081022 Dokumentation Modellierung Batterie - MDT - Technische ...
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<strong>Modellierung</strong> einer Li-Ionen <strong>Batterie</strong><br />
für Hybridfahrzeug-Simulationen<br />
Modellbildung und Echtzeitsimulation technischer Systeme<br />
Kleines Projekt (2 SWS)<br />
Felix Andre<br />
Matr.Nr. 205717<br />
22. Oktober 2008<br />
Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Clemens Gühmann<br />
Dipl.-Ing. Dietmar Winkler<br />
<strong>Technische</strong> Universität Berlin<br />
Fakultät IV – Elektrotechnik und Informatik<br />
Institut für Energie- und Automatisierungstechnik<br />
Fachgebiet Elektronische Mess- und Diagnosetechnik
I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ....................................................................................................................... 1<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen....................................................................................................... 3<br />
2.1 Einteilung elektrochemischer Energiespeicher....................................................... 3<br />
2.2 Elektrochemisches Funktionsprinzip ...................................................................... 3<br />
2.2.1 Galvanische Zelle............................................................................................... 3<br />
2.2.2 Gleichgewichtsspannung ................................................................................... 5<br />
2.2.3 Standardpotential............................................................................................... 6<br />
2.2.4 Zellspannung ..................................................................................................... 7<br />
2.3 Thermische Effekte................................................................................................ 9<br />
2.3.1 Wärmekapazität ................................................................................................. 9<br />
2.3.2 Wärmequellen.................................................................................................... 9<br />
2.3.3 Wärmeabgabe ..................................................................................................10<br />
2.3.4 Wärmebilanz.....................................................................................................11<br />
2.3.5 Wärmeeffekte....................................................................................................12<br />
3 Lithiumbatterien.............................................................................................................13<br />
3.1 Funktionsprinzip der sekundären Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong>.......................................13<br />
3.2 Materialien ............................................................................................................14<br />
3.2.1 Aktivmassen......................................................................................................14<br />
3.2.2 Elektrolyt ...........................................................................................................16<br />
3.3 Zellaufbau.............................................................................................................17<br />
3.4 Charakteristik der Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> ..............................................................18<br />
3.4.1 Spannungsverlauf .............................................................................................18<br />
3.4.2 Stromabhängigkeit der entnehmbaren Kapazität...............................................18<br />
3.4.3 Temperatureinfluss ...........................................................................................19<br />
3.4.4 Alterung ............................................................................................................20<br />
3.5 <strong>Modellierung</strong> .........................................................................................................22<br />
3.5.1 Anforderungen an Modell..................................................................................22<br />
3.5.2 Modelle aus der Literatur...................................................................................23<br />
3.5.3 Ersatzschaltbilder für <strong>Batterie</strong>n..........................................................................24<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell in Dymola...............................................................................................29<br />
4.1 Elektrisches Ersatzschaltbild.................................................................................29<br />
4.2 Parametrisierung des Ersatzschaltkreises.............................................................32<br />
4.3 Berechnung des <strong>Batterie</strong>zustands ........................................................................33<br />
