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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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280<br />

einige Welschtiroler in ihrer Wohngemeinden konfiniert 394 . Dies bedeutete, dass sie die<br />

Gemeindegrenze nur mit Sondergenehmigung überschreiten durften. Die Arbeiterin Maria<br />

Zurlo (Hämmerlefabrik) aus dem Bezirk Feldkirch wurde beispielsweise verdächtigt, mit<br />

Südtirol Verbindung zu pflegen und mit dem in Obermühl bei Neuhaus konfinierten Virgino<br />

Zurlo verwandt zu sein. Viele Welschtiroler Zuwanderer waren auch nach dem Zensurbericht<br />

interniert; und mit einer Ausnahme (Ried) alle in Katzenau bei Linz. Für den in Vorarlberg<br />

lebenden Reichsitaliener im wehrfähigen Alter war die Internierung zwingend. Am 17. April<br />

1915 wurde die BH Feldkirch beauftragt, Vorkehrungen zu treffen, um auf "speziellen<br />

Befehl, bezw. automatisch bei Verlautbarung des Alarmbefehls im Kriegsfalle J (...) alle<br />

Reichsitaliener von den Sicherheitsbehörden (Polizei, Gendarmerie) in sicheren Gewahrsam<br />

zu nehmen (..)." Der Abschub in das Internierungslager (hatte) ehestens zu erfolgen<br />

(BH/Feldkirch,1915,569,1675/11prs). Die von der k.k. Dornbirn Gendarmerie aufgelisteten<br />

27 reichsitalienischen wehrfähigen Männer der Gemeinde wurde am 23. Mai verhaftet und<br />

"wurden am 25. d. M. um 3 Uhr 40 Minuten nachm. dem von Bregenz gekommenen Zuge<br />

übergeben." (BH/Feldkirch,1915,569,77) Eine ähnliche am 10.Juli 1915 vorgelegte Liste<br />

beinhaltet die Namen von insgesamt 59 Dornbirner Reichsitalienern im wehrpflichtigen<br />

Alter. Unklar ist, wieviele davon in den Genuß des Status gekommen sind, vollkommen<br />

unbedenklich und der öffentlichen Mildtätigkeit nicht zu Last zu fallen, und dadurch in<br />

Dornbirn belassen wurden. 395 (BH/Feldkirch,1915,569,gesamt)<br />

b. Vollkommen assimiliert?<br />

Im folgenden soll stellvertretend für die vielen zu dieser Zeit in Österreich lebenden<br />

feindlichen Ausländer das Beispiel eines reichsitalienischen Steinbrucharbeiters aus Dornbirn<br />

etwas genauer dargestellt werden. Dieser Fall eignet sich wegen der einigermaßen genauen<br />

Rekonstruktionsmöglichkeit dafür besonders gut. Andererseits macht er deutlich, dass sich<br />

auch in einer Kriegsdiktatur Spielräume für unkonventionelles Handeln anbieten und<br />

erfolgreich nutzen lassen. Einer der am 25. Mai nach Innerösterreich abgeschaffter<br />

reichsitalienischer Wehrpflichtiger war der im Jahre 1886 in Bassano d. Grappa, bei Vicenza<br />

geborene Hyronimus Forte. Er wurde in das Internierungslager Katzenau bei Linz eingeliefert.<br />

394 Allerdings ist diese Liste äußerst lückenhaft und bezieht sich ausschließlich auf Verdächtige im Bereich Postverkehr.<br />

395 Eine undatierte, aber vermutlich aus dem Sommer 1915 stammende Liste der BH Feldkirch nennt lediglich 9 Personen<br />

(Männer und Frauen) unter der Rubrik: Verzeichnis der als vollkommen assimilierten im Bezirke Feldkirch belassenen<br />

italienischen Staatsangehörigen. (BH/Feldkirch,1915?,569,assim)

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