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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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155<br />

Betriebsdemokratie ihre Daseinsberechtigung Einbußen erleidet, erwies sich außerdem bald<br />

als unbegründet". 230<br />

Ungefähr zur gleichen Zeit boten sich zum ersten Mal - und somit zehn Jahre vor der<br />

Einführung des allgemeinen Wahlrechtes für Männer - auch auf Reichsebene Möglichkeiten<br />

des Mitgestaltens an. Nach anfänglichem Zögern beteiligten sich die österreichischen<br />

Sozialdemokraten - gemeinsam mit den Christlichsozialen und Sozial-Liberalen - am<br />

Internationalen Kongress für Arbeiterschutz in Zürich 1897. Sie demonstrierten dadurch, dass<br />

ihre "Vorstellungen (...) nicht mehr in antagonistischem Gegensatz zu denen der anderen<br />

Parteien" und zum Staat standen. 231 Diese wurden nicht zuletzt durch die "im Rahmen des<br />

christlichsozialen und auch ansatzweise des deutsch-nationalen Lagers propagierte<br />

Vorstellung von sozialer Harmonie und gesellschaftlichem Ausgleich" erleichtert. 232 Nach<br />

dieser Enquete wurde ein Arbeitsbeirat unter der Leitung des böhmischen liberalen<br />

Mitgliedes des Abgeordnetenhauses Josef Maria Baernreither eingerichtet. Die<br />

Sozialdemokraten beteiligten sich an dieser Frühform der Sozialpartnerschaft und halfen<br />

dadurch bei der Gründung einer Tradition, wonach sozialpolitische Fragen im Vorfeld der<br />

parlamentarischen Verhandlungen behandelt wurden.<br />

"Was bezweckten die Sozialdemokraten, dass sie noch vor Erringung des allgemeinen<br />

Wahlrechts - zu einem Zeitpunkt, wo sie in scharfem Gegensatz zum Staat standen - sich zur<br />

partiellen Mitarbeit an einem ihre unmittelbaren Interessen beruhenden Projekt bereit<br />

erklärten? V(iktor) Adler meinte rückblickend: 'Der Grundgedanke (...) war ein sehr<br />

vernünftiger. Es sollten wichtige sozialpolitische Probleme von Arbeitern, Unternehmern und<br />

Fachleute erörtert werden, es sollten in dieser Körperschaft nicht nur Tatsachen festgestellt<br />

werden, die Abhilfe nötig haben (...), sondern es sollte auch eine mittlere Linie festgestellt<br />

werden für das, was gegenwärtig politisch durchsetzbar ist, und diese Feststellung sollte eine<br />

gewisse Autorität haben.' Das bedeutet, dass die Traditionen der österreichischen<br />

Sozialpartnerschaft viel weiter zurückliegen, als gemeinhin angenommen wird". (kursiv im<br />

Original, E.S.) 233<br />

230 Filla 1981, 43.<br />

231 Weidenholzer 1985, 250.<br />

232 Talos, 1993, 14.<br />

233 Weidenholzer 1985, 251-252; Adler 1913, 105, zitiert in Weidenholzer; vgl auch Deutsch 1907, 217, zitiert nach<br />

Wiedenholzer: „Noch 1896 war den Delegierten zum Gewerkschaftskongreß der Eisenbahner der dafür notwendige Urlaub<br />

verweigert worden und somit die Abhaltung des Kongresses in Frage gestellt.‟

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