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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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183<br />

Dass Poszpech ohne Ausweis und gegen den erklärten Willen der katholischen Kirche in<br />

Ungarn, der ungarischen Behörden und ihren jeweiligen Vertretungen in den USA innerhalb<br />

einer Woche nach seinem offiziellen Ausreiseverbot dennoch nach Amerika ausreisen konnte,<br />

macht sowohl deutlich, dass er die Dienste eines Schleppers in Anspruch nahm wie auch,<br />

dass er offensichtlich die Unterstützung "des 'gemeinen Volkes' (mit dem er) in Berührung<br />

stand" 272 , hinter sich wüßte.<br />

Bei der Bekämpfung der illegalen Auswanderung aus Ungarn durch Österreich nach Amerika<br />

dürfte schließlich die 1898 gegründete "Oesterreichische Gesellschaft/Magyar Segély Egylet"<br />

in New York eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Von den rund 53.930 österreichisch-<br />

ungarischen Staatsbürgern, die 1900 in den USA auswanderten, wurden knapp 10% (4,631<br />

Personen) von diesen beiden gemeinsam agierenden Vereine betreut. 1901 fanden von 59.581<br />

Amerikaeinwanderern 4,543 und 1902 von 80.908 Ankömmlingen 5,402 bei diesen jährlich<br />

mit 10.000 Kronen ($2.000) vom Hohen k.k. Ministerium des Inneren subventionierten<br />

Hilfsorganisationen Unterstützung. Die Vereine "Oesterreichische Gesellschaft/Magyar<br />

Segély Egylet" waren nach ihrer eigenen Einschätzung "Vereinigungen der besten Kreise<br />

unserer Nationalen". Die "Aufnahme von neuen Mitgliedern (war) sehr rigoros, um turbulente<br />

Elemente aus denselben Ferne zu halten (...)". Als einzige der Monarchie entstammenden<br />

Organisationen hatten "Oesterreichische Gesellschaft/Magyar Segély Egylet" 273<br />

ungehinderten Zugang zum New Yorker Einwanderungszentrum Ellis Island.<br />

"Die Gesellschaft macht es sich zur Aufgabe, an der Landungsstelle in Ellis Island<br />

ankommende Oesterreicher zu empfangen und unter sorgender Leitung ihrem<br />

Bestimmungsort zuzufuehren (...)". Österreichisch-ungarische Einwanderer wurden in<br />

"deutscher, ungarischer und slavischer 274 Sprache" (sic!) Wohngelegenheiten, Arbeitsplätze,<br />

medizinische Fürsorge, Familienzusammenführung und Rechtsberatung angeboten bzw.<br />

272 Glettler 1980, 129.<br />

273 Die „Oesterreichische Gesellschaft in New York‟ und „Magyar Segély Egylet‟ (Ungarischer Wohltätigkeitsverein)<br />

arbeiten so eng zusammen, daß sie eigentlich als eine Organisation zu betrachten wären.<br />

274 Dies widerspricht der Politik der staatlich geführten und vom König persönlich unterstützten „American Action‟, die die<br />

verschiedenen slawischen Nationalitäten streng auseinander hielten, um den Panslawismus nicht Vorschub zu leisten. „(A)us<br />

dem Gebiet des ungarischen Königreichs (wanderten) außer der staatserhaltenden ungarischen Rasse hauptsächlich<br />

Slowaken, Ruthenen und Kroaten, sowie in geringerer Zahl auch Deutsche aus. (...) Die Ausgewanderten nicht-ungarischen<br />

Muttersprache sollten ihrer Rasse und ihrer Religion entsprechend wieder eine unterschiedliche Behandlung erfahren, damit<br />

auf diese Weise - besonders bei den slawischen Auswanderern - die bestehenden Unterschiede gewahrt und so dem

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