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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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Die Strategie des Wanderungsamtes bei der Bearbeitung solche Vorstellungen der<br />

faschistischen Milizen scheint ein altbewährt urösterreichische gewesen zu sein, nämlich ihre<br />

Forderung freundlich und wohlwollend entgegenzunehmen und darauf einfach ins Leere<br />

laufen zu lassen. Ein Jahr später, in März 1936 forderte die oberösterreichische<br />

Landwirtschaftskammer im Auftrag des Heimwehrs die im Bundesland noch geblieben auf 53<br />

Betrieben aufgeteilten 236 slowakischen Zuckerrübenarbeiter teilweise mit "abgebauter<br />

Schukoleute" (Schutzkorps bzw. Heimatschutz) zu ersetzen. "(D)ie Zahl der angesprochenen<br />

Slovaken (soll) nur gekürzt und dafür nach einem angemessenen Beimischungsschlüssel den<br />

betreffenden Betrieben die Einstellung von Schukoleuten als Voraussetzung für die<br />

Bewilligung von Slovaken auferlegt werden (...)." Das WA teilte die Handelskammer in April<br />

1936 mit, dass die Slowaken - sollten sie Teil des mit der Tschechoslowakei vereinbarten<br />

Kontingenten sein - nicht abgebaut werden könnten, da sie durch einen internationalen<br />

Vertrag geschützt wären. Die Schukoleute wurden an das für den Kontingentenverhandlungen<br />

zuständigen Mininsterium für Land- und Forstwirtschaft verwiesen.<br />

(MfLFW,1936,604,19769)<br />

1936 begann der Heimwehr ihren fremdenfeindlichen Kampf, um die Unterbringung ihrer<br />

arbeitslosen Mitglieder auch mit Antisemitismus zu vermischen. Ein Fall ist von besonderer<br />

Interesse, da hierbei deutlich wird, wie leicht soziale Demagogie, Rassismus und Faschismus<br />

sich vermengen können. Auf der Führertagung des niederösterreichischen Heimatschutzes<br />

am 22. März 1936 wurde Vizekanzler von Baar unterrichtet über das Volkszorn gegen den<br />

Tschechen und Juden in der Umgebung von Laa a.d. Thaya. Statt "abgebauter<br />

Schutzkorpsmänner" würden die Juden Gebrüder Gustav und Wilhelm Löw<br />

tschechoslowakische Landarbeiter auf ihren zahlreichen Gutshöfe beschäftigen. Dieser<br />

Bericht wurde beim BKA/Wanderungsamt von vaterländischen Vizekanzler angezeigt; das<br />

WA ging die Sache nach. "Einzelheiten (waren) beim Tierarzt Dr. Prantl bei Gänserndorf in<br />

Laa a.d.Th., Bezirksleiter der Vaterländ. Front und Gauführer des n.ö. Heimatschutzes, in<br />

Erfahrung zu bringen." Es stellte sich heraus, dass die Gebrüder Löw tatsächlich eine größere<br />

Zahl Fremde beschäftigten, viele davon nichtdeutsche Wanderarbeiter aus dem Burgenland,<br />

die bei den Faschisten "irrtümlich als Ausländer angesehen werden". 40 Saisonarbeiter waren<br />

Kontingentierte aus der Tschechoslowakei. Die übrigen 100 Fremden waren länger als<br />

1.1.1923 bei den Gebrüder Löw beschäftigt und somit von den Bestimmungen des

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