REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER
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198 Bahngesellschaft interessiert waren, da sie nur so das Wirtschaftswachstum in den Siedlungsregionen langfristig sichern konnten. 305 Diese Verschiebung der Konkurrenzbedingungen in Triest kam dem Pool äußerst ungelegen. Die "Austro-Americana" hatten sie durch den üblichen Ankauf von Aktienpaketen und dem Angebot von pooleigenen Förderungsanteilen so integriert wie alle anderen Konkurrenten zuvor. "Zur selben Zeit (wie das Abkommen Cunard-Ungarn, E.S.) wurde in Triest die Schiffahrtsgesellschaft Austro-Americana ins Leben gerufen. Diese zweite Konkurrenz (neben Fiume, E.S.) veranlaßte den Pool, den Gründern dieser Gesellschaft finanzielle Beteiligung anzubieten, und in der Tat besitzt er heute vom Gesamtkapital von 24 Millionen Kronen 7,5 Millionen Nominale, so dass er jederzeit die Mehrheit im Aktienbesitz an sich reißen kann. Die Austro-Americana ist noch nicht Mitglied des Pools, kann aber, wenn er will, jederzeit eintreten. Durch die Vereinbarung wurde ihr Poolanteil mit 4 Prozent bestimmt, der seit 31. Dezember 1912 eine Erhöhung erfahren hat". 306 Gelang es dem Pool in relativ kurzer Zeit und mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand die Austro-Americana unschädlich zu machen, befand er sich mit der Cunard Line - einer der größten und traditionsreichsten Reedereien der Welt - immer wieder im Streit. Um seine Stellung gegenüber den norddeutschen Konkurrenten, Hapag und Lloyd zu bessern, trat die Cunard einfach zeitweilig aus dem Pool aus und entfachte einen für alle Seiten teuren Handelskrieg, bis eine der beiden Seiten gezwungen wurde, einzulenken. "Als 1907 wieder ein Krieg zwischen der Cunard Line und dem Morgan=Trust ausbrach, führte das zu Versprechungen, die zur Gründung der ATLANTIC CONFERENCE führten, in der sich die Gesellschaften gegenseitig bestimmte perzentuelle Anteile am dem ganzen Zwischendecksgeschäft (mit kleinen Ausnahmen) nach den Vereinigten Staaten und Kanada sowie in umgekehrter Richtung ohne Unterschied der Flagge sicherten. Die vier Linien des N.D.L.V. (Nordaltantischer Dampferlinienverband: Hapag, Lloyd, Holland-Amerika, Star Line, E.S.) erhielten seit der Erneuerung des Vertrages 1911 bei der Auswanderung 57.60 305 vgl. Jones 1992, 161.
199 Prozent, bei der Rückwanderung 47.20 Prozent, der Morgan=Trust 18.22 und 26.50 Prozent, englische Linien 24.18 und 26.30 Prozent. Nicht eingeschlossen ist der Westverkehr des atlantischen Dienstes der Canadian Pacific Railway und mit einer gewissen Ausnahme der des adriatischen Dienstes der Cunard Line. (...) Die Canadian trat aus dem Pool aus und suchte einen europäischen Hafen, von dem aus sie das Passagiergeschäft betreiben konnte." 307 Die Unterentwicklung der Häfen Triest und Fiume waren der Regierung in Wien und Budapest immer ein Dorn im Auge. Um aus der erdrückenden Umarmung des Pools auszubrechen und einen selbstkontrollierten und rasch ansteigenden Umsatz im eigenen Land zu erlangen, schloß Wien Anfang 1913 mit dem Canadian Pacific Railway einen Förderungsvertrag ab, damit die CPR nicht - wie im Fall von Austro-Americana - vom Pool sofort vereinnahmt werden konnte. Dieser Schachzug des österreichischen Handelsministeriums provozierte seitens der deutschlandfreundlichen Presse sofort eine Welle der Empörung. Die Wiener "Reichspost" stellte am 14.8.1913 mit Recht fest, dass die am 3.1.1913 vereinbarte Abmachung zwischen Österreich und der CPR die Interessen der von Berlin direkt begünstigten norddeutschen Reedereien enorm gefährden konnte. "Das Deutsche Reich hat das wiederholte Ansuchen der Canadian Pacific um Zulassung zum Geschäftsbetriebe in Deutschland immer noch abgewiesen. Es hatte offenbar seine Gründe. (...) Die Canadian Pacific ist (...) keine Transport-, sondern eine Terraingesellschaft; sie betreibt Grundspekulationen im größten Umfange, sie will ihre ungeheuren Ländereien in Kanada besiedeln und zwar dauernd, um fette Gewinne aus diesen Ländereien und der Arbeit der Angesiedelten zu ziehen. Während den anderen Schiffsgesellschaften, weil sie eben nur vom Transport leben, die Rückwanderer als Passagiere ebenso erwünscht sind wie die Einwanderer, liegt es im Geschäftsinteresse der Terraingesellschaft Canadian Pacific, jede Rückwanderung ihrer Kolonien zu hintertreiben und unmöglich zu machen. Ihr ist das Transportgeschäft auch völlig gleichgültig, selbst wenn sie dabei Verluste erlitte, denn sie will nicht am Passegierverkehr verdienen, sondern an den Gründen, nicht an den 306 Hofrat Professor Dr. Eugen v. Philippovich, Der Economist. Ueber die Regelung unseres Auswanderungswesens, 7.XI.1913, Neue Freie Presse, in: SoWiDok der Arbeiterkammer Wien, Nr. 17676 307 Philippovich 1913, 2.
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