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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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392<br />

Die Trennlinie innerhalb der Bergwerksgemeinden scheint tatsächlich entlang der<br />

Klassenlinie - statt die der Ethnizität wie im Zweiten Weltkrieg - zu laufen. Die einzigen<br />

Fälle von regelmäßiger Mißhandlung von Kgf. am Arbeitsplatz, wurden von den<br />

Arbeitgebern verursacht und waren illegal. Hierüber wußten die Behörden genau Bescheid. In<br />

vielen Fällen der Kgf-Mißhandlung kam es - wie Forschungsarbeiten über andere<br />

Bundesländern zeigen - dann auch zu Strafhandlungen gegen solche “Ausbeuter”. Das<br />

“völkerrechtliche Verhalten gegenüber den Kriegsgefangenen (…) bei den auf Arbeit<br />

befindlichen Kriegsgefangenen (war) unter allen Umständen zu gewährleisten.”<br />

“In dieser Beziehung könnte es immerhin vorkommen, dass von irgendeinem Ausbeuter oder<br />

einem gewissenlosen Organ sorgloser Arbeitgeber durch nicht entsprechendes Verhalten das<br />

Ansehen und das Prestige unseres Vaterlandes schwer und für alle Zukunft geschädigt (wird).<br />

(G)egen event. Mißstände (ist) mit äusserster Energie einzuschreiten.”<br />

(MdI,19/3,1915,1820,24291)<br />

b. Alltag in Hallein<br />

Die Beziehung zwischen den Kgf und Inländern in Hallein dürfte auch außerhalb der<br />

Arbeitszeit kollegial gewesen sein. Nicht nur die einschlägigen Studien für Niederösterreich,<br />

Oberösterreich und der Steiermark 528 , sondern auch die Berichten in den Medien und den<br />

allgemeinen Lageberichten für das Reichsratsland Salzburg verhärten diese Annahme. Auch<br />

die Behörden hatten ein Interesse daran, dass die Kgf. im allgemein gut behandelt würden, da<br />

Berichte über die schlechte Behandlung oft durch den regen Briefverkehr mit der Heimat<br />

bzw. die regelmäßigen internationalen Inspektionen eventuell in die Herkunftsländer<br />

gelangten. Dies konnte dann zum Vorwand 529 für eine Schlechterbehandlung der<br />

österreichisch-ungarischen Kgf. genommen werden.<br />

528 Vgl. Hansak 1991; Koch 1981; Rappersberger 1988. Nach Koch genossen die Kgf. bei den Bauern ein besonderes<br />

Vertrauensverhältnis. Es kam oft zu spontanen Sympathiebekenntnissen wie beispielsweise das Schütten von Obst an den<br />

Straßenrändern, damit sich die Kgf bedienen könnte. Diese Solidarität war nicht rein altruistisch. Durch die Unterstützung<br />

der Russen und Italiener hofften viele Cisleithanier instinktiv, daß es ihren kriegsgefangenen Angehörigen besser gehen<br />

würde. Dies hat - im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg - sicherlich auch Wirkung gezeigt, da die Entente und Mittelmächte<br />

ihre Kriegsgefangenenpolitik in der Regel nach dem Gegenseitigkeitsprinzip gestalteten.<br />

529 “In letzter Zeit mehren sich Nachrichten, dass in Russland kriegsgefangene österr.-u.ungar. Staatsangehörige unter dem<br />

Vorwande schlecht behandelt werden, die kriegsgefangenen Russen hätten in Oesterreich und in Ungarn unter sehr<br />

ungünstigen Lebensverhältnissen, schlechter Unterkunft, ungenügender Kost, harter Behandlung schwer zu leiden.”<br />

(MdI,19/3,1915,1820,24291)

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