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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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einberufen. Ausländische Zivilarbeiter, aber auch russische und italienische<br />

Kriegsgefangenen mussten besser behandelt werden, da es immer klarer wurde, dass man den<br />

Zugang zum östlichen Arbeitsmarkt langsam verlieren würde. Die Vernichtung der<br />

sowjetischen Gefangenen durch Arbeit musste aufgegeben werden.<br />

Die Bergbautraditionen der uralten ostalpinen Montanindustrie stützte sich auf die Solidarität<br />

und Abschottung einer im Grunde verhältnismäßig heterogenen Arbeiterschaft. Solange die<br />

Geheimnisse des Bergbaus bewahrt bleiben konnten, waren die Knappen des Mittelalters und<br />

der frühen Neuzeit in der Lage, ihren Stand gegenüber dem Staat zu behaupten. Bis zum<br />

Ersten Weltkrieg wurden diese arbeitnehmerspezifischen Bräuche überlagert von den<br />

Vorstellungen einer traditionslosen, militarisierten Kohlen- und Eisenbergbauindustrie. Unter<br />

der Oberfläche lebte die alte Bergbaukultur in Westösterreich weiter.<br />

Die in Cisleithanien mit dem Einsatz von Kgf. gemachten Erfahrungen unterschieden sich<br />

von den gleichgelagerten Erfahrungen im Deutschen Reich. Die Reichsdeutschen<br />

verschleppten Hunderttausende Zivilarbeiter aus Ost- und Westeuropa während des Ersten<br />

Kriegs und sammelten durch ihren Einsatz in der Landwirtschaft und Industrie wichtige<br />

Erkenntnisse für eine abgestufte Verwendung von Kriegsgefangenen und zivilen<br />

Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Cisleithanien, als typisches Auswanderungsland,<br />

hatte für die Mehrheit seiner russischen, italienischen und serbischen Kgf. bis 1916 kaum<br />

Verwendung. Durch die steigende Arbeitslosigkeit gegen Ende des Kriegs wurden wieder<br />

Hunderttausende Ausländer überflüssig.<br />

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die reichsdeutsche Regierung lediglich ein<br />

gutes Jahr Zeit gehabt, um ihre neuen Untertanen in den neu erworbenen ostmärkischen und<br />

sudetischen Gebieten von der Richtigkeit ihrer neuen Rassenpolitik zu überzeugen. Gegen<br />

diese scheinwissenschaftliche, völkische Lehre der genetischen Überlegenheit des Deutschen<br />

sprachen im Tennengau über hundert Jahre Erfahrung in der Habsburger Monarchie, eine<br />

bäuerlich-katholische Tradition, der traditionelle Zusammenhalt zwischen In- und Ausländern<br />

im Bergbau und die Erfahrungen mit Kgf. während des Ersten Weltkrieges in Cisleithanien.<br />

Neben diese österreichspezifischen Gesichtspunkte kamen Argumente, die sich auf Vernunft,<br />

Ethik, Solidarität und Wirtschaftlichkeit stützten, also Überlegungen, die alle Bürger des<br />

Deutschen Reiches gleichermaßen zugänglich waren. Während beider Weltkriege lebten und

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