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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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103<br />

die in den Salzburger Gebirgsgauen heimatberechtigten Einwohner gedeckt werden. Einst ein<br />

Zentrum des hochalpinen Bergbaus ging die Montanindustrie dieser Region während der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts langsam zugrunde. "1875 hatte alle einigermaßen<br />

namhaftere bergmännische Thätigkeit mit Ausnahme der Mitterberger Kupfergewerkschaft<br />

im ganzen Lande ihr Ende gefunden". 146 Somit verlor das Reichsratsland mit dem<br />

höchstgelegenen Bergwerk Europas (Rauriser Goldbergbau) einen Großteil seiner technisch<br />

gebildeten Facharbeiterschaft. Allein zwischen 1870 und 1880 verkleinerte sich diese<br />

Arbeitnehmerschicht landesweit um 32,7%. Die Zahl der Berg-, Hütten und Salinenarbeiter<br />

ging um ein Drittel von 1236 auf 884, jene in der Frisch- und Gußeisenproduktion von 131<br />

auf 50 zurück. 147 Die ab der Jahrhundertwende einsetzende und nach dem Ersten Weltkrieg<br />

fortgesetzte infrastrukturelle Erschließung des Landes war nur durch die Anwerbung<br />

landesfremde vorwiegend fremdsprachigen Baufacharbeiter möglich. Viele dieser<br />

Arbeitnehmer waren technisch hochspezialisiert und verdienten dementsprechend. Dazu kam<br />

eine größere Anzahl von Hilfsarbeitern. Zusammen bildeten sie in sich stimmige<br />

Bauarbeiterpartien.<br />

Die dringend benötigten Mineure, Monteure und sonstigen hochqualifizierten alpinen<br />

Spezialisten für den Bau von Elektrizitätsleitungen und Straßen im Hochgebirge waren nur in<br />

den südslawischen und italienischen Teilen des Reiches beziehungsweise im Königreich<br />

Italien reichlich vorhanden. Die Zuwanderung dieser Arbeitnehmer war eine wirtschaftliche<br />

Notwendigkeit. Dies bestätigte auch die Industrielle Bezirkskommission (Arbeitsamt)<br />

Salzburgs unmittelbar nach dem Krieg. "Insbesondere die Baufirmen verwenden, wie schon<br />

im Frieden grossteils italienische Arbeiter" beim Bau der Elektrizitätsleitungen. Das<br />

Gewerbe=Inspektorat für Salzburg pflichtete zur gleichen Zeit (Anfang September 1921) bei,<br />

dass bei den Wasserwerksbauten "ein förmliches Bedürfnis nach den für diese Arbeiten<br />

besonders geeigneten italienischen und südslawischen Arbeitern" vorherrschen sollte 148 .<br />

Dieses Einzelbeispiel ist deswegen signifikant, weil es nicht nur für die strukturelle,<br />

wirtschaftliche und sozialpolitische Zwangsläufigkeit der Migration bezeichnend ist, sondern<br />

weil es der Auslöser für die Einführung des Inlandsarbeiterschutzgesetzes 1926 war. Der<br />

146 zitiert nach Haas 1988, 942.<br />

147 Haas 1988, 944.

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