14.02.2013 Aufrufe

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

386<br />

Vollkommen entkräftet und arbeitsunfähig, haben die Gefangenen um ihre Rückversetztung<br />

ins Lager gebeten, wo sie wenigsten körperlich nicht angestrengt werden.<br />

Die Salinenverwaltung kann aber, da es ihr an sonstigen Arbeitskräften fehlt und sie verhalten<br />

ist, die Salzerzeugung unausgesetzt und auf allen Sudapparten auf das äusserste zu steigern,<br />

der Kgf. nicht entbehren.<br />

Die Finanzdirektion bittet daher im Interesse der Versorgung Oesterreichs mit Speisesalz -<br />

den die Salznot ist schon ins Masslose gestiegen, und die Salzbestellungsrückstände bei den<br />

alpinen Salinen betragen heute mehr als 450.000 q - wie im Interesse der hungernden<br />

Gefangenen selbst um die schleunigste Zuwendung von Kartoffeln und Hülsenfrüchten an die<br />

Salinenverwaltung in Hallein zum Zwecke der Versorgung der Kgf. mit der<br />

allernotwendigsten Nahrung.” (Ka/Km,1916,41275)<br />

Obwohl die staatlichen Versorgungsengpässe die 178 einheimischen Sudhüttenarbeiter und<br />

89 Bergarbeiter sicherlich gleichermaßen hart trafen, verfügten die einheimische Arbeiter<br />

über zusätzliche Ernährungsmöglichkeiten. Die Pfannhauser (Sudhüttenbeschäftigten) in<br />

Hallein waren zwar, im Gegensatz zu den Dürrnberger Knappen meist mittellose<br />

Dienstnehmer ohne besondere Rechte und Privilegien, sie bekamen jedoch in schweren<br />

Zeiten traditionsgemäß von der Saline eine Sonderunterstützung (Schatteiner 1991, 2702).<br />

Darüber hinaus konnten sie sich in der Regel auf eines familiäres Solidaritätsnetzwerk<br />

verlassen, das den kgf. Russen in Hallein nicht zur Verfügung stand.<br />

Die Ernährungsfrage gehörte - neben der Lohnverrechnung und Arbeitssicherheit - über lange<br />

Zeit zu den Hauptstreitpunkten in den alpinen Bergbauregionen. Bereits im Mittelalter zogen<br />

Bergwerke Hunderte und oft Tausende Beschäftigte in die sonst gering bevölkerten<br />

Alpentäler. Hierdurch geriet das Gleichgewicht der bäuerlichen Lebensmittelversorgung<br />

vollkommen aus den Fugen. Sowohl die privaten Gewerkschaften wie die staatlichen<br />

Instanzen wurden dadurch gezwungen, um den ständig steigenden Bedarf der Bergarbeiter an<br />

Lebensmittel, Brennholz und Rohmaterial zur Herstellung von Werkzeug und Kerzen zu<br />

befriedigen, auf weit entfernte Märkte zurückzugreifen. Dies schuf ein<br />

Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Berg- und Hüttenarbeitern einerseits und den<br />

Bergwerksbetreibern und Lebensmittelhändlern andererseits, die sich rasch zu Ungunsten des

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!