14.02.2013 Aufrufe

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

426<br />

Arbeitserlaubnis in der Weise miteinander verbunden worden, dass der Arbeitgeber nur eine<br />

Beschäftigungsgenehmigung beantragen musste, wobei ein Antrag auch für mehrere bekannte<br />

wie unbekannte Personen gelten konnte." Der Arbeitgeber hielt somit, so zu sagen, alle<br />

Trümpfe in den Hand. Die Arbeitnehmer wurden zum rechtlosen Objekte 554 des<br />

Genehmigungsverfahrens degradiert. Hierzu kam, dass die bescheidene Verbesserung, die<br />

den Ausländern von der bürgerlichen Regierung General Schleichers noch am Ende der<br />

Weimarer Republik zugestanden wurde, nun auf Drängen des sozialdemokratischen<br />

Sozialministers Karl Maisel wieder rückgängig gemacht wurde. Der auf Ausländerintegration<br />

zielende Befreiungsschein wurde mit dem Erlaß von 1948 ersatzlos aus der Weimarer<br />

Verordnung von 1933 gestrichen.<br />

Diese Wendung in der Ausländerpolitik gleich am Anfang der Zweiten Republik ist von<br />

zentraler Bedeutung. Sie knüpfte an die zwei wichtigen Traditionen der Ausländerpolitik aus<br />

der Ersten Republik an. Einerseits wurde die Forderung nach der paritätischen<br />

Weiterentwicklung einer eigenständigen österreichischen Beschäftigungspolitik im Interesse<br />

der inländischen Bevölkerung zügig durchgesetzt. Im Gegensatz zu Westdeutschland gelang<br />

es den österreichischen Sozialdemokraten, der Arbeiterkammer und dem Österreichischen<br />

Gewerkschaftsbund sich noch in der Umorientierungsphase der unmittelbaren<br />

Nachkriegsmonate als Block zu konsolidieren und politikfähig zu handeln. Angesichts der<br />

Überflutung des österreichischen Arbeitsmarktes 555 mit Reichsdeutschen, volksdeutschen<br />

Vertrieben und Flüchtlingen, feindlichen Gastarbeitern, fremdsprachigen Flüchtlingen und<br />

Displaced Persons (DP) - also Überlebende der reichsdeutschen Konzentrationslager,<br />

Kriegsgefangenenlager und des Zwangsarbeitereinsatzes - spielte die Zuwanderungsfrage<br />

keine relevante Rolle. Es kann der SPÖ und den Arbeitnehmervertretern einzig und allein um<br />

die Besetzung der Ausländerbeschäftigung als wesentlichem Bestandteil der öffentlichen<br />

Arbeitsmarktverwaltung gegangen sein. 556 Die zweite Tradition der Ersten Republik, die<br />

554 Nach Matuschek wurde diese Entrechtungsstrategie der Gewerkschaften und AK bis zur Verabschiedung des<br />

Ausländerbeschäftigungsgesetz vom 20. März 1975 (AuslBG 218/1975) konsequent weiter verfolgt (Matuschek 1985, 185).<br />

Mit dem Inkrafttreten des AuslBG am 1. Jänner 1976 verloren die staatsfremde Arbeitnehmer nun komplett die Verfügung<br />

über ihre Arbeitskraft in Österreich, ein Zustand den die Gewerkschaften seit Anfang der 20er Jahren angestrebt hatten.<br />

555 Für diese Arbeitnehmer waren am Ende des Krieges zu erst einmal die Alliierten bzw. die UNO zuständig.<br />

556 Hier wäre ein neuerlicher Vergleich mit der BRD von Nutzen. Die ehemalige Ostmark und die drei westlichen<br />

Besatzungszonen des Altreichs teilten das gleiche militärische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und demographische<br />

Schicksal. Auch die demokratische Gewerkschaftsbewegungen und Parteien beider Gebiete wurden etwa zur gleichen Zeit<br />

verboten bzw. wiederzugelassen. Die einzige wichtige Unterschiede zwischen den beiden besetzten Teile des ehemaligen<br />

Deutschen Reiches waren politischer Natur. Durch die Moskauer Erklärung von 1943 wurde Österreich - trotz seiner<br />

unmittelbaren Beteiligung an den reichsdeutschen Verbrechen gegen der Menschheit - als Opfer des Nationalsozialismus<br />

anerkannt und von Kriegsschuld entlastet. Am 13. April - also fast ein Monat vor Kriegsende - wurde Wien von der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!