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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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auch manche einfachen Arbeiter konnten sich sicherlich noch an die Traditionen der<br />

regionalen und grenzüberschreitende Streikhilfen und Zusammenhalt zwischen den<br />

Handwerkern, Wandergesellen und Hilfsarbeitern der verschiedenen europäischen Länder<br />

erinnern .<br />

2. Bekämpfung der Ineffizienz<br />

Die Lehren, die die österreichische Verwaltung aus dem Scheitern der Zivilarbeiteranwerbung<br />

in Russischpolen zog, deckten sich mit den allgemeinen Erfahrungen, die sie mit dem Einsatz<br />

von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft und Industrie machten; nämlich, dass das<br />

staatlich gelenkte Rekrutieren und Einsetzen von Ausländern wirtschaftlich ineffizient und<br />

arbeitsmarktpolitisch verschwenderisch ist. Eine parlamentarische Anprangerung der<br />

Ausländerpolitik des Ersten Weltkrieges durch den SDAP Reichsratsabgeordneten August<br />

Forstner (1.3.1918) dürfte die damalige Stimmung treffend zusammenfassen.<br />

"Ich bin davon überzeugt, dass während der dreieinhalbjährigen Dauer des Krieges<br />

mindestens eine Kriegsanleihe durch Schlamperei, durch Gedankenlosigkeit verwüstet und<br />

einfach hinausgeworfen wurde. Ich will Ihnen nur einige Beispiele sagen. In den Jahren 1914<br />

und 1915 hat man überall in ganz Oesterreich, aber besonders in den deutschen Gebieten,<br />

große ausgedehnte Kriegsgefangenenlager, Barackenlager aus Holz, gebaut, oft<br />

Barackenlager zur Unterbringung bis zu 120.000 Mann. Dass das ungeheueres Geld gekostet<br />

hat, liegt auf der Hand. Wie die Barackenlager alle fertig gewesen sind, hat man sich erinnert,<br />

dass man doch nicht ein paar Millionen Kriegsgefangener so in den Lagern herumlungern<br />

lassen kann, während man andererseits fortgesetzt die Arbeiter, Bauern, Bauernknechte u.s.w.<br />

einzieht. Man hat nun die Kriegsgefangenen den Bauern, Geschäftsleute, Fabriken,<br />

Gutsbesitzern u.f.w. als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt und jetzt stehen diese<br />

ungeheuren Lager, die mit kolossalen Kosten erbaut worden sind, fast leer. In Lagern, die für<br />

40.000 Kriegsgefangenen gebaut worden sind, sind heute 1000, 2000 oder 3000 Mann, nicht<br />

mehr, höchstens 4000 Mann, aber die sind in den seltensten Fällen ständig dort, die befinden<br />

sich nur auf dem Durchzug. (...) In Kriegsgefangenenlagern mit 15.000 bis 20.000<br />

Kriegsgefangenen waren 400 bis 600 Mann zur Bewachung und 50, 60 ja 70 Offiziere,<br />

Offiziere, die vor lauter Langweile nicht gewußt haben, was sie anfangen sollen."<br />

(Arbeiterzeitung 19.3.1918)

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