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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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einer Gefühllosigkeit sondergleichen betrieben hat, obwohl wir zur Zeit des<br />

Flüchtlingsaufenthaltes noch erträglicher versorgt waren.” (23.08.1918, 3)<br />

Die im allgemein ausländerfreundliche Berichterstattung der Arbeiterpresse hat sicherlich zur<br />

Schaffung von kollegialen Gefühlen zwischen den russischen bzw. italienischen Arbeitern<br />

einerseits und den deutschösterreichischen andererseits beigetragen. Nur in einem Bereich<br />

scheint die ganze Bevölkerung - inklusive der Sozialdemokratie - mit Fremden größere<br />

Schwierigkeiten gehabt zu haben und zwar mit den fremdsprachigen Soldaten des<br />

gemeinsamen österreichisch-ungarischen Heeres. Koch (1981, 73) berichtet, dass bereits im<br />

Oktober 1918 die vorwiegend fremdsprachigen Wachmannschaften (Slowenen, Rumänen,<br />

Ruthenen, Tschechen, Mährer) in Cisleithaniens größtem Kriegsgefangenenlager,<br />

Sigmundsherberg, sich auf eigene Faust auf dem Heimweg machten. In der Steirmark<br />

sprachen Teile der Eskortmannschaften, die die Kgf. zu und von der Arbeit begleiteten, kein<br />

Wort Deutsch und tendierten, sich eher mit den Kgf. als mit der deutschen Bevölkerung zu<br />

solidarisieren (Hansak 1991, 96; 152). In Grödig war die Lage besonders kraß, da das Lager I<br />

von einer rein cisleithanischen und Lager II von einem rein transleithanischen Wachbataillon<br />

bewacht wurde, wobei nicht feststeht wie viele dieser Soldaten wirklich Deutsch bzw.<br />

Ungarisch sprechen konnten (Haslauer 1990, 217). Schließlich polemisierte der Salzburger<br />

Wacht am 18. August 1918 gegen die fremdsprachigen Einheiten in Salzburg in dem Artikel<br />

“Ist Pinzgau ein Feindesland oder ist es in Feindeshand” (4).<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Zusammenleben der Halleiner und fremden<br />

Arbeiter in der Saline im Ersten Weltkrieg relativ reibungslos vor sich ging. Auch das<br />

Zusammenleben im allgemeinen dürfte relativ wenig Probleme aufgeworfen haben. Die<br />

Russen, die noch 1918 im Tennengau beschäftigt war, wurden bereits ab den Frühjahr<br />

schrittweise nach Hause geschickt. Ab 5. November wurde auch das Lager in Grödig<br />

schrittweise entvölkert, die Kriegsgefangenen und Flüchtlinge heimtransportiert. Ab<br />

Kriegsende am 11.November 1918 konnte die Repatriierung der italienischen Kgf. und<br />

Welschtiroler Flüchtlinge mit Unterstützung der reichsitalienischen Behörden (Salzburger<br />

Wacht 16.12.1918, 2) ungehindert durchgeführt werden. Am 15.1.1919 wurde das Lager in<br />

Grödig liquidiert (Haslauer 1990, 220). Die Erfahrung der Ausländerbeschäftigung im Kriege<br />

dürfte für die Bevölkerung im allgemeinen eine neutrale gewesen sein. Für die Russen und<br />

Italiener, die in der Halleiner Sudhütte arbeiteten, wich die Erfahrung als Zwangsarbeiter im

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