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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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167<br />

"Basel ist seit mehr als 30 Jahren eine der bedeutungsvollsten Durchzugsstationen für den<br />

europäischen Auswandererverkehr und wird die Zahl der im Jahre 1910 durch diese Stadt<br />

gereisten Auswanderer auf 80.000 geschätzt (13).<br />

"Die Gründe, welche zahlreiche österreichische Auswanderer aus dem Nordosten unseres<br />

Vaterlandes bestimmen, die umständliche Reise durch die Schweiz nach einzelnen nordwest-<br />

europäischen Einschiffungshäfen zu unternehmen, dürften vielfach in dem Umstand liegen,<br />

dass der Transitverkehr durch das deutsche Staatsgebiet jenen ausländischen Auswanderern<br />

erschwert, wenn nicht gar verwehrt wird, die von nichtdeutschen, in Deutschland nicht<br />

konzessionierten Schiffsgesellschaften nach überseeischen Ländern gefördert werden (11)." 246<br />

Sowohl die deutschen Reedereien wie auch die deutschen Hafenstädte und die<br />

Reichsbehörden in Berlin beobachteten diese Umleitung des Auswanderungsverkehrs über<br />

Buchs sehr genau. Einem Bericht des Auswanderungsamtes in Hamburg an das deutsche<br />

Reichskanzleramt im Juni 1895 zufolge arbeiteten Agenten der Rotterdamer Reedereien in<br />

Österreich-Ungarn, die bemüht waren, die Auswanderer über die österreichische<br />

Reichshauptstadt Wien zu dirigieren, um sie dann in die Niederlande oder nach Liverpool zu<br />

befördern. Nach deutschen Schätzungen aus dem Jahr 1897 durchwanderten bis zu 100.000<br />

Emigranten jährlich Westösterreich und die Schweiz, um auf indirektem Weg mittels von<br />

Deutschland nicht konzessionierter Gesellschaften nach Amerika zu gelangen. 247 Es gab auch<br />

Überlegungen diesen Reiseverkehr systematisch auszubauen. Somit hoffte man, genau wie in<br />

Deutschland, an der Transitmigration verdienen zu können. Vor einer<br />

Auswanderungsenquetekommission des Wiener Handelsministeriums meinte der<br />

österreichische Migrationsexperte Sigismund Gargas am 29. März 1912, dass bei<br />

Beibehaltung der Freizügigkeit in Österreich,<br />

"dass dann den österreichischen Bahnen (...) auch der ausländische (besonders der russische<br />

und der polnisch-russische) Durchwanderungsstrom nutzbar (machen) könnten. Die schon<br />

heute sehr bedeutende russische Auswanderung scheint in der Zukunft noch weit größere<br />

245 Just 1988, 87.<br />

246 „Zu den in Deutschland konzessionierten ausländischen Schiffahrtsgesellschaften gehören gegenwärtig die Cunard Line,<br />

American Line, White Star Line, Red Star Line und die Compagnie Génerale Transatlantique.‟ Markitan 1912, 11.<br />

247 Just 1988, 82 und 87.

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