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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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Arbeiterbevölkerung, die in manchen Industriegemeinden an Zahl die besitzenden Bürger<br />

überstieg, geschädigt werde (...)." Die Deutschnationalen, die aus den Liberalen<br />

hervorgegangen waren, bekämpften die italienische Zuwanderung aus nationalistischen<br />

Motiven." (Sutterlütti 1989, 43-44). So mussten die eingebürgerten Italiener der<br />

deutschnationale SDAP fast automatisch als Wähler zufallen, nicht zuletzt deshalb, weil sie -<br />

in Gegensatz zu den Tschechen in Wien - keine eigenen ethnisch-sozialdemokratischen<br />

Parteistrukturen besaßen. 416<br />

Nach Sutterlütti war die Bezirkshauptmannschaft in Bludenz seit Jahrzehnten für ihre<br />

Italienerfeindlichkeit bekannt. Durch die Ausschaltung des Parlaments im März 1914 und<br />

Sonderverordnungen der Kriegsdiktatur in ihren willkürlichen Neigungen bestätigt, wollte die<br />

BH Bludenz das Italienerproblem während des Ersten Weltkriegs durch die Abschaffung<br />

dieser Elemente zurück in die Heimatgemeinden endlich lösen. Dies scheiterte am<br />

Widerstand der Arbeitgeberseite.<br />

"In Bludenz waren durch die Schließung einiger Betriebe der Fa. Getzner, Mutter & Cie. viele<br />

italienische Arbeiter und Arbeiterinnen arbeitslos geworden. Die BH Bludenz überlegte sich,<br />

alle arbeitslosen Italiener aus Staatssicherheitsgründen und wegen der hohen<br />

Verpflegungskosten aus dem Bezirk auszuweisen. Der Plan wurde dann jedoch wieder<br />

fallengelassen, da diese Maßnahme, die Großindustriellen (also die Inhaber der Fa. Getzner),<br />

welche bisher schon bedeutende Summen an Arbeitslosenunterstützungen zur Erhaltung eines<br />

Stockes geschulter Arbeiter geopfert (hatten), sehr empfindlich treffen würde." (Sutterlütti<br />

1989, 79)<br />

Dass sich ausgerechnet diese BH bei den - oft sogar bestimmungswidrig ausgefüllten -<br />

Staatsbürgerschaftserklärungen im Jahre 1918 und 1919 so großzügig zeigten, liegt sicherlich<br />

am Einfluß der erstarkten Sozialdemokratie. Am 11. Juni 1920 kündigten die<br />

Christlichsozialen ihre Koalition mit den Sozialdemokraten in der Nationalversammlung auf.<br />

Es begann eine Zeit des Zurückdrängens sozialdemokratischen Einflusses in ganz Österreich.<br />

Ein Monat später (16. Juli 1920) trat der Staatsvertrag von St. Germain in Kraft. Hiernach<br />

416 Vgl. Sutterlütti: "1915 lösten die Behörden alle italienischen Vereine in ganz Österreich, auch im Trentino, als<br />

staatsgefährlich auf und beschlagnahmten ihr Vermögen. Das Ziel, das dahinterstand, war, der irredentistischen Bewegung<br />

(...) die mögliche organisatorische Grundlage zu entziehen. (...)‟ In Vorarlberg waren von dieser Maßnahme die katholische<br />

italienische und sozialdemokratische italienische (Società Italiane die Lavoratori e Lavoritrici) Vereine betroffen.

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