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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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österreichischen Staatsarchivs und des Vorarlberger Landesarchivs zu urteilen - vorwiegend<br />

auf Kroatien-Slawonien. Wie die illegalen Auswanderungsnetzwerke in dem kroatischen Teil<br />

Ungarns im Detail entstanden sind, ist aus der heutigen Datenlage nicht mehr genau zu<br />

rekonstruieren. Wahrscheinlich ist es aber, dass sie ebenso funktionierten wie in den<br />

vergleichbaren Auswanderungszentren des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die in der<br />

deutschen bzw. englischen Sekundärliteratur bereits besser aufgearbeitet worden sind.<br />

Die Initiative für die Herstellung der Schleppernetzwerke beruhte auf Gegenseitigkeit. Das<br />

für den legalen Auswanderer bestehende Betreuungsangebot wurde einfach auf die<br />

Stellungsflüchtlinge ausgedehnt, weil hier eine eindeutige Nachfrage bestand. Die<br />

Wanderungswilligen in den kroatischen Gemeinden stellten im heißen Konkurrenzkampf<br />

zwischen den professionellen Wanderungsagenten der wichtigsten Einwanderungsländer und<br />

großen Reedereien eine willkommene Marktlücke dar. Die kroatische Klientel der<br />

Schlepperorganisationen stammte nach Berichten des Innenministerium aus dem<br />

"Ausland" 249 , d.h. aus der ungarischen Kolonie 250 Kroatien-Slawonien. Dies ist jedoch<br />

lediglich an den Herkunftsregionen der verhafteten Stellungsflüchtlinge bzw. verhafteten und<br />

gesuchten kroatischen Schlepper festzumachen. Die aus den österreichischen Kolonien<br />

Dalmatien und Küstenland und aus dem gemeinsamen österreichisch-ungarischen Kolonien<br />

Bosnien und Herzegowina stammenden Kroaten dürften von geringerer Bedeutung gewesen<br />

sein, da sie nicht gesondert in den Berichten des Wiener Innenministeriums angeführt werden.<br />

Dazu kamen kleinere Gruppen ungarischer, rumänischer und bulgarischer Nationalität.<br />

Slowakische, deutsche, polnische, ruthenische und tschechische Stellungsflüchtlinge wurden<br />

nicht erwähnt. Das wichtigste Indiz, dass diese Schleppertätigkeit vorwiegend illegaler<br />

Auswanderer kroatischer (bzw. südslawischer) Nationalität galt, ist jedoch die Tatsache, dass<br />

die überwiegende Mehrzahl aller von der Behörden abgefangenen Werbebroschüren, Karte<br />

und vorgedruckten Reiserouten und Pläne auf Kroatisch verfaßt waren.<br />

Das Wesentliche an der kroatischen Auswanderung ist, dass sie zu einer Zeit einsetzte, in der<br />

Fahrten nach Amerika nicht nur sehr schnell, sondern auch verhältnismäßig billig geworden<br />

249 Ungar galt in der Statistik als Ausland (Humbourg 1913). Da Ungar jedoch „keinesfalls als „Ausland‟ zu betrachten‟ sei,<br />

laut Meinung des Innen- und Kriegsministeriums in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg (Chmelar 1974, 156-<br />

157) ist die Stellung dieser Bevölkerungsanteil ambivalent. In dieser Studie werden im Bereich der innerer Sicherheit, als<br />

einzige Bereich wo die Staatsbürgerschaft für den meisten Standsfremde eine Rolle spiel, die Ungarn auch als Ausländer<br />

behandelt. In den übrigen Bereich wird die Bevölkerung aus den Ländern der ungarischen Krone nicht berücksichtigt.

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