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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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116<br />

Vergleicht man den tatsächlichen Ablauf des Streiks mit einer Meldung aus der<br />

sozialdemokratischen Salzburger Wacht, die Dienstag Abend in die Presse ging, ohne den<br />

Ausgang des Arbeitskampfes zu kennen, wird jedoch deutlich, welche Meinung diese<br />

offensichtlich genauso deutschnationale Zeitung von der slawischen und romanischen<br />

Belegschaft in Böckstein hatte.<br />

"Doch die arbeitende Bevölkerung, welche gelernt hat, den Tribut ihrer eigenen Arbeit nach<br />

dem richtigen Werte einzuschätzen, beschleicht nur ein Gefühl des Bedauerns dieser<br />

Lohnsklaven. Denn wer einigermaßen mit den dortigen Verhältnissen vertraut ist, erkennt auf<br />

den ersten Blick, dass dies kein Streik, sondern ein Ausbruch jener niederer Leidenschaft ist,<br />

welche nur einer Menschenklasse eigen sind, die bar jeder Bildung, von Kindheit auf im<br />

Dienst des Kapitals, gleich dem Lasttiere frohndete. Nur so ist es erklärlich, dass derartige<br />

(sic!) wie hier, wo die Ingenieure mit Steine beworfen und so von der Stätte ihres Schaffens<br />

verjagt werden, sich ereignen können. Und wo liegt die Schuld? Ist es notwendig, dass man<br />

zu derartigen Arbeiten die ungebildetsten Volksstämme des Kontinents, aus weiter Ferne<br />

herlockt und auf deren Unzurechnungsfähigkeit und Anspruchslosigkeit spekuliert? Sind<br />

doch Arbeiter für jedes Unternehmen und jede Verwendungsweise mit entsprechender<br />

Bildung zu haben, wenn man Verträge nicht scheut, geordnete, im Interesse der Ordnung.<br />

Aber hier zeigt es sich wieder drastisch, dass dieselbe auch dann nicht in dem Maße<br />

hergestellt sein wird, wenn die requirierte Gendarmerie (50 Mann) eingetroffen ist".<br />

(Salzburger Wacht - Sozialdemokratisches Organ für Salzburg, 23.7.1907, 2)<br />

Die Berichterstattung in der Salzburger Wacht über die fremdsprachigen Belegschaften<br />

Saalfeldens 1905 und Böcksteins 1907 illustrieren die zwei Grundperspektiven zu dieser Zeit<br />

innerhalb der Sozialdemokratie in Cisleithanien wie auch innerhalb der Mitgliedsparteien der<br />

II. Sozialistischen Internationale weltweit 161 . Beim ersten Beispiel "liegt die Schuld", wie<br />

oben angeführt, beim "unverschämten Treiben eines profitsüchtigen Ausbeutertums" wie<br />

auch geringen Organisationsgrad der in- und ausländischen Saalfeldener. Ganz im Sinne des<br />

marxistischen Internationalismus wird die Verantwortung beim Kapital gesucht. Als<br />

klassenbezogene Antwort fordert man die Organisierung aller Arbeitnehmer in einer<br />

Organisation. Der dritte Aspekt in der Argumentationskette im Rahmen einer klassisch<br />

160 Salzburger Wacht, Freitag, 26. Juli 1907, 2.<br />

161 Seidel 1985.

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