4.3.1 Ladezustandsberechnung aus Ladungsbilanz...................................................33<br />
4.3.2 Berücksichtigung von Temperatur- und Entladestromeffekten ..........................34<br />
4.3.3 Schrittweise Ladezustandsberechnung.............................................................36<br />
4.4 <strong>Batterie</strong>-Manager (Laderegelung) .........................................................................37
Inhaltsverzeichnis<br />
4.5 <strong>Batterie</strong>modell einer Einzelzelle ............................................................................38<br />
4.6 Thermische <strong>Modellierung</strong>......................................................................................40<br />
4.6.1 Wärmequellen...................................................................................................40<br />
4.6.2 Wärmekapazität ................................................................................................40<br />
4.6.3 Wärmeabfuhr ....................................................................................................41<br />
4.6.4 Wärmemodell in Dymola ...................................................................................42<br />
4.7 <strong>Batterie</strong>paket.........................................................................................................43<br />
4.8 Einlesen der Parameter mit einer Record-Klasse..................................................43<br />
4.8.1 Vorprogrammierte Records ...............................................................................44<br />
5 Ergebnisse Beispielsimulation.......................................................................................45<br />
5.1 Belastungssprung .................................................................................................45<br />
5.2 Entladekurven bei verschiedenen Temperaturen ..................................................46<br />
5.3 Puls-Entladekurve.................................................................................................47<br />
6 Zusammenfassung........................................................................................................49<br />
6.1 Projektergebnis.....................................................................................................49<br />
6.2 Ausblick ................................................................................................................49<br />
- II -
1 Einleitung<br />
- 1 -<br />
1 Einleitung<br />
Als Energiespeicher in Hybridfahrzeugen kommen üblicherweise <strong>Batterie</strong>n zum Einsatz.<br />
Während die herkömmliche Starterbatterie typischerweise ein Bleibatterie ist, kommen für<br />
die Traktionsbatterie derzeit, z.B. beim Toyota Prius, Nickel-Metall-Hydrid (NiMH) <strong>Batterie</strong>n<br />
zum Einsatz. Eine bessere Energiedichte kann mit Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong>n erreicht werden,<br />
weshalb nahezu alle Hersteller den Einsatz solcher <strong>Batterie</strong>n für künftige Fahrzeuge<br />
angekündigt haben. Es sind umfangreiche Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet im<br />
Gange. Große Herausforderungen stellen derzeit insbesondere die Anforderungen an<br />
Lebensdauer und Sicherheit dar.<br />
Im Fahrzeugbereich ist eine Lebensdauer von ungefähr 10 Jahren gefordert. Heutige<br />
Lithium-Ionen-Systeme können diese Lebensdauer noch nicht erreichen. Hier kommt dem<br />
<strong>Batterie</strong>management eine wichtige Rolle zu. Ein auf die Optimierung der Lebensdauer<br />
ausgerichtetes <strong>Batterie</strong>management könnte wesentliche Fortschritte erreichen.<br />
Die Sicherheit von Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong>n ist ebenfalls noch nicht ausreichend. Im Falle<br />
eines Unfalls kann die <strong>Batterie</strong> extremen äußeren Belastungen ausgesetzt sein. In<br />
Verbindung mit der hohen Energiedichte des <strong>Batterie</strong>systems besteht große Explosions- und<br />
Brandgefahr.<br />
Charakterstisch für <strong>Batterie</strong>n ist ihr hochgradig nicht-lineares Verhalten. Die Spannung und<br />
inneren Widerstände einer <strong>Batterie</strong> variieren mit dem Ladezustand und der Temperatur.<br />
Am Fachgebiet Mess- und Diagnosetechnik der TU Berlin wird derzeit eine<br />
Komponentenbibliothek für Hybridfahrzeugantriebe erstellt. Diese Bibliothek wird mit dem<br />
Interpreter Dymola für die Programmiersprache Modelica bearbeitet.<br />
Die objektorientierte Funktionsweise der Programmiersprache ist für eine solche Bibliothek<br />
vorteilhaft.<br />
Im Rahmen dieser Arbeit soll eine <strong>Batterie</strong> unter Modelica modelliert werden. Insbesondere<br />
nicht-lineare Effekte des Temperatureinflusses und die mit zunehmender Entladung der<br />
<strong>Batterie</strong> sinkende Spannung sollen berücksichtigt werden.
