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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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375<br />

geschah. Bereits im September 1940 wurden im Rahmen der Demobilisierung der<br />

Wehrmacht Tausende Bergarbeiter an ihre ehemaligen Arbeitsplätze zurückbeordert. Diese<br />

Entwicklung ließ hoffen, dass sämtliche Mannschaften bald wieder aus deutschstämmigen<br />

Arbeitern besetzt werden konnten. Viele Bergwerksdirektionen wehrten sich nun explizit<br />

gegen jede Form einer weiteren Beschäftigung von fremdsprachigen Ausländern. Hierbei<br />

bedienten sie sich geflissentlich der nationalsozialistischen Argumentationsweise. Fremde<br />

würden hiernach die deutschen Bergwerke - Bollwerk der deutschen Industrie -<br />

“überfremden”, die sinkenden Förderleistungen seien vorwiegend auf die Minderwertigkeit<br />

ausländischer Arbeitsleistung zurückzuführen. Die zu dieser Zeit schon hinter den Kulissen<br />

laufenden Vorbereitungen für den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion machten jedoch<br />

eine Wiederholung der Rückführungsstrategie des Ersten Weltkrieges im Zweiten Weltkrieg<br />

unmöglich (Herbert 1985, 110). Die Ablieferungsquoten von deutschen Bergarbeitern an die<br />

Wehrmacht schadete die Produktivität der Bergwerke zusehends. Die im “Totalen Krieg”<br />

(1943-1945) noch existierenden “Uk” (unabkömmlich) Stellen in den kriegswichtigen<br />

Industrien boten den ostmärkischen Bergarbeitern nicht den gleichen Schutz vor dem aktiven<br />

Militärdienst wie dies in Österreich-Ungarn 30 Jahre zuvor der Fall war. 520<br />

Wurden die Arbeitsbeziehungen für Inländer in den cisleithanischen Bergwerken des Ersten<br />

Weltkrieges durch die Aufstellung von Landsturmarbeiterabteilungen stark militarisiert,<br />

waren sie im Vergleich zu den Arbeitsverhältnissen in der Ostmark dennoch relativ freizügig.<br />

Das nach dem Anschluss 1938 auf den deutschen 521 Arbeiter in Österreich übertragene<br />

“Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit” (AOG) aus dem Jahr 1934 sah die vollständige<br />

Abschaffung jeglicher Form der Interessensvertretung durch den Arbeiter selber vor. Im<br />

Gegensatz zum Ständestaat wurden die Gewerkschaften nicht vereinnahmt, sondern gänzlich<br />

eliminiert.<br />

520 Herbert beschreibt die Uk-Stellen im Bergbau als - im Verhältnis zur metallverarbeitenden Industrie - relativ sicher<br />

(1985, 226). Diese Sicherheit vor dem Einsatz im Felde galt jedoch für die Kohlenbergarbeiter im Ruhrgebiet in einem<br />

höheren Maße wie für die Edelmetall-, Kupfer-, Blei-, Zink, und Salzbergbaubeschäftigten in den ostmärkischen Alpen.<br />

Hierdurch waren die Bergwerke Radhausberg (Gold), Mitterberg (Kupfer) und Hallein (Salz) von der Abgabepolitik für die<br />

Wehrmacht besonders hart betroffen. Um den Ausländeranteil unter 25% in der Kohlenbergwerke zu halten, verlangte sogar<br />

das Reichswirtschaftsministerium, daß aus dem ganzen Reich deutschstämmige Bergarbeiter abgezogen und an<br />

Kohlenbergwerke mit einem besonders hohen Grad der “Überfremdung” abgeliefert werden sollten. Hiergegen wehrten sich<br />

die ostmärkischen Erzbergwerke mit der Begründung: “das Oberbergamt (ist) der Ansicht, dass von einer Umgruppierung<br />

deutscher Arbeitskräfte in grösserem Ausmass Abstand genommen werden sollte, da es sich bei den Bergleuten im<br />

Oberbergamtsbezirk (Wien, E.S.) vielfach um bodenständige Kräfte handelt, bei denen derartige Massnahmen<br />

einschneidende Beunruhigungen und in deren Folge nur schwer aufzuholende Leistungsausfälle zur Folge haben würden.”<br />

(OBAWien,1943,59/11947) vgl. auch: (OBAWien,1943,59/12364; 12444).<br />

521 Juden und Roma wurden grundsätzlich aus dem Geltungsbereich des NS-Arbeitsrechtes ausgeklammert (Talos 1990,<br />

237). Ausländer wurden nur eingeschränkt einbezogen.

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