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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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5. Gemeinsamkeiten und Eigenart<br />

413<br />

Die Privilegien der österreichischen Bergarbeiter wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts<br />

schrittweise abgebaut. Das wichtigste Privilegien bildete die Militärbefreiung. Mit dem<br />

Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstand eine neue Kategorie von unfreien Bergarbeitern, die<br />

sogenannten Landsturmbergarbeiterabteilungen. Hierzu gesellten sich unfreie, ausländische<br />

Arbeiter, die als Kriegsgefangene sogar eine Aufwertung ihrer Lage erlebten, indem sie<br />

außerhalb ihres Stammlagers arbeiten und verdienen durften. Ausländer und Inländer ging es<br />

- mit einer Ausnahme - im Ersten Weltkrieg gleich schlecht. Inländer waren nämlich insofern<br />

besser gestellt als sie sich in ihrer Freizeit im Ort frei bewegen und dadurch zusätzliche<br />

Lebensmittel- und Bekleidungsquellen (Kriegsgärten, Schleichhandel) erschließen konnten.<br />

Die Lage im Zweiten Weltkrieg wich in einem entscheidenden Punkt von jenen im Ersten<br />

Weltkrieg ab. Inländer und Ausländer waren zwar unter den Nationalsozialisten<br />

gleichermaßen unfrei und drakonischen Strafen ausgesetzt, sollten sie sich dem Willen des<br />

Betriebsführers widersetzen. Für den Ausländern kam aber eine nach der<br />

scheinwissenschaftlichen Rassenlehre abstufte, völkische Hierarchie hinzu, die Juden und<br />

Slawen schlechter stellte und unter der vor allem die Polen, Russen und (ab 1943) auch die<br />

Italiener zu leiden hatten.<br />

Die Abschaffung der Militärbefreiung ging Hand-in-Hand mit einer Abwertung der<br />

Bergarbeit an sich. In beiden Weltkriegen wirkte sich dies auf die kriegswichtigen Industrien<br />

verheerend aus, die auf eine ständig steigende Zufuhr von Rohstoffen und Energie<br />

angewiesen waren. Im Ersten Weltkrieg führte die sich anbahnende Krise zu einer<br />

Besserstellung der inländischen Bergarbeiter. Dies verbesserte die Lage der ausländischen<br />

Arbeiter im gleichen Betrieb. Vor allem im letzten Kriegsjahr solidarisierten sich<br />

einheimische und fremde Bergarbeiter bzw. fremdsprachigen Wachmannschaften und<br />

feindliche Kriegsgefangene miteinander gegen den sich aus vollkommen unfähig erweisenden<br />

cisleithanischen Staat. Militär und Zivilbehörden reagierten zuerst mit Härte, sahen sich dann<br />

aber genötigt, viele Zugeständnisse zu machen, um die Bergbauindustrie überhaupt<br />

aufrechtzuerhalten. Im Zweiten Weltkrieg wirkte sich eine Systemkrise, ausgelöst durch die<br />

kriegsentscheidende Niederlage in Stalingrad negativ für Inländer und positiv für Ausländer<br />

aus. Immer mehr Bergarbeiter wurden, trotz ihrer Uk-Stellen zum aktiven Kriegsdienst

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