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
2.1 Einteilung elektrochemischer Energiespeicher<br />
- 3 -<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
<strong>Batterie</strong>n sind elektrochemische Energiespeicher. Die in ihnen chemisch gebundene Energie<br />
wird bei Stromentnahme direkt in elektrische Energie gewandelt.<br />
Unter Primärzellen versteht man nicht wiederaufladbare Zellen, die ihre Energie nur einmal<br />
abgeben können. Dagegen kann bei Sekundärzellen die entnommene elektrische Energie<br />
wieder zugeführt und in chemischer Form gespeichert werden. Gemeinsam ist beiden<br />
Typen, dass die Stoffmenge, welche die Energie speichert, begrenzt ist. Heute verwendete<br />
Primär- und Sekundärzellen speichern die Energie intern, theoretisch ist jedoch auch ein<br />
externer chemischer Speicher denkbar. Dies könnte die Energiedichte der Zellen steigern.<br />
Einen Spezialfall stellen Brennstoffzellen dar, bei denen die chemische Energie kontinuierlich<br />
zugeführt werden kann, z.B. aus einem Gas oder einer Flüssigkeit. Allerdings ist eine<br />
Brennstoffzelle nur ein Energiewandler, während eine <strong>Batterie</strong> gleichzeitig Energiespeicher<br />
und -wandler ist.<br />
Unter Akkumulator versteht man eine oder auch mehrere zusammen geschaltete<br />
wiederaufladbare Zellen. In dieser Arbeit wird allgemein immer der Begriff <strong>Batterie</strong><br />
verwendet.<br />
2.2 Elektrochemisches Funktionsprinzip<br />
2.2.1 Galvanische Zelle<br />
Eine elektrochemische Zelle ist ein Elektrodenpaar, das über einen Elektrolyten miteinander<br />
verbunden ist. Als galvanische Zelle wird eine elektrochemische Zelle, die Strom erzeugt,<br />
bezeichnet. Der Elektrolyt ist ein ionischer Leiter und ist meist flüssig, kann aber auch fest<br />
sein. Im Elektrolyten befindet sich meist ein Separator, der verhindert, dass sich die beiden<br />
Elektroden berühren.<br />
Das Funktionsprinzip der galvanischen Zelle basiert auf einer chemischen Reaktion, bei der<br />
chemische Komponenten von einem Zustand höherer Energie in einen Zustand geringerer<br />
Energie umgewandelt werden. Die dabei frei werdende Energie würde normalerweise als<br />
Wärme auftreten. Allerdings wird die Reaktion in zwei räumlich voneinander getrennte<br />
Schritte aufgeteilt und es fließt ein Strom über eine externe Verbindung. Dieser Strom ist als<br />
elektrische Energie nutzbar.<br />
Die beiden Teilschritte bestehen aus einer chemischen Reduktion (Aufnahme von<br />
Elektronen) und einer Oxidation (Abgabe von Elektronen). Laufen beide Reaktionen<br />
gleichzeitig ab, so spricht man von einer Reduktions-Oxidations-Reaktion (Redoxrekation).
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Oxidation:<br />
X ox<br />
−<br />
red → X + n ⋅ e<br />
(2.1)<br />
−<br />
Y<br />
Reduktion: ox + n ⋅ e → Yred<br />
Die Elektrode, an der die Oxidation stattfindet und Elektronen frei werden, wird als Anode<br />
bezeichnet, diejenige, an der die Reduktion stattfindet, Kathode. Beim Aufladen der Zelle<br />
drehen sich die Vorgänge um. In der <strong>Batterie</strong>technik werden die Elektroden jedoch immer,<br />
- 4 -<br />
(2.2)<br />
unabhängig von der tatsächlichen Richtung des Stromflusses, dem Entladefall entsprechend<br />
bezeichnet [Jos06].<br />
Wenn der elektrische Stromkreis nicht geschlossen ist, stellt sich ein Gleichgewichtszustand<br />
in der Zelle ein. Das elektrische Potential, das dabei zwischen den Elektroden herrscht, ist<br />
dann die Gleichgewichtsspannung. Diese ist charakteristisch für jedes verwendete Elektrolyt-<br />
/Elektrodensystem.<br />
Werden die beiden Elektroden elektrisch miteinander verbunden, bewegen sich die<br />
Elektronen von der Anode zur Kathode. Dabei können sie Arbeit verrichten. Innerhalb des<br />
Elektrolyten bewegen sich positiv geladene Ionen (Kationen) zur Kathode und negativ<br />
geladene Ionen (Anionen) zur Anode.<br />
Abbildung 2.1: Bewegungen in einer elektrochemischen Zelle (beim Entladen) [Lin84]
2.2.2 Gleichgewichtsspannung<br />
- 5 -<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Die theoretische Gleichgewichtsspannung einer Zelle kann mit dem Faradayschen Gesetz<br />
aus der freien Reaktionsenthalpie der Gesamtreaktion berechnet werden [Kie03].<br />
U<br />
∆G<br />
= −<br />
n ⋅ F<br />
0 (2.3)<br />
U0 Gleichgewichtsspannung<br />
∆G freie Reaktionsenthalpie<br />
n Anzahl der bei der Reaktion umgesetzten Elektronen<br />
F Faradaysche Konstante<br />
Die freie Reaktionsenthalpie ∆G entspricht der Reaktionsenthalpie ∆H, vermindert um den<br />
Betrag des reversiblen Wärmeeffekts T∆S [Kie03].<br />
∆G<br />
= ∆H<br />
− T∆S<br />
∆G freie Reaktionsenthalpie<br />
∆H Reaktionsenthalpie<br />
∆S Reaktionsentropie<br />
T Temperatur<br />
Die thermodynamischen Größen ∆H und ∆G sind von der Konzentration (genauer Aktivität)<br />
der Reaktanden abhängig, wenn diese bei der Reaktion in Lösung gehen [Kie03]. Deshalb<br />
(2.4)<br />
ist auch die Gleichgewichtsspannung von diesen Größen abhängig. Diese Abhängigkeit ist je<br />
nach <strong>Batterie</strong>system unterschiedlich stark ausgeprägt, ebenso der reversible Wärmeeffekt<br />
[Jos06].
