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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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Im Land Salzburg wurden einige Fällen aktenkundig, in dem sich Einheimische an den<br />

Trennung des Alltags zwischen In- und Ausländer nicht hielten.<br />

“Es mehren sich in letzter Zeit Meldungen beim hierortigen Stationskommando seitens<br />

Patrouillen und Wahrnehmungen durch eigene Organe, dass kriegsgefangene Russen, welche<br />

zur Arbeit ausserhalb der KGFL. in Zuteilung sind, ohne jede Aufsicht teilweise auch<br />

vollständig in Zivil gekleidet, in der Stadt herumgehen (insbesonders an Sonntagen),<br />

Gasthäuser besuchen und sich vollkommen betrinken.<br />

Beispiele: Sonntag den 14. d.M. waren im Gasthause beim Giger (Stiegelkeller Nr.2 Mülln)<br />

sechs Russen in total berauschtem Zustande: im Zentral Kino (Linzergasse) am gleichen Tage<br />

vier Russen (drei in Uniform, einer in Civil). Die Eintrittskarten hiefür bezahlte Frau Luise<br />

M(…) (Schwiegertochter vom Südfruchthändler A(…)).<br />

Die beim Barackenunternehmer Kirschbichler in Oberndorf arbeitenden Russen erfreuen sich<br />

des Abends und in der Nacht der vollstaendigen Freiheit, sitzen in den Gasthäusern oder<br />

besuchen das dortige Theater. Nicht besser scheint es in Grafenhof (Schwarzach-St.Veit)<br />

zuzugehen, wo die Russen mit dortigen Mädchen herumziehen. Der die Aufsicht führende<br />

Soldat soll sich zumeist im Gasthause aufhalten.” (MdI,19/3,1915,26132)<br />

Die Jahrgänge 1917 und 1918 der sozialdemokratischen Salzburger Wacht bestätigen dieses<br />

Bild. Die Berichterstattung über die Kriegsgefangenen und Flüchtlingspolitik ist<br />

ausgesprochen neutral und sachlich. Wenn Partei ergriffen wird dann für die Ausländer und<br />

gegen die Behörden oder die bürgerliche Presse. Hierbei ging es vorwiegend um einen<br />

Schlagabtausch zwischen der Wacht und dem Salzburger Volksblatt. Themen wie die<br />

Lebensbedingungen im Grödiger Lager (13.12.1917, 4), eine Kampagne des Volksblatts<br />

gegen die Unterbringung von italienischen Kgf in der Festung Hohensalzburg (7.12.1917, 4)<br />

oder der “Fremdenhaß” der Bürgerlichen gegen Flüchtlinge und Sommerfrischler wurden des<br />

ofteren behandelt.<br />

“Der Fremdenhaß, der jetzt im Lande des Fremdenverkehrs laut wird, entspringt dem<br />

gleichen engstirnigen Gesichtskreise wie der Flüchtlingshaß, den das “Volksblatt” so lange in

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