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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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331<br />

Wirtschaftsstatistischen Jahrbuch für die Schlüsseljahre 1929 bis 1934. Hierbei werden zwei<br />

Tendenzen hervorgehoben: erstens, die trotz Wirtschaftskrise hohen Ausländerzahlen in der<br />

zulassungspflichtigen Landwirtschaft 482 ; zweitens, die Verdrängung der Tschechoslowakei<br />

durch das Deutsche Reich als wichtigstes Herkunftsland ausländischer Beschäftigter in den<br />

vier Krisenjahren von 1930 bis 1933. 483<br />

Aussagen zur Einwanderung im Wirtschaftsstatistischen Jahrbuch der Arbeiterkammer Wien<br />

in den Krisenjahren 1929 bis 1934:<br />

1929 (8,8% Arbeitslosen): Die "Eiwanderung (...) - die mit der Auswanderung nicht zu<br />

vergleichen ist, da es sich hier vielfach um Saisoneinwanderung handelt - zeigt trotz der<br />

Überfüllung des inländischen Arbeitsmarktes in fast allen Berufsgruppen, namentlich in der<br />

Landwirtschaft, der Metall- und Holzindustrie, der Nahrungsmittelindustrie und bei den<br />

Künstlern, zum Teil recht erheblichen Zunahmen. Unter den einwandernden Nationen sind an<br />

der Steigerung die Tschechoslowaken, die Reichsdeutschen und die Ungarn in erster Linie<br />

beteiligt." (122)<br />

1930/1931 (11,2%/15,4% Arbeitslosen): "Im Gegensatz zur Auswanderung hat sich die<br />

Einwanderung (...) verstärkt, und zwar infolge der starken Zulassung landwirtschaftlicher<br />

Arbeiter und von Hauspersonal. Bemerkenswert hoch waren die Zunahmen der<br />

Einwanderung aus Deutschland, das nunmehr als Einwanderungsland an erster Stelle steht."<br />

(102)<br />

1931/1932 (15,4%/21,7% Arbeitslosen): "Die Einwanderung (...) ist 1931 wesentlich geringer<br />

gewesen als 1930 und hält sich 1932 etwa auf dem gleichen Niveau. Der stärkste Rückgang<br />

ist bei industriellen Arbeitern und beim Haushaltungspersonal zu konstatieren, während sich<br />

die Zuwanderung von Arbeitern aus der Land- und Forstwirtschaft auf einer beträchtlichen<br />

Höhe hält. Am stärksten wurden vom Einwanderungsrückgang die Reichsdeutschen und<br />

482 Hierzu zählten die Land- und Forstarbeiter im Burgenland und alle Zuwanderer, die nicht durch die jährlichen<br />

Kontingentabkommen zwischen Österreich und der Tschechoslowakei en Gros zugelassen wurden. Das österreichischtschechische<br />

Ressortübereinkommen sorgte in den Jahren vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise für ständig steigende<br />

Zuwanderungszahlen in der Landwirtschaft, denen sogar ab 1926/1927 paritätisch - also auch von den Sozialdemokraten -<br />

zugestimmt wurde. 1923 (8.048) Saisonarbeiter, 1924 (10.012), 1925 (12.583), 1926 (13.221), 1927 (13.746), 1928<br />

(14.361), 1929 (15.444) (Österr. Jahrbuch 1929, 192, zitiert nach Pelz, 1994, 35). Beim Höhepunkt der Krise im Jahr 1933<br />

wurden immerhin noch über 8.000 Tschechoslowaken kontingentweise zugelassen.<br />

483 Der starke Rückgang bei den Reichsdeutschen 1934 ist politisch motiviert. Einerseits, waren Reichsdeutsche nach dem<br />

nationalsozialistischen Putschversuch im Juli nicht mehr besonderes willkommen. Andererseits hat man zu dieser Zeit<br />

bereits im Deutschen Reich mit der faschistischen Autarkie- und Vollbeschäftigungspolitik begonnen.

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