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Erweitert man in (2.3) die freie Reaktionsenthalpie um den Ausdruck, der die Abhängigkeit<br />
von der Aktivität der Reaktanden berücksichtigt, so ergibt sich die Nernst-Gleichung [Kie03].<br />
In der folgenden Tabelle 2.1 sind die thermodynamischen Daten der wichtigsten<br />
<strong>Batterie</strong>systeme dargestellt.<br />
Tabelle 2.1: Thermodynamische Daten verschiedener <strong>Batterie</strong>systeme; *: abhängig von der<br />
verwendeten Metallhydridlegierung; **: stark abhängig von verwendeten Materialien und Ladezustand<br />
[Jos06]<br />
2.2.3 Standardpotential<br />
Das Potential einer Elektrode kann nur gegenüber einer anderen Elektrode gemessen<br />
werden, es kann kein absolutes Potential ermittelt werden. Eine Möglichkeit, verschiedene<br />
Potentiale zu vergleichen, ist die Messung des Potentials gegenüber einer Standard-<br />
Elektrode als Bezugselektrode. Die in der Elektrochemie gebräuchliche Standard-<br />
Referenzelektrode ist die Normal-Wasserstoffelektrode (Standard Hydrogen Electrode -<br />
SHE). Misst man verschiedene Materialien gegenüber der SHE, ergibt sich die<br />
elektrochemische Spannungsreihe.<br />
In Tabelle 2.2 ist ein Auszug der elektrochemischen Spannungsreihe dargestellt [Jos06].<br />
Allerdings sind viele der in <strong>Batterie</strong>n verwendeten Materialien, z.B. Verbindungen, nicht<br />
enthalten.<br />
- 6 -
Tabelle 2.2: Auszug aus der elektrochemischen Spannungsreihe [Jos06]<br />
2.2.4 Zellspannung<br />
- 7 -<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Wenn der Stromkreis einer Zelle nicht geschlossen ist, kann an den Anschlüssen die<br />
Ruhespannung gemessen werden. Diese ist jedoch nicht exakt gleich der im vorigen<br />
Abschnitt berechneten Gleichgewichtsspannung, da in der Zelle stets Nebenreaktionen und<br />
damit ein Stromfluss auftritt (Selbstentladung). Demzufolge ist die tatsächliche<br />
Gleichgewichtsspannung nicht direkt messbar, sondern nur die Ruhespannung (open circuit<br />
voltage – OCV) [Jos06].<br />
Wird der Zelle ein Strom entnommen, so kann immer nur die Klemmenspannung gemessen<br />
werden. Die gemessene Klemmenspannung ist um den internen Spannungsabfall<br />
vermindert. In der Elektrochemie ist dafür der Begriff Überspannung gebräuchlich. Diese<br />
Überspannungen lassen sich nach [Jos06] wie folgt einteilen:<br />
• Ohmsche Überspannung, bedingt durch den ohmschen Widerstand von Ableitern,<br />
Aktivmaterialien und Elektrolyten.
