem Umfang respektieren, "wie dies einer freien demokratischen Nation gezieme." (Das Kleine Volksblatt, 27.10.1955). Im gleichen Monat stellte aber die Republik Österreich zum ersten Mal fest, dass sie ein Flüchtlingsproblem hatte. Gegenüber den Intergovernmental Committee for European Migration (ICEM) bestätigte das Innenministerium, dass die Zahl der "Eisernen Vorhang Flüchtlinge" sprunghaft zugenommen hätte, seitdem Österreich Flüchtlinge nicht mehr an ihre Heimatländer ausliefere. "The Austrian authorities are becoming concerned about the increase in refugees entering Austria since the signing of the State Treaty. The number of Iron Curtain refugees seeking asylum in Austria has been increasing since it has been know that Soviet troops are leaving Austria and that the Austrian police need no longer surrender the escapees to the occupation power. A total of 615 refugees arrived between July 2 and September 21. Most of them come from Yugoslavia with minor numbers coming from Hungary, Rumania, Bulgaria, Czechoslovakia, East-Germany and Poland." (IOM,1955,XXXXI,10) Am Ende der Besatzungszeit hatte Österreich noch immer eine beträchtlich hohe Anzahl an Flüchtlingen zu versorgen. Diese hatten sich verständlicherweise in den drei westlichen Zonen, und hier vor allem im goldenen Westen, konzentriert. Von insgesamt fast 230.000 Flüchtlinge befanden sich nur 28.545 in der sowjetischen Zone.

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Flüchtlinge ab 1946 auch vom Land Salzburg direkt nach Italien und zwar über Krimml ins<br />

Südtiroler Ahrntal weiter. Die USA weigerte sich, die Flüchtlinge, die von den Briten oder<br />

Italienern gestellt wurden, zurückzunehmen. "Durch diese Route ersparten sich die<br />

Flüchtlinge den Weg durch die französische Zone und über die besser bewachten<br />

Grenzübergänge. Wie andere hochgelegene Grenzübergänge konnte auch der Weg über die<br />

Krimmler Tauern in mehr als 2600 Metern Seehöhe im Winter natürlich nicht benutzt<br />

werden. Im Sommer 1947 gewann dieser Alpenübergang nach Südtirol für die "Brichah"<br />

enorm an Bedeutung. Man begann, große Gruppen von 300 bis 400 Personen über Krimml<br />

ins Ahrntal zu schicken." (Albrich 1987, 165-166).<br />

3. Ende der Fremdbestimmung<br />

Das Jahr 1955 war für die österreichische Ausländerpolitik ein Jahr des Umbruchs. Noch im<br />

März dieses Jahres wurde die Gendarmerie von den Sowjets gezwungen, Flüchtlinge in ihre<br />

Herkunftsländer abzuschieben. "Der geflüchtete tschechische Soldat an der Grenze verhaftet<br />

und ausgeliefert: Sechzehn Stunden nach seiner Flucht aus der Tschechoslowakei wurde<br />

gestern abend der tscheschische Grenzsoldat Franz Kreiglas in der Ortschaft Ottenthal, nicht<br />

weit von der Brünner Straße entfernt, von der Gendarmerie aufgegriffen. Auf Befehl der<br />

russischen Kommandantur in Mistelbach musste er noch in der Nacht der Besatzungsmacht<br />

ausgeliefert werden." (Weltpresse 18.3.1955, SoWiDok AK Wien) Am Sonntag, 15. Mai<br />

1955 wurde der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Bereits eine Monat später begann<br />

sich die Gendarmerie offiziell gegen die Rückschiebepolitik der Sowjets aufzulehnen. Die<br />

Zeit der eigenständigen österreichischen Ausländerpolitik war angebrochen.<br />

Neues Österreich, 16.6.1955<br />

NACH UNGARISCHEN FLÜCHTLINGEN WIRD NICHT MEHR GEFAHNDET<br />

Die Sowjets suchten drei Soldaten und zwei Priester - Im Kommissariat Josefstadt meldeten<br />

sich drei halbwüchsige Ungarn.<br />

In den letzten Tagen gelang es mehreren ungarischen Flüchtlingen, die österreichische Grenze<br />

zu überschreiten. Keiner der Geflohenen konnte von den Sowjets verhaftet und dem<br />

ungarischen Grenzschutz überstellt werden. Zum ersten Mal verweigerte die österreichische<br />

Gendarmerie offiziell die Befolgung eines sowjetischen Auftrages: Die Eisenstädter<br />

Innenminister Karl Blecha und Theodor Veiter, Beiratspräsident der AWR, Vaduz versehen.

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