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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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unbehelligt ankam, wurde dies der auftraggebenden Nordseereederei bekanntgeben und das<br />

Geld und die Prepaid-Bestätigung wurden in die Schweiz vermittelt. War der<br />

Stellungsflüchtling in Übersee finanziell erfolgreich, so war er bald genauso in der Lage, bei<br />

der in der Nähe liegenden Agentur für Freunde und Verwandte in der alten Heimat Prepaids<br />

zu kaufen. Das Migrationsnetzwerk wurde immer engmaschiger, die mitteleuropäischen<br />

Behörden in seiner Bekämpfung erfolgloser.<br />

"In einem Konsularbericht aus dem Jahre 1890 heißt es zur Frage der in Amerika verkauften<br />

Fahrkarten: 'Das Ausmaß, mit dem die Prepaids nach Deutschland, Ungarn, Polen und<br />

Rußland hineinströmen, angetrieben durch Kameradschaft und Mitleid, ist beispiellos. Die 10<br />

Prozent der alten Welt, die im vergangenen halben Jahrzehnt in die Neue Welt gekommen<br />

sind, scheinen nun den Sinn darauf zu richten, alle ihre Verwandten, Freunde und Nachbaren<br />

herüberzuholen'. (...) Obwohl bei den deutschen Behörden immer neue ungarische<br />

Beschwerden über die deutsche Agententätigkeit eingingen, nahmen die Hansestädte ihre<br />

Agenten in Schutz. (...) So blieb Graf von Posadowsky-Wehner, damals Staatssekretär im<br />

Reichsamt des Innern, mit seiner Ansicht allein, dass die Proteste der österreichischen<br />

Regierung 'nicht ganz unberechtigt' seien". 299<br />

e. "Der Kosak nahm den Tartaren gefangen; aber der Tatar hält ihn am Kragen fest" - Zur<br />

"Nationalisierung" der Migration in Fiume und Triest<br />

1913 wurde ein Skandal "aufgedeckt", der ein grelles Licht auf das Abkommen zwischen den<br />

Regierungen von Budapest und Wien mit den britischen Reedereien Cunard Line bzw.<br />

Canadian Pacific Railway (CPR) warf. Vor allem der CPR wurde vorgeworfen, mit Wissen<br />

des Handelsministeriums im großen Stil Rekruten der gemeinsamen Streitkräfte illegal nach<br />

Westkanada geschleppt zu haben. Eine Zäsur in der österreichischen Wanderungsdiskussion<br />

wurde zuerst vom "Berliner Börsen-Courier", dann vom Kriegsministerium und der ihm<br />

nahestehenden "Armeezeitung" wie auch der "Reichspost" gefordert. Nicht das - angeblich<br />

durch den "CPR-Skandal" komplimentierte - Handelsministerium, sondern das<br />

Innenministerium sollten in Zukunft die Verantwortung für die Migrationspolitik in<br />

Österreich tragen.<br />

298 Just 1988, 57-58.

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