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Die größte Bedeutung kommt dem Elektrolyten zu aufgrund der gegenüber den<br />
metallischen Leitern um Größenordnungen schlechteren Leitfähigkeit.<br />
• Durchtrittsüberspannung, bedingt durch die notwendige Aktivierung der Teilchen<br />
beim Ladungsdurchtritt. Sie kann durch die Butler-Volmer-Gleichung beschrieben<br />
werden. Zusätzlich zeitabhängiges Verhalten durch den Aufbau einer<br />
Doppelschichtkapazität im Grenzbereich Elektrode/Elektrolyt.<br />
• Diffusionsüberspannung, bedingt durch den Ladungstransport und die begrenzte<br />
Diffusionsgeschwindigkeit der Ladungsträger im Elektrolyten.<br />
• Kristallisationsüberspannung, bedingt durch die Bildung von Kristallisationskeimen<br />
Während die an den ohmschen Widerständen abfallenden Spannungen nach dem<br />
ohmschen Gesetz linear mit der Stromstärke ansteigen, sind die anderen Überspannungen<br />
nicht linear. Sie werden auch Polarisationsüberspannungen genannt. Neben der<br />
Nichtlinearität weisen sie auch ein dynamisches Verhalten auf.<br />
Abbildung 2.2 zeigt die Zellspannung und (stationären) Überspannungen in Abhängigkeit von<br />
der Stromstärke. In dieser Darstellung nach [Hal98] wird die Durchtrittsüberspannung als<br />
Aktivierungspolarisation und die Diffusionsüberspannung als Konzentrationspolarisation<br />
bezeichnet. Die Kristallisationsüberspannung ist nicht dargestellt.<br />
Abbildung 2.2: Komponenten des internen Spannungsabfalls der Zelle [Hal98]<br />
- 8 -
2.3 Thermische Effekte<br />
2.3.1 Wärmekapazität<br />
- 9 -<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
Die Wärmeenergie in Joule, die für die Erwärmung einer <strong>Batterie</strong> um 1 K benötigt wird, kann<br />
durch die Wärmekapazität beschrieben werden:<br />
C Batt<br />
δQ<br />
=<br />
δT<br />
CBatt Wärmekapazität der <strong>Batterie</strong> [J/K]<br />
Q Wärmeenergie [J]<br />
T Temepratur [K]<br />
Die tatsächliche Wärmekapazität muss experimentell ermittelt werden. Es liegen jedoch<br />
Anhaltswerte aus der Literatur vor. Diese sind in Tabelle 2.3 zweckmäßigerweise als<br />
masseabhängige spezifische Wärmekapazitäten angegeben.<br />
<strong>Batterie</strong>typ Spezifische Wärmekapazität [J kg -1 K -1 ]<br />
NiCd (gasdicht) 0,8 [Jos06]<br />
Blei (verschlossen) 0,8 [Jos06]<br />
Lithium-Ionen 0,7 [Jos06] bzw. 0,86 – 1,05 [Kie03]<br />
Tabelle 2.3: spezifische Wärmekapazität verschiedener <strong>Batterie</strong>systeme<br />
2.3.2 Wärmequellen<br />
In einer <strong>Batterie</strong> treten folgende Arten von Wärmequellen auf [Jos06]:<br />
• Joulesche Wärme am ohmschen Innenwiderstand<br />
• Joulesche Wärme durch Polarisationsüberspannungen<br />
• Reversibler Wärmeeffekt<br />
(2.5)<br />
• Bei verschlossenen Blei-, NiCd- oder NiMH-<strong>Batterie</strong>n tritt nahe der Vollladung Wärme<br />
durch interne Gasrekombination auf<br />
Stromfluss durch einen Leiter erzeugt Joulesche Wärme, die proportional zum<br />
Spannungsabfall und dem Strom ist [Kie03].<br />
P Joule<br />
= ∆U<br />
⋅ I<br />
PJoule Joulesche Wärmeleistung [W]<br />
∆U Spannungsabfall am Leiter [V]<br />
I Strom der durch den Leiter fließt [A]<br />
Ist der Leiter ein ohmscher Widerstand, so kann die Joulesche Wärmeleistung mit dem<br />
ohmschen Gesetz wie folgt geschrieben werden:<br />
(2.6)
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
P Joule<br />
= R ⋅ I<br />
2<br />
R ohmscher Widerstand [Ω]<br />
