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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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118<br />

Bezeichnend für die - wohl noch unsichtbare - Spaltung innerhalb der deutschösterreichischen<br />

Sozialdemokratie in der Ausländerfrage war die Tatsache, dass just in dem Jahr, in dem der<br />

Parteitheoretiker und Gründer des Austromarxismus, Otto Bauer, gemeinsam mit seinem<br />

reichsdeutschen Genossen Karl Kautsky auf internationaler Ebene allem Anschein nach der<br />

Fremdenfeindlichkeit und dem Rassismus innerhalb der Arbeiterbewegung eine entschiedene<br />

Niederlage bereitet hatte, sich an der Basis seiner eigenen Partei - und hier vor allem<br />

innerhalb der Bauarbeitergewerkschaft - die Fremdenfeindlichkeit und der Rassismus<br />

scheinbar unwidersprochen fortentwickeln konnte. 1907 herrschte in Cisleithanien, wie auch<br />

beim Beginn der Inländerschutzkampagne 13 Jahre später Vollbeschäftigung.<br />

c. Zeigel<br />

Die Ziegeleien galten nach dem Ersten Weltkrieg als ein typische Ausländerindustrie. Auch<br />

in der Monarchie beschäftigten sie zehntausende Fremde. Bei der Ziegelindustrie ist die<br />

These, dass die saisonale Zuwanderung in der Monarchie sich nach der Entmusterung der<br />

Ziegelarbeiter aus dem kaiserlich-königlichen oder reichsitalienischen Militär auf eine fast<br />

identische Weise wieder aufgenommen wurde, leichter zu überprüfen als beim<br />

Vergleichsbeispiel Bauindustrie. Dies ist deswegen der Fall, weil Bauunternehmen<br />

geographisch gesehen sehr beweglich sind, während Ziegeleien in der Regel in der Nähe eines<br />

eher dauerhaften Absatzmarktes errichtet werden. Das bedeutet, dass die Ziegelarbeiter nach<br />

der Wiederaufnahme der Bautätigkeit mit Beginn der Bausaison 1920 wieder bei den gleichen<br />

Ziegeleien Beschäftigung suchten, wie im letzten Vorkriegsbaujahr 1914. Für die These, dass<br />

sich italienische und slawische Ziegelarbeiter bereits in der Monarchie zu einem integralen<br />

Bestandteil des deutschösterreichischen Arbeitsmarktes entwickelt hatten, sprechen die<br />

Bemühungen des Sozialministeriums beim Innenministerium, um Einreiseerleichterungen für<br />

diese Arbeitnehmergruppen zu erreichen. Zu der 1921 verfolgten Arbeitsmarktstrategie des<br />

Sozialministeriums gehörte es offentsichtlich auch, die Freizügigkeit der Vorkriegsjahre<br />

wiederherzustellen. Die Einreise von Ziegelarbeiter sollte Anfang der 1920er Jahren dem<br />

Markt überlassen werden.<br />

162 Pelz 1994.

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