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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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verstoßen, er verdiente noch zusätzlich in aller Öffentlich daran. Der mit dieser Politik<br />

verbundene Zynismus ging an der auswanderungswilligen Bevölkerung Ungarns sicherlich<br />

nicht spurlos vorbei. Wer die Angebote der Cunard Line für preislich oder logistisch<br />

unattraktiv hielt, oder ein von Verwandten oder Freunden im Ausland vorbezahltes (prepaid)<br />

Ticket einer anderen Gesellschaft aus Amerika zugeschickt bekam, fühlte sicherlich keine<br />

moralischen Bedenken mehr, auf illegale Weise aus Ungarn über Österreich nach Übersee<br />

auszureisen. Die Schlepperei wurde vom Staat durch seine willkürliche und einseitige Politik<br />

nicht nur begünstigt, sondern indem der Staat selber als Schlepperagentur auftrat, führte er<br />

jegliches rechtsstaatliche Empfinden seiner Untertanen ad absurdum.<br />

Ab 1908 versuchte der österreichische Staat es dem ungarischen nachzumachen. Da die im<br />

Jahre 1904 gegründete, den Pool unabhängiger, aus Triest operierende "Austro-Americana"<br />

Schiffahrtsgesellschaft vom norddeutschen Pool bald aufgekauft und integriert wurde, begann<br />

das Wiener Handelsministerium langsam den "Canadian Pacific Railway" zu begünstigen.<br />

Die CPR baute zu dieser Zeit seine Verbindung zwischen Triest und der Westküste Kanadas<br />

schrittweise aus und wurde somit als eine der einzigen großen Konkurrentinnen des Pools zur<br />

ersten Gefahr für die norddeutschen Reedereien. Als "land-grant railroad" hat CPR ein<br />

doppeltes Interesse an der Förderung der Auswanderung nach Nordamerika. Einerseits befand<br />

sich diese kanadische Reederei als einziges größeres Transportunternehmen außerhalb der<br />

von den norddeutschen Hapag und Lloyd hegemonisierten Schiffahrtskartellen, der Pool. Im<br />

freien Konkurrenzkampf bot die CPR billigere Tickets an, um dem Pool Kunden abzuwerben.<br />

Andererseits waren die "land-grant railroads" nicht nur Schiffahrtsunternehmen im<br />

herkömmlichen Sinn, sondern genauso Eisenbahngesellschaften mit einem gesetzlichen<br />

Auftrag und ein kapitalistisches Interesse an der Besiedlung der freiverfügbaren Grundstücke,<br />

durch die ihre Bahnlinien im Westen und Norden Kanadas fuhren. Mittelfristig war es diesen<br />

Transportgesellschaften egal, auf welcher Höhe sich die ursprünglichen Verluste im<br />

Preiskampf mit dem Pool einpendelten. Diese Auslagen betrachteten sie als überschaubare,<br />

zeitlich befristete Investitionen, da sie einerseits unmittelbar an dem Verkauf von<br />

Grundstücken an einwandernde Bauern verdienten und mittelfristig auch an der<br />

Niederlassung von Arbeitern wie auch ganzer Familien im Einzugsraum ihrer

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