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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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113<br />

Die Schlafstelle ist eine Holzbarake, wo 40 Mann eng zusammengedrängt auf halbverfaulten<br />

Stroh schlafen müssen. Dass es von Ungeziefer gerade wimmelt, kann sich jedermann<br />

vorstellen. Die Kost, die der Subunternehmer beistellt, ist über alle Maßen schlecht und oft<br />

ungenießbar, was bei italienischen Arbeiter aus der Gegend von Udine, aus welcher diese<br />

Leute sich rekrutieren, die ja als anspruchslos bekannt sind, etwas heißt. Desgleichen sind die<br />

Löhne schlecht. Maurer erhalten 2,40-2,80 K, Handlanger 1,50-2 K, Mörtelbuben von 60-80<br />

h täglich."<br />

Die Haltung der Gewerkschaften und Sozialdemokratie zu dieser Erscheinung war gespalten.<br />

Prinzipiell wurde der Versuch gemacht, fremdsprachige Arbeiter zu organisieren, nicht<br />

zuletzt deswegen, weil man dadurch hoffte, ihre Lohndrückerfunktion abzuschwächen. In<br />

vielen Fällen gab es auch Funktionäre, die sich aus persönlicher Überzeugung für eine<br />

Gleichbehandlung von Fremdsprachigen, Ortsfremden und Einheimischen einsetzten. So<br />

wurde der erste Landesparteisekretär der SDAP in Salzburg, der Steinmetz Jakob Prähauser<br />

1901 zu vier Monaten Kerker verurteilt, weil er die Zustände auf den Baustellen des<br />

Stadtbaumeisters Ceconi verurteilt hatte. Der Großteil der Belegschaften Ceconis bestand aus<br />

Italienern 157 . Über ihre Lage wurde in der sozialdemokratischen Salzburger Wacht öfters<br />

berichtet. Im Falle der Baustelle Bürgerschule gelang es dem Subunternehmer Angelo mit<br />

Unterstützung der Gemeindebehörden die Arbeiter solange daran zu hindern eine<br />

Versammlung abzuhalten, bis der Vertrauensmann der Bauarbeitergewerkschaft für<br />

Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg persönlich nach Saalfelden fuhr, um dies nach<br />

dem §2 V.G. durchzusetzen. Es kam bei dieser Baustelle jedoch nicht zu einem Streik.<br />

"Gen. Auer besprach die Lage der Bauarbeiter, die im allgemeinen keine gute sei, aber solche<br />

Zustände, wie sie hier herrschen, dürften mit Ausnahme ganz unzivilisierter Länder selten zu<br />

treffen sein. Man sollte es für unmöglich halten, dass bei einem Baue, den die Gemeinde zu<br />

vergeben hat, nicht einmal der Unternehmer verpflichtet wird, das Gesetz zu respektieren,<br />

sondern die Gesetzesübertretung in Permanenz erklärt wird. Einem solchen unverschämten<br />

Treiben eines profitsüchtigen Ausbeutertums kann daher nur die Organisation der Arbeiter<br />

selbst Schranken setzen. Leider haben es die Saalfeldener Bauarbeiter und speziell die<br />

Italiener unterlassen, sich der Organisation anzuschließen, daher kennt die Profitgier der<br />

157 Kaut 1982.

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