- 10 -<br />
( 2.7)<br />
Der reversible Wärmeeffekt wurde bereits in Gleichung (2.4) beschrieben. Aus Tabelle 2.1 ist<br />
ersichtlich, dass je nach <strong>Batterie</strong>system bei der Entladung ein kühlender oder wärmender<br />
Effekt auftreten kann.<br />
2.3.3 Wärmeabgabe<br />
Die Wärmeabgabe einer <strong>Batterie</strong> an die Umgebung kann durch drei Mechanismen erfolgen<br />
[Kie03]:<br />
• Wärmestrahlung: Strahlungsleistung durch die Oberfläche an die Umgebung<br />
• Wärmeleitung: über das Gehäuse geleitete Wärme<br />
• Wärmetransport durch Konvektion: Wärmeübertragung an das umgebende Medium<br />
(z.B. Kühlluft)<br />
Wärmestrahlung kann mit Hilfe des Stefan-Boltzmann-Gesetzes beschrieben werden<br />
[Jos06]:<br />
rad<br />
4 4 ( T T )<br />
P = ε ⋅σ<br />
⋅ A ⋅ −<br />
Batt<br />
Prad Wärmeleistung durch Strahlung<br />
U<br />
ε Emissionskoeffizient (0,9-0,95 für nichtmetallsiche Gehäuse)<br />
σ Stefan-Boltzmann-Konstante (5,67E-8 W/(m²K 4 ))<br />
A Oberfläche der <strong>Batterie</strong>, die zur Umgebung mit TU zeigt [m²]<br />
TBatt Temperatur der <strong>Batterie</strong> [K]<br />
TU Umgebungstemperatur [K]<br />
Die Wärmeleistung durch Strahlung geht stets vom wärmeren Teil zum kälteren über. Die<br />
Gleichung (2.8) zeigt eine starke Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz.<br />
[Jos06] und [Kie03] geben eine Faustformel für die Wärmeabgabe durch Strahlung bei<br />
Raumtemperatur (0-50°C):<br />
rad<br />
S<br />
( T T )<br />
P = A ⋅ c ⋅ −<br />
Batt<br />
U<br />
cS Konstante, ca. 4-5 W/(m²K) [Jos06]; 5-6 W/(m²K) [Kie03]<br />
Wärmeleitung tritt auf an den Anschlüssen der <strong>Batterie</strong> und durch Kontakt der <strong>Batterie</strong> mit<br />
dem Gehäuse. Bei größeren <strong>Batterie</strong>n, wie sie in dieser Arbeit betrachtet werden, ist der<br />
Boden der <strong>Batterie</strong> von Bedeutung. Die Wärmeleitung durch einen Körper wird bestimmt<br />
durch die Wärmeleitfähigkeit und die Länge der Leitung. Sie kann wie folgt berechnet werden<br />
[Kie03]:<br />
(2.8)<br />
(2.9)
P cond<br />
= f ⋅ λ ⋅ ∆T<br />
⋅ d<br />
−1<br />
Pcond Leistung der Wärmeleitung durch einen Körper [W]<br />
f Fläche [m²]<br />
λ Wärmeleitungskoeffizient<br />
∆T Temperaturdifferenz der beiden Seiten [K]<br />
d Dicke des Körpers (z.B. Wandstärke) [m]<br />
- 11 -<br />
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
(2.10)<br />
Wird ein Körper von einem Medium (z.B. Luft oder Wasser) umspült, so überträgt der Körper<br />
Wärme auf dieses Medium (kühlen) bzw. nimmt Wärme von diesem Medium auf.<br />
Die Berechnung des konvektiven Wärmeübergangs ist sehr kompliziert, [Jos06] und [Kie03]<br />
geben deshalb eine einfache Faustformel für die Berechnung an:<br />
konv<br />
K<br />
( T T )<br />
P = A ⋅ c ⋅ −<br />
Batt<br />
Pkonv Wärmeleistung durch Konvektion<br />
cK Konstante [W/(m²K)]<br />
TC Temperatur Kühlmedium [K]<br />
c<br />
(2.11)<br />
Bei „natürlicher“, also nicht erzwungener, Konvektion, ist in [Jos06] und [Kie03] ein Richtwert<br />
von 2-4 W/(m²K) angegeben. Allerdings ist bei einer Fahrzeug-Traktionsbatterie davon<br />
auszugehen, dass Kühlluft zugeführt werden muss, um die maximale Temperatur zu<br />
begrenzen.<br />
[Kie03] gibt hier einen experimentell ermittelten Wert von 25 W/(m²K) bei einem<br />
Luftmassenstrom von 50 g/s an.<br />
2.3.4 Wärmebilanz<br />
Stellt man für eine <strong>Batterie</strong> eine Wärmebilanz auf, so kann daraus die Temperaturänderung<br />
