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REICHSFREMDE, STAATSFREMDE UND DRITTAUSL?NDER

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102<br />

"Aus dem südlichen Böhmen und Mähren, aus dem Waldviertel und aus dem westlichen<br />

Ungarn ziehen Jahr für Jahr in den Monaten Februar bis April viele Tausende Bauarbeiter<br />

nach Wien und dessen Umgebung. Die Ungarn aus den Eisenberger und Oedenburger<br />

Komitaten besetzen zum Teil Wien und die ganze Südbahnstrecke bis nach Graz, wo vom<br />

Süden die Wenden und Slowenen dazustossen. Aus den Tälern Welschtirols kommen<br />

gleichfalls viele Tausende hervor, um in unseren Alpenländern, in den süddeutschen Staaten<br />

und in der Schweiz Arbeit zu suchen. Die Italiener sind, wie die Südböhmen, in fast allen<br />

Teilen Oesterreichs und Deutschlandes zu finden. sie werden, wie die Reichsitaliener, mit<br />

Vorliebe zu Strassen- und Eisenbahnbauten, wo viel Erd- und Steinarbeit ist, verwendet. Die<br />

für die Auswanderung in Betracht kommenden Eisenbahnen haben zur Reisezeit alle Hände<br />

voll zu tun, um die Massen der Auswanderer an das Reiseziel zu befördern. Interessant ist die<br />

Beobachtung, dass das Gebiet, welches Wien mit Bauarbeitern versorgt, stetig an<br />

Ausdehnung gewinnt". 144<br />

In bezug auf die weiter oben erwähnte Kontroverse über das Wechseln von der<br />

Landwirtschaft in die Industrie soll hier nur angeführt werden, dass diese Frage bereits in der<br />

Monarchie ethnisch besetzt war. Auswanderung oder Pendeln bot nämlich oft die einzige<br />

Möglichkeit des Branchenwechsels. In ethnisch gemischten Gebiet sah dies dann oft so aus<br />

als ob die landwirtschaftlichen Arbeiter einer Nationalität die industrielle Arbeitsplätze einer<br />

anderen Nationalität streitig machen würden.<br />

"Viele landwirtschaftlichen Arbeiter wandern von Böhmen nach Nieder- und Oberösterreich,<br />

nach Steiermark, Bayern und Sachsen aus, nicht um ihrem ursprünglichen Berufe treu zu<br />

bleiben, sondern um als Tagelöhner bei Baugewerbe, Ziegeleien, Eisenbahnbauten und<br />

Bergwerken in Verwendung zu treten". 145<br />

b. Baugewerbe<br />

Die bevölkerungsarmen und diesbezüglich verhältnismäßig großflächigen Reichsratsländer<br />

des Alpenraumes hatten während der Spätgründerzeit ein Beschäftigungproblem. So konnte<br />

beispielsweise in Salzburg der Bedarf an Arbeitskräften in der Bauindustrie unmöglich durch<br />

144 Nader 1908, 282.<br />

145 Mataya 1898, 293.

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