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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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merkwürdig. Dass die übrigen konzessionierten Schiffahrtsgesellschaften in großem Maße<br />

wehrpflichtige Personen befördern, hat seinen Grund darin, dass man sich in Oesterreich nie<br />

um die Organisation der Auswanderungsagenturen gekümmert hat". (Philippovich 1913, 2)<br />

Die zu dieser Zeit noch marxistisch ausgerichteten Migrationsexperten der österreichischen<br />

Sozialdemokratie hielten sich in ihrer Ausdrucksweise nicht an die von Philippovich<br />

gepflegten Mäßigung. So schrieb Hermann Diamand (Lemberg) in "Der Kampf" am 1. Mai<br />

1914 über die Zusammenarbeit zwischen dem Pool, dem österreichischen Kriegsministerium<br />

und den ihnen befreundeten Medien folgende Polemik.<br />

"Die Beziehungen des Chefs der Hapag (Hamburg-Amerikalinie) Ballin zum deutschen Hof<br />

und zur deutschen Regierung scheinen ihn um den Rest des Respektes und der Scheu vor der<br />

Autorität der Regierenden gebracht zu haben. Ohne jede Aengstlichkeit lässt er seine Intrigen<br />

spielen. Die österreichischen Ministerien werden gegeneinander ausgespielt, das<br />

Kriegsministerium stellt sich an die Spitze der Feinde der Poolgegner, das<br />

Handelsministerium wird sein vornehmstes Angriffsobjekt und in der Wahl der Waffen lässt<br />

man sich nicht durch den in diesen Kreisen herkömmlichen Brauch beschränken. Die<br />

militärische Presse, besonders Danzers 'Armeezeitung', spricht ganz offen die Verdächtigung<br />

aus, dass Bestechungen die Stellung des Handelsministeriums bestimmend beeinflusst hätten.<br />

Die 'Reichspost' stellt sich mit ihren zahlreichen Beziehungen in den Dienst des Pools, sie<br />

trägt die Danzerschen Verdächtigungen in die weiten Kreise der sich an den militärischen<br />

Presseorganen nicht erbauenden Bevölkerung. Diese Mine war trefflich gelegt, sie war die<br />

Opfer, die die Grünhuts 310 erheischt haben, wert".<br />

Gemeinsam mit dem zweiten sozialdemokratischen Wanderungsexperten Julius Fischer<br />

erkennt Diamand im Abkommen zwischen dem Handelsministerium und der "Canadian<br />

Pacific Railway” keine sozialpolitischen Vorteile. Ganz im Sinne eines radikalen<br />

Bekenntnisses zur Freizügigkeit wird eine "Nationalisierung der Auswanderung"<br />

grundsätzlich abgelehnt. Die sozialdemokratischen Migrationsexperten erkennen in dem<br />

Handelskriege der großen Reedereien dieser Zeit zwar den Versuch, das Transportwesen<br />

weltweit zu monopolisieren, lehnen aber im klassischen marxistischen Sinn eine<br />

310 Arthur Grünhut, belieferte sowohl den Kriegsministerium wie den Zeitungen „Danzers Armee Zeitung‟ und „Reichspost‟<br />

mit Falschmeldungen über die Schleppertätigkeit des CPR.

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