bestimmt werden [Kie03].<br />
−1<br />
Batt<br />
( δQ<br />
Q )<br />
δT = C ⋅ − δ<br />
gen<br />
T Temperatur [K]<br />
diss<br />
CBatt Wärmekapazität der <strong>Batterie</strong><br />
Qgen generierte Wärme in der <strong>Batterie</strong><br />
Qdiss dissipierte Wärme an Umgebung<br />
(2.12)<br />
Die Wärmebilanz verdeutlicht, dass es zu einer Erwärmung der <strong>Batterie</strong> kommt, solange die<br />
erzeugte Wärme größer ist als die abgegebene Wärme. Wenn die beiden Größen gleich<br />
groß sind, so befindet sich die <strong>Batterie</strong> in einem thermischen Gleichgewicht und die<br />
Temperatur bleibt konstant. Da die abgegebene Wärme bei steigender Temperatur stark
2 <strong>Batterie</strong>-Grundlagen<br />
ansteigt, wird sich im Betrieb normalerweise nach kurzer Dauer eine konstante Temperatur<br />
einstellen.<br />
Wenn die erzeugte Wärme schneller steigt als die abgegebene Wärme, kann kein<br />
thermisches Gleichgewicht erreicht werden. Die Temperatur steigt stark an und es kommt<br />
zum thermischen Durchgehen (thermal runway). Dieses Verhalten kann auftreten, wenn<br />
durch die steigende Temperatur weitere Wärme erzeugende Effekte ausgelöst werden.<br />
Beispielsweise kann der Separator bei zu hoher Temperatur zerstört werden woraus ein<br />
innerer Kurzschluss resultiert, der wiederum eine weitere Erwärmung nach sich zieht.<br />
Der gleiche Effekt wird auftreten, wenn gar keine Wärme abgegeben wird (adiabate<br />
Bedingungen).<br />
Die erzeugte Wärme steigt mit dem Volumen der <strong>Batterie</strong> an, während die abgegebene<br />
Wärme mit der Oberfläche ansteigt. Da mit steigender <strong>Batterie</strong>größe die Oberfläche<br />
langsamer ansteigt als das Volumen, ist das thermische Verhalten bei steigender<br />
<strong>Batterie</strong>größe immer kritischer.<br />
2.3.5 Wärmeeffekte<br />
Neben der zuvor beschriebenen Gefahr der Selbstentzündung oder Explosion einer <strong>Batterie</strong><br />
bei nicht ausreichender Wärmeabfuhr treten noch andere Effekte auf.<br />
Die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen kann nach dem arrheniusschen Gesetz<br />
bestimmt werden und nimmt bei steigender Temperatur stark zu [Jos06]. Dies bedeutet eine<br />
stärkere Selbstentladung und auch eine schneller Alterung einer <strong>Batterie</strong>.<br />
Die Verluste, die durch die begrenzte Leitfähigkeit des Elektrolyten entstehen, nehmen bei<br />
steigender Temperatur aufgrund des sinkenden Widerstands des Elektrolyten ab. Außerdem<br />
erhöht sich die Diffusionsgeschwindigkeit der der Ladungsträger bei steigender Temperatur,<br />
somit sinkt die Diffusionsüberspannung.<br />
Die Leistungsfähigkeit der <strong>Batterie</strong> nimmt also mit steigender Temperatur zu. Allerdings wird<br />
sie begrenzt durch die beschleunigte Alterung und Selbstentladung.<br />
Aus Abbildung 3.7 ist für das Beispiel einer Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong> ersichtlich, dass mit<br />
steigender Temperatur gleichzeitig die entnehmbare Kapazität der <strong>Batterie</strong> steigt.<br />
- 12 -
3 Lithiumbatterien<br />
- 13 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
In der elektrochemischen Spannungsreihe Tabelle 2.2 hat Lithium mit -3,01 V die höchste<br />
Elektronegativität. Zudem hat Lithium ein sehr geringes molares Gewicht und große Dichte,<br />
was es für die Verwendung in <strong>Batterie</strong>systemen ideal macht.