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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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433<br />

Überleitungsgesetz seine Grundlage entzogen 566 , jedoch mit nichts ersetzt. In guter Tradition<br />

der internationalistischen Rätedemokratie begannen die Arbeiter in den Betrieben in der<br />

Folge spontan eigene demokratische Betriebsräte zu wählen. "Zunächst wurden mit<br />

Unterstützung der zugelassenen politischen Parteien und der Gewerkschaften provisorische<br />

Betriebsräte und Vertrauensleute gebildet. Dabei lehnte man sich an das nicht wieder in Kraft<br />

getretene BRG.-19 an. Dies zeigt, dass keineswegs die Belegschaft erst durch ein Gesetz zu<br />

einer Gemeinschaft zusammengeführt werden muß. Es besteht vielmehr schon vorher eine<br />

natürliche Interessengemeinschaft, die auch ohne gesetzliche Basis sich die nötigen Vertreter<br />

und Organe schaffen kann." (Floretta/Strasser 1973, 8). Diese natürlichen<br />

Interessengemeinschaften in den österreichischen Betrieben stützte sich auf das<br />

Betriebsratsgesetz von 1919, atmete also den internationalistischen, antirassistischen Geist<br />

der revolutionären Rätedemokratie der Jahre des Zusammenbruchs der mitteleuropäischen<br />

Monarchien am Ende des Ersten Weltkrieges. Diese Aufbruchsstimmung in den Betrieben<br />

bildete für die Logik des sich anbahnenden Kalten Krieges eine Gefahr und wurde von der<br />

Führung der SPÖ auch als solche erkannt. Wie in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ging<br />

es nun in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg darum, die spontanen<br />

Organisationen der Arbeiter durch ein Betriebsratsgesetz zu domestizieren (Prader 1975).<br />

Eine der bisher wenig erforschte Facetten dieser Strategie der Gewerkschaftsführung war die<br />

Aufrechterhaltung des rassistischen Betriebsratsverbots der Austrofaschisten.<br />

Nach der Erfahrung mit dem österreichischen und reichsdeutschen Faschismus war ein<br />

Großteil der Arbeiter radikalisiert. Viele Sozialdemokraten strebten nach dem Versagen der<br />

gemäßigten Parteiführung im Bürgerkrieg 1934 ein Bündnis mit den Kommunisten an, das<br />

eine absolute Mehrheit im Parlament mit sich gebracht hätte. Das Betriebsratsgesetz vom<br />

1947 kann also als Versuch gewertet werden, einerseits durch Konzessionen an die Basis, das<br />

revolutionäre Potential in den Betrieben zu dämpfen und durch eine Zentralisierung der<br />

Betriebsratsarbeit unter der Führung der Gewerkschaften und AK, den Rätegedanken<br />

organisatorisch zu zähmen. Nach Floretta/Strasser brachte das Betriebsratsgesetz von 1947<br />

keine wesentliche Veränderung mit sich. "Mit dem Gesetz vom 28.3.47, BGBl.Nr.97, in Kraft<br />

getreten am 2.8.47, wurde das neue Betriebsräterecht geschaffen, das in seinen<br />

566 Gleich nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Jahre 1945 wurde § 9 AOG., der die<br />

Berufung der Vertrauensmänner festlegt, wegen seines nationalsozialistischen Gedankengutes durch §1 Abs. 1 Rechts-<br />

Überleitungsgesetz, StGBl. Nr. 6/45, aufgehoben; dies wurde gemäß §1 Abs. 2. Leg. cit. durch Kundmachung der

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