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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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und Ukrainern (Ruthenen , E.S.), in die Heimat zurückzukehren und empfahl ihnen, ihre<br />

Arbeitsverträge bis zum Ende der Feldarbeiten 1915 zu verlängern. Die Verfügung des<br />

Konsuls drohte den eventuell doch in die Heimat Zurückkehrenden, die dieser Anordnung<br />

nicht Folge leisteten, die gewaltsame Festhaltung in Ausländerlagern 362 an." (Elsner 1961, 80)<br />

Sowohl das Deutsche Reich wie Cisleithanien litten zu Beginn des Krieges unter einer hohe<br />

Arbeitslosenrate. Die im Ausland verbliebenen Österreicher wurden also<br />

arbeitsmarktpolitisch nicht gebraucht. Erst Mitte 1915 machte sich durch die sich<br />

abzeichnende lange Kriegsdauer langsam eine Arbeitskräfteknappheit in Cisleithanien<br />

bemerkbar (Augeneder 1987, 5). Im Bereich Bergbau stellte man beispielsweise fest, dass die<br />

"Anwerbung von Bergarbeitern in Russisch-Polen" vorrangig sei, da "zur Deckung des<br />

Arbeiterbedarfes des österreichischen Bergbaus, (...) wegen des Mangels an qualifizierten<br />

Bergarbeitern" unter den Flüchtlingen, keine Reserven mehr im Lande vorhanden waren.<br />

(MföA,1915,725,40666) Die gleiche Situation trat im Deutschen Reich etwas früher ein und<br />

führte zur Einleitung einer formell als "freiwillig" gekennzeichneten Anwerbekampagne in<br />

Russischpolen und Belgien. Die für die Industrie vorgesehenen Kräfte stammten in der Regel<br />

aus Belgien, die für die Landwirtschaft benötigten Landarbeiter stammten fast ausschließlich<br />

aus dem Generalgouvernement Warschau.<br />

"In den Jahren 1915/1916 verschärfte sich der Arbeitermangel in der deutschen<br />

Landwirtschaft. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Industrie während der ersten<br />

Monate des Jahres 1915, der bald einem Arbeitermangel Platz machte, wirkte auch auf die<br />

Landwirtschaft ein. Der Landwirtschaft standen jetzt nicht mehr, wie 1914 arbeitslose<br />

Industriearbeiter für die Erntearbeiten zur Verfügung. (...) Die höheren Löhne in der Industrie<br />

im Vergleich zur Landwirtschaft wurden in der Folgezeit für die Junker eine ernsthafte<br />

Konkurrenz bei der Arbeiteranwerbung im Ausland. Hinzu kam, dass nach dem Scheitern der<br />

deutschen Blitzkriegspläne (...) neue Arbeitskräfte der Landwirtschaft entzogen und sie<br />

entweder der Kriegsindustrie oder dem Heere zu(ge)führt (wurden). Neben den<br />

Kriegsgefangenen, die ab 1915 in großer Zahl zur landwirtschaftlichen Arbeit eingesetzt<br />

waren, bildeten die ausländischen Landarbeiter in den Kriegsjahren die wichtigste und größte<br />

Arbeiterkategorie in der Landwirtschaft. Da den Junkern die seit Kriegsbeginn in Deutschland<br />

362 Hier sind wahrscheinlich die Konzentrationslager und Interniertenlager für politisch verdächtiger Inländer - wie etwa<br />

Thalerhof - gemeint. Reine Ausländerlager, mit Ausnahme der Kriegsgefangenenlager, gab es keine.

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