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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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Im Spätwinter 1923 begann sich die Wirtschaftskrise in Deutschland auf die<br />

Wirtschaftszentren im unmittelbaren Grenzgebiet verhehrend auszuwirken. Vor allem die<br />

zwei direkt an Bayern angrenzenden Landeshauptstädte Bregenz und Salzburg bekamen dies<br />

zu spüren. Der Erlaß Zl. 21391 vom 6. September 1922 kam gegen diese Zuwanderer nicht<br />

an, da sie als Reichsdeutsche gleichgestellt waren. So schrieb die IBK Bregenz, dass die<br />

Bekämpfung von fremdsprachigen Ausländern nicht mehr relevant sei und bittet um eine<br />

Handhabe, damit gegen die Reichsdeutschen besser vorgegangen werden konnte.<br />

"Im Nachhange zur obgenannten h.a. Zuschrift geehrt sich die gefertigte Industrielle<br />

Bezirkskommission mitzuteilen, dass eine Zuwanderung reichsitalienischer Arbeiter nach<br />

Vorarlberg seit längerer Zeit so gut wie ganz unterblieben ist, in dem die in Betracht<br />

kommenden österr. Konsularbehörden im Wege des Wanderungsamtes in Wien wohl<br />

ziemlich in allen Fällen vor Erteilung der Einreisebewilligung das Gutachten der gefertigten<br />

Industriellen Bezirkskommission hinsichtlich der Lage des hierseitigen Arbeitsmarktes<br />

einzuholen pflegen. Die bezüglichen Gutachten der Industriellen Bezirkskommission<br />

erfolgten mit Rücksicht auf die hierseits überaus stark überhandnehmende Arbeitslosigkeit<br />

stets in abweisliche Sinne.<br />

Anders verhält es sich indes mit dem Zuzug reichsdeutscher Arbeitskräfte; in dieser Hinsicht<br />

wird immer wieder die Wahrnehmung gemacht, dass insbesondere bayrische<br />

Staatsangehörige, namentlich in Lindau ansässige Personen in Vorarlberg, insbesondere in<br />

Bregenz und Umgebung Arbeitsposten antreten können, während die einheimischen<br />

Arbeitslosen das Nachsehen haben und darüber gerechterweise in der erbitterten Stimmung<br />

geraten." (MfSVer,1923,61,15375)<br />

Die Grenznähe war von besonderer Bedeutung, da sie es den bayrischen Arbeitnehmern<br />

ermöglichte, als Tages- und Wochenpendler nach Vorarlberg oder Salzburg auf Arbeit zu<br />

fahren. Durch die bodenlose reichsdeutsche Inflation war jedes Einkommen in Österreich auf<br />

einmal sehr viel mehr wert. Dies führte, nach einem Bericht der Feldkircher AK zu<br />

Lohndumping, da die Reichsdeutschen mit fast jedem Lohn zufrieden waren. "Der Umstand,<br />

dass es den reichsdeutschen Arbeitnehmern, welche hier Arbeit nehmen, ohne in Vorarlberg<br />

wohnhaft zu sein, infolge der wesentlich billigeren Lebenshaltung in Deutschland möglich ist,<br />

zu niedrigeren Arbeitslöhnen als die in Vorarlberg ansässigen Arbeiter zu arbeiten,

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