REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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14.02.2013 Aufrufe

410 diesem späten Datum anzunehmen, dass die überwiegende Mehrheit der Arbeiter aus dem Kgf-Lager Markt Pongau stammten obwohl Insassen des Halleiner Nebenlagers-Dachau (Dachau,1976,17549,NL-Hallein) auch zu dieser Zeit vor Ort im Stollenbau arbeiteten. “Der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Amt Bau - OT - Amtsgruppe Technik Abt. Unterirdische Bauten Niederschrift über die am 7.11.44 erfolgte Besprechung über die Planung des Bauvorhabens Kiesel in der Firma Eugen Grill Werke Hallein (…) Auf Grund dieser Besprechung stellt die Firma Mayereder, Kraus & Co. in Benehmen mit der OT Ob"Bauleitung, H.Ob. Bauleiter K.(…) einen Terminplan auf (…). Nicht geklärt werden konnte die Frage der Unterbringung der Arbeitskräfte, die gesondert nochmals untersucht werden muss. Bei dem augenblicklichen Bauvorhaben sind 380 Arbeitskräfte eingesetzt. Es fehlen bei den jetzigen Bauvorhaben mindestens 50 Arbeitskräfte, wobei der Zuzug durch die Firma Deuring & Ritzert mit 100 Mann schon einberechnet ist. Für das Bauvorhaben Kiesel II sind sofort 400 Mann und 20 Tage später weitere 400 Mann erforderlich.” (Saline,1945,T-7-20,Grill) Die Verlegung der Rüstungsproduktion der Grill Werke untertags konnte dann tatsächlich bis Kriegsende in die Tat umgesetzt werden. Unter welchen Umständen die Fremdarbeiter und Kgf. arbeiten mussten, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, lässt sich nur vermuten. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der Arbeitsalltag ähnlich brutal war, wie die Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter bei einem vergleichbaren, jedoch viel größeren Stollenbauprojekt unweit der Saline in Ebensee (Freund 1989). c. Alltag in Hallein Über den geteilten Alltag der ausländischen und inländischen Einwohner Halleins lässt sich aus den Akten nur wenig ablesen. Feststeht, dass sowohl die Gastarbeiter aus befreundeten

411 Ländern wie Italien (bis 1943) oder Kroatien wie die feindlichen Zwangsarbeiter und Kgf. aus Polen, Italien (ab 1943) und der Sowjetunion allseits präsent waren. Viele Ausländer waren freiwillig ins Deutsche Reich gekommen, um dem Wehrdienst zu Hause zu entgehen, weil sie sich als Volksdeutsche ein besseres Leben erwarten oder weil sie hofften, in dieser modernen Supermacht besser verdienen und dadurch ihre Familien zu Hause besser ernähren zu können. Andere, wie die sowjetischen, polnischen und Teile der italienischen Zivilarbeiter wurden ins Deutsche Reich verschleppt. Manche, wie ein Großteil der Italiener aber auch Franzosen, waren ursprünglich Kriegsgefangene, konnten aber ab 1944 ihren Status in den eines Zivilarbeiters umstellen lassen. Die Ausländer in Hallein wurden entsprechend einer hierarchischen Rassenskala behandelt. So erhielten Imis und russische Kgf in Hallein Anfang 1944 folgende abgestufte Tagessätze in Reichsmark. “Internierte Italiener Gefangene Sowjetrussen Stalag Kgf.Anteil Stalag Kgf.Anteil 8-St.Schicht 2.70 1.40 3.40 0.70 9-St.Schicht 2.95 1.60 3.75 0.80 Bei besonderem Einsatzeifer einzelner Gefangener ohne Gedingarbeit kann auch ein Zuschlag (bei den Italienern bis zu 40 Rpf je Schicht, bei den Sowjetrussen bis zu 20 Rpf je Schicht) gewährt werden.” (Saline,1944,J/D,ital.Kgf.) Gastarbeiter und ehemaligen Kgf. im Zivilarbeiterstatus waren den Reichsdeutschen und deutschsprachigen Ausländern offiziell lohnmäßig gleichgestellt. Da ihre Arbeitsleistung nicht notwendigerweise höher lag wie Kgf. blieben sie im Bergbau Arbeitnehmer zweite Wahl. Folgende Aufstellung der Sudhütte zeigt wie profitabel die Verleihung von Kgf. für die Stammlager in Markt Pongau sein konnten bzw. welche Ersparnis sie gegenüber ausländischen Zivilarbeiter darstellten.

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Ländern wie Italien (bis 1943) oder Kroatien wie die feindlichen Zwangsarbeiter und Kgf. aus<br />

Polen, Italien (ab 1943) und der Sowjetunion allseits präsent waren. Viele Ausländer waren<br />

freiwillig ins Deutsche Reich gekommen, um dem Wehrdienst zu Hause zu entgehen, weil sie<br />

sich als Volksdeutsche ein besseres Leben erwarten oder weil sie hofften, in dieser modernen<br />

Supermacht besser verdienen und dadurch ihre Familien zu Hause besser ernähren zu können.<br />

Andere, wie die sowjetischen, polnischen und Teile der italienischen Zivilarbeiter wurden ins<br />

Deutsche Reich verschleppt. Manche, wie ein Großteil der Italiener aber auch Franzosen,<br />

waren ursprünglich Kriegsgefangene, konnten aber ab 1944 ihren Status in den eines<br />

Zivilarbeiters umstellen lassen. Die Ausländer in Hallein wurden entsprechend einer<br />

hierarchischen Rassenskala behandelt. So erhielten Imis und russische Kgf in Hallein Anfang<br />

1944 folgende abgestufte Tagessätze in Reichsmark.<br />

“Internierte Italiener Gefangene Sowjetrussen<br />

Stalag Kgf.Anteil Stalag Kgf.Anteil<br />

8-St.Schicht 2.70 1.40 3.40 0.70<br />

9-St.Schicht 2.95 1.60 3.75 0.80<br />

Bei besonderem Einsatzeifer einzelner Gefangener ohne Gedingarbeit kann auch ein Zuschlag<br />

(bei den Italienern bis zu 40 Rpf je Schicht, bei den Sowjetrussen bis zu 20 Rpf je Schicht)<br />

gewährt werden.” (Saline,1944,J/D,ital.Kgf.)<br />

Gastarbeiter und ehemaligen Kgf. im Zivilarbeiterstatus waren den Reichsdeutschen und<br />

deutschsprachigen Ausländern offiziell lohnmäßig gleichgestellt. Da ihre Arbeitsleistung<br />

nicht notwendigerweise höher lag wie Kgf. blieben sie im Bergbau Arbeitnehmer zweite<br />

Wahl. Folgende Aufstellung der Sudhütte zeigt wie profitabel die Verleihung von Kgf. für die<br />

Stammlager in Markt Pongau sein konnten bzw. welche Ersparnis sie gegenüber<br />

ausländischen Zivilarbeiter darstellten.

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