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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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machte dadurch die Aufnahme von zusätzliche Gefangenen in Cisleithanien erst möglich. Für<br />

Unterkunft und Verpflegung außerhalb des Lagers hatten nämlich die Arbeitgeber zu sorgen,<br />

die von den politischen Behörden hierfür auch zusätzliche Rationierungskarten bekamen. Die<br />

Mindesternährung wurde gesetzlich vorgeschrieben. Vor allem bei den Bauern wurden diese<br />

Richtlinien jedoch in der Regel überschritten, wodurch fixe Arbeitsplätze in der<br />

Landwirtschaft als besonders begehrt galten. (Koch 1981; Hansak 1991). Viele Städte und<br />

Gemeinden standen jedoch der Unterbringung und Beschäftigung von Kgf. ablehnend<br />

gegenüber, weil sie die Hunderttausenden österreichisch-ungarischen Kriegsflüchtlinge nicht<br />

ordentlich versorgen konnten. Diese Gruppe stellte wegen der Niederlage der kaiserlichen<br />

Armeen gegen die Serben und Russen im Winter 1914/1915 tatsächlich das größere Problem<br />

dar. Die Kgf. sollten auf gar keinen Fall eine Konkurrenz für arbeitsfähige Galizier und<br />

Bukowiner werden.<br />

“In sozialpolitischer Beziehung wird durch die politischen Behörden zu beurteilen sein, ob<br />

durch die Beistellung Kriegsgefangener nicht eine Konkurrenzierung des Arbeitsmarktes<br />

herbeigeführt wird. Grundsätzlich sind Kriegsgefangene dann beizustellen, wenn keine<br />

heimischen Arbeitskräfte (Flüchtlinge, Evakuierte) zur Verfügung stehen oder wenn es sich<br />

um solche staatliche und öffentliche Arbeiten handelt, die wegen der hohen Kosten sonst<br />

überhaupt nicht durchgeführt werden könnten (Karstmelioration, Rekultivierungen,<br />

Moorkultur usw.).” (Gesetzgebung 1915/14, 511)<br />

Erst im Mai gelang es einem Offensivstoß der österreichisch-ungarischen und<br />

reichsdeutschen Truppen, die Russen aus ihren vorgerückten Stellungen zurückzudrängen.<br />

Als sich eine Großoffensive gegen Rußland Anfang Juni 1915 als voller Erfolg erwies, rollten<br />

erstmals im Krieg massive Transporte russischer Kgf. Richtung Niederösterreich,<br />

Oberösterreich, der Steiermark und Salzburg. Diese Entwicklung wurde von dem Eintritt<br />

Italiens auf Seiten der Entente in Mai 1915 begleitet. Deshalb mussten zahlreiche Lager, die<br />

ursprünglich für Russen bestimmt waren, großteils geräumt werden. Aus dem großen<br />

“Russenlager” in Niederösterreich und der Steiermark wurden entweder Italienerlager oder<br />

Spitäler für k. und k. Verwundete. Das größte bisherige “Russenlager”, Sigmundsherberg in<br />

Niederösterreich, wurde - da weit weg von der italienischen Front - vollständig geräumt, um<br />

Platz für über 100.000 italienische Gefangene zu machen. Diese arbeiteten und wohnten<br />

entweder im Lager oder bei den verschiedensten landwirtschaftlichen, industriellen und

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