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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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176<br />

Königreichs ins Ausland gingen, kam ihrem König nicht ungelegen. Die anti-magyarische<br />

und teilweise radikal panslawistischen Einstellungen dieser Migranten waren in Budapest wie<br />

in Wien hinlänglich bekannt. Auswanderer waren eben nicht gleich Auswanderer;<br />

"nichtstaatstragenden Rassen" ließ man gern ziehen.<br />

Der ungarische Staat bemühte sich bereits ab 1895 magyarische Auswanderer an der<br />

Assimilation in die Vereinigten Staaten zu hindern. Im Rahmen der "American Aktion" sollte<br />

alles getan werden, damit sie - mit neu erworbenen handwerklichen Fähigkeiten und<br />

angespartem Kapital - mittelfristig in die Heimat zurückkehrten. Ungarn galt zu dieser Zeit in<br />

den Augen der amerikanischen Behörden und gilt in den Augen der modernen<br />

Migrationsforscher noch heute als der Staat der am meisten tat, um seine Bürger kulturell,<br />

religiös und weltanschaulich zu betreuen, damit die Remigration gefördert wurde. 259<br />

Slawische Auswanderer hingegen sollten in Amerika bleiben. Ab 1903 war es sogar der für<br />

die in Nordamerika mit staatlichen Mitteln subventionierten Presse verboten, die kroatischen,<br />

slowakischen und ruthenischen Elemente zu Rückwanderung zu animieren.<br />

"Eine ganz andere Beurteilung erhielten die Auswanderer nichtungarischer Muttersprache, die<br />

zum überwiegenden Teil der slawischen Rasse angehörten, 'übelgesinnte Demagogen in die<br />

Hände gefallen' und 'zum großen Teil als verdorben' zu betrachten waren. So bedauernswert<br />

auch der große Menschenverlust auch war, der dem ungarischen Staat aus der massenhaften<br />

Auswanderung (...) erwuchs, ein Zurückströmen dieser Elemente (...) hielt (Ministerpräsident,<br />

E.S.) Széll dennoch keineswegs für wünschenswert. Mit Rücksicht hierauf sollten alle<br />

Maßnahmen vermieden werden, die eine größere Massenrückwanderung der Ausgewanderten<br />

nichtungarische Muttersprache zur Folge haben könnten und in gleicher Weise wurde es auch<br />

der von der ungarischen Regierung subventionierten Presse ('American Aktion', E.S.)<br />

verboten, Rückwanderungspropaganda zu betreiben". 260<br />

Während die legalen slawischen Auswanderer für den ungarischen Staat nur dann als Gefahr<br />

für die magyarische Identität des Königreiches gesehen wurden, für den Fall, dass sie auch<br />

später zurückwanderten, ging man mit den flüchtenden slawischen im Rekrutenalter anders<br />

um. Eine Rückwanderung slawischer Stellungsflüchtlinge war nicht zu befürchten. Man<br />

258 Hegedüs 1908.<br />

259 Higham 1980, 643.

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