REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER
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388 Mühlbach drei Monate später - aus eigener Initiative der Kgf. eingeleitet. Nachdem die Russen trotz Intervention des zuständigen Kgf.Insp.Offiziers ihren Arbeitskampf fortsetzten, wurden sie festgenommen und in das Grödiger Kgf-Lager eingesperrt. Da Salzburg als Teil des unmittelbar an die Front angrenzenden Militärkommandos Innsbruck der Militärgerichtsbarkeit unterlag, wurde dieser Verstoß gegen die Arbeitsdisziplin sehr ernst genommen und scharf geahndet. “Sollte seitens der MilGerichte eine gerichtliche Haft über allen (oder einzelne) Kgf. nicht verhängt werden, so sind alle (bezw. die nicht in gerichtliche Haft genommenen) Kgf. nach vorherigem Einvernehmen mit dem Mil.Anwalt des Stationskommandanten in Linz in ihr Evidenzlager Kleinmünchen zu überstellen. Von dort sind die Kgf. nach Abschluß des gerichtlichen Verfahrens ev. nach Disziplinierung nur zu sehr schwer arbeitenden, jedoch verschiedenen KAP einzuteilen.” (KA/KM,1917,79207) Aus den bereits ausgewerteten Unterlagen des k.u.k. Militärkommandos Innsbruck ist nicht ersichtlich, wie die heimischen Salinenarbeiter hierauf reagiert haben. Durch die bereits am 18.März 1917 geschaffenen Beschwerdekommissionen bekamen die sozialdemokratischen Arbeitnehmerorganisationen eine Möglichkeit, “trotz der durch den Kriegszustand verursachten außerordentlichen Verhältnisse, für die Arbeiter entschiedener aufzutreten und an der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, soweit es die Not der Zeit zuließ, zu arbeiten.” (Aggermann 1927, 205). Hierbei bezog man sich vor allem auf die Fragen Ernährung und Einkommen. Ob die Sozialdemokratie bei Verbesserungen der wirtschaftlichen Lage der Bergarbeiter auch die Lebensmittelversorgung der Kgf. mit einbezog, ist schwer festzustellen. Durch die Aufgabe des Internationalismus am Anfang des Ersten Weltkrieges hatten sich die nationalen Parteienführer in den Hauptstädten der kriegführenden Länder von dem Gedanken der Solidarität mit den Proletariern aller Länder offiziell verabschiedet. Dies führte zu einer Neubewertung der Ausländerfrage bereits während des Kriegs. 524 Fraglich ist aber, ob sich diese tendenziell fremdenfeindlichen Diskussionen in den Metropolen auf den Alltag in den dörflich bzw. kleinstädtisch 524 Vgl. Elsner 1976; Kautsky 1916, 311; Weiß 1919, 218-220. Vor allem die Sozialdemokratie in den traditionellen Einwanderungsländer verabschiedete sich von der Politik des freien Zugangs zum Arbeitsmarkt, um den “Schutz der Volksgesundheit” und “Schutz der Volkskultur” zu gewährleisten. In Deutschland beispielsweise setzte sich die Sozialdemokratie nicht konsequent “für die Freizügigkeit der Arbeitskraft, gegen die Politik der Zwangsverschleppung Hunderttausender belgischer und polnischer (aber auch cisleithanischer, E.S.) Arbeiter nach Deutschland” ein. (Elsner 1976, 689-690)
389 strukturierten Bergwerksgemeinden auswirkten. Einiges, wie unten angeführt wird, spricht dagegen. Nach der Verhaftung und Abführung der 30 streikenden russischen Kgf. forderte der Militärkommandant ihren Ersatz durch 30 italienische Kgf. Dies wurde zwar genehmigt, aber 28 der 30 Russen blieben in Hallein weiterhin in Beschäftigung. Für Juni 1917 beantragte die Salinenverwaltung Hallein beim Finanzministerium die Auszahlung von Verpflegungsbeiträgen in der Höhe von Kronen 1.158,30 für 28 Russen und 39 Italiener. Dies deutet darauf hin, dass nur zwei der 30 streikenden Russen - und zwar als Rädelsführer - bestraft wurden. (FM,1917,62774) Für August wurden Kronen 1.543,10, für September 1.443,--, für Oktober 1.036,10, für Dezember 973,70 und für März 1918 lediglich 967,20 beantragt. 525 In dieser Zeit wurden die Russen schrittweise nach Linz zurückbefördert. Hierbei gelang einem russischen Kgf. am Bahnhof Linz sogar die Flucht (Ka/Km,1917,70575). Der Versuch, die abgelehnten Russen durch zusätzliche Italiener ersetzen zu lassen und dadurch den Belegschaftsstand bei etwa 50 zu halten, schlug fehl. Obwohl die zuständigen oberösterreichischen Stammlager Kleinmünchen und Mauthausen nicht in der Lage waren zusätzliche Italiener zu liefern, betonten die Saline Hallein und der Militärkommandant, dass sie auf keinen Fall wieder Russen wollten. Hierfür ist ein Telegramm an das Kriegsministerium vom 3.April 1918 exemplarisch. “wegen aufrechterhaltung des vollbetryebes der salzerzeugung bitten sofort zehn italienische kgf u nicht ruszen zuwejsen derzejt stehen 24 italienische kgf aus mauthausen hier in arbejt = saline hallein=” (Ka/Km,1918,2409) Im Rahmen der allgemeinen Streikwelle in der Montanindustrie im Hungerwinter 1917/1918 (Aggermann 1927, 206) traten am 20.Jänner 1918 die Salinenarbeiter in Ebensee und Hallein in den Ausstand. 526 Der Streik in Hallein wurde lückenlos eingehalten. Die Bergarbeiter am Dürrnberg schlossen sich jedoch nicht an. Im Streikbericht findet man keine Erwähnung der Kgf. Es kann aber angenommen werden, dass die von der Sozialdemokratie durchgesetzten Verbesserungen in der Ernährungslage zu einer allgemeinen Verbesserung der Verpflegung 525 Vgl. FM,1917,92821; 95796; 104235 und 1918,1727; 48926. 526 Es war für die Kgf. von großem Vorteil bei der Arbeit außerhalb der Lager zu sein, da sie dadurch ihre Ernährungslage mittels der Solidarität der einheimischen Bevölkerung etwas ausbessern konnten. In Cisleithanien starben in diesem Winter Zehntausende Kgf. an den Folgen der Unterernährung (Koch 1981, 59-61).
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Evidenzlager Kleinmünchen zu überstellen. Von dort sind die Kgf. nach Abschluß des<br />
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verschiedenen KAP einzuteilen.” (KA/KM,1917,79207)<br />
Aus den bereits ausgewerteten Unterlagen des k.u.k. Militärkommandos Innsbruck ist nicht<br />
ersichtlich, wie die heimischen Salinenarbeiter hierauf reagiert haben. Durch die bereits am<br />
18.März 1917 geschaffenen Beschwerdekommissionen bekamen die sozialdemokratischen<br />
Arbeitnehmerorganisationen eine Möglichkeit, “trotz der durch den Kriegszustand<br />
verursachten außerordentlichen Verhältnisse, für die Arbeiter entschiedener aufzutreten und<br />
an der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, soweit es die Not der Zeit zuließ, zu<br />
arbeiten.” (Aggermann 1927, 205). Hierbei bezog man sich vor allem auf die Fragen<br />
Ernährung und Einkommen. Ob die Sozialdemokratie bei Verbesserungen der<br />
wirtschaftlichen Lage der Bergarbeiter auch die Lebensmittelversorgung der Kgf. mit<br />
einbezog, ist schwer festzustellen. Durch die Aufgabe des Internationalismus am Anfang des<br />
Ersten Weltkrieges hatten sich die nationalen Parteienführer in den Hauptstädten der<br />
kriegführenden Länder von dem Gedanken der Solidarität mit den Proletariern aller Länder<br />
offiziell verabschiedet. Dies führte zu einer Neubewertung der Ausländerfrage bereits<br />
während des Kriegs. 524 Fraglich ist aber, ob sich diese tendenziell fremdenfeindlichen<br />
Diskussionen in den Metropolen auf den Alltag in den dörflich bzw. kleinstädtisch<br />
524 Vgl. Elsner 1976; Kautsky 1916, 311; Weiß 1919, 218-220. Vor allem die Sozialdemokratie in den traditionellen<br />
Einwanderungsländer verabschiedete sich von der Politik des freien Zugangs zum Arbeitsmarkt, um den “Schutz der<br />
Volksgesundheit” und “Schutz der Volkskultur” zu gewährleisten. In Deutschland beispielsweise setzte sich die<br />
Sozialdemokratie nicht konsequent “für die Freizügigkeit der Arbeitskraft, gegen die Politik der Zwangsverschleppung<br />
Hunderttausender belgischer und polnischer (aber auch cisleithanischer, E.S.) Arbeiter nach Deutschland” ein. (Elsner 1976,<br />
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