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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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nach dem Krieg. Es ist aber zu fragen, ob sich in so kurzer Zeit so viele<br />

deutschösterreichischen Zuckerarbeiter hätten anwerben lassen, um damit die<br />

Ausländerbeschäftigung nicht erst aufkommen zu lassen?<br />

e. sonstige Branchen<br />

Viel Industriezweige waren nicht notwendigerweise regelmäßigen saisonalen Schwankungen<br />

in der Produktion ausgesetzt und beschäftigten dennoch viele Ausländer. Wirtschaftsbereiche<br />

in den es 1898 zu ähnlichen netzwerkartigen Zuwanderungserscheinungen kam - wie bei den<br />

"großen Drei", Bau, Zucker, Ziegel - waren:<br />

- tschechisch-, südslawisch- und italienischsprachige Zuwanderer in der Glas- und<br />

Torferzeugungsindustrien der Steiermark und Salzburgs;<br />

- böhmische und welschtiroler Zuwanderer im Kupferbergbau und Marmorabbau in Salzburg;<br />

- Böhmen und Welschtiroler bei der Berg- und Hüttenindustrie der Steiermark;<br />

- italienischsprachige Textilarbeiter bei der Verlagsindustrien Vorarlbergs.<br />

In diesen Industrien stellten in der Regel Capi, Factoren (Textil) oder sogenannte Paßführer<br />

(Bergbau) Partien zusammen und wanderten in ethnisch geschlossenen Gruppen von der<br />

Heimatregion zum Arbeitsort. In einigen Fällen wurden sogar Mitarbeiter, die nicht aus der<br />

betroffenen Region stammten, dorthin geschickt, um Parteien zusammenzustellen; so groß<br />

war die Nachfrage nach Arbeitskräfte. Schließlich kam es in nicht seltenen Fällen vor, dass<br />

reisende Verkaufsagenten einer Firma beauftragt wurden, Industriearbeiter aus anderen<br />

Industrieregionen abzuwerben. Dies wurde dem Handelsministerium aus der Glasindustrie<br />

berichtet.<br />

Von all diesen Einzelbereichen während der Monarchie sind - nach Mataja - Beschwerden der<br />

Gewerkschaften an das Sozialministerium nur aus der Glasindustrie in größerem Umfang<br />

bekannt. Die Wanderungsnetzwerke in diesen Industrien waren eher auf bestimmte<br />

Großbetriebe oder spezialisierte Regionen beschränkt, anstatt wie im Falle des Baugewerbes,<br />

der Zuckerindustrie und Ziegeleien flächendeckend in einer Industrie in ganz Österreich<br />

verteilt. Angesichts der unzulänglichen Aktenlage ist deshalb kaum feststellbar, ob es sich bei<br />

der Zuwanderung in den Jahren nach 1919 tatsächlich um die Wiederbelebung alter<br />

Wanderungsrouten oder, wie dies die Gewerkschaft behauptet hat, um Neuzuwanderung

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