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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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105<br />

4. Die Mitnahme von Familien ist mangels Unterkünfte unmöglich.<br />

5.) Die körperliche Verfassung und Bekleidung muß den Witterungsunbilden der Höhe<br />

gewachsen sein.<br />

6.) Es kommt nur Saisonarbeit in Betracht, da eine Winterarbeit in diesen Höhen zum großen<br />

Teil unmöglich ist.<br />

Voraussichtlich wird es Ihnen genauso wie uns unmöglich sein, im Inlande Mineure, welche<br />

diesen Voraussetzungen entsprechen aufzubringen. Dasselbe gilt von einer größeren Zahl von<br />

Steinmauerern, wie wir sie nächstes Jahr benötigen werden." 149<br />

Sieht man von den besonderen Umständen ab, die bei den Bauvorhaben der Salzburger<br />

Elektrizitätswerke das Capo-System beinahe zur Voraussetzung machten 150 , kann nach<br />

Mataya für ganz Cisleithanien folgendes über die saisonalen Migrationsnetzwerke<br />

allgemein 151 gesagt werden. Die Baumeister versuchten in den Boomjahren der Gründerzeit<br />

für ihre jeweiligen Bauprojekte eine flexible Stammbelegschaft aufzubauen. Diese<br />

"ständige(n) Arbeiter höherer Kategorie" wanderten jährlich im Herbst in ihre Heimat wo "sie<br />

sich während des Winters ihr Brot als Hausweber, als Wald- oder Holzarbeiter oder auf<br />

andere Weise" verdienten. Somit wurden die Gemeindekasse und die örtlichen Infrastrukturen<br />

in den Regionen in denen Großbauvorhaben durchgeführt wurden, im Winter nicht mit<br />

anwesenden arbeitslosen Bauarbeitern und ihren Familien belastet. Die oft unterentwickelten<br />

landwirtschaftlichen und alpinen Heimatregionen dieser Facharbeiter profitierten durch die<br />

Zufuhr des in der Saison verdienten Bargelds dieser frühen "Gastarbeiter". Da das Verhältnis<br />

zwischen den Bauarbeitern und der Baufirma ein dauerhaftes war, gehörte es nach dem<br />

Personalitätsprinzip 152 unmittelbar zum österreichischen Arbeitsmarkt, auch dann, wenn die<br />

Bauarbeiter im Ausland lebten. Diese Kategorie von Arbeitnehmern war nicht ganz neu, als<br />

Massenerscheinung war sie jedoch ein Produkt der Gründerjahre. Einfachheitshalber soll<br />

diese Gruppe in Hinkunft als die "externe Stammbelegschaft" bezeichnet werden. Neben der<br />

Übertragung der Reproduktionskosten auf die externen Heimatgemeinden wies diese externe<br />

GZ: 22642/1921 (AIS: X/18/22642/1921).<br />

149<br />

Bauunternehmung Brüder Redlich & Berger an AK Salzburg betr. italienische Arbeiter in Uttendorf, 22.8.1921,<br />

ÖStA/AdR, MfSozVerw/SozPol, SA13.699, Kt:61, GZ: 22642/1921 (AIS: X/18/22642/1921).<br />

150<br />

Über diesen Anlaßfall und den Beginn der Inländerschutzbewegung in den 1920er Jahren wird im Abschnitt über die<br />

Erste Republik eingegangen.<br />

151<br />

Diese Zusammenfassung stammt von dem Abschnitt der Handelsministeriumsstudie „Arten der Beschaffung von<br />

Arbeitskräfte, namentlich in den industriellen Betrieben“, Mataya 1898, 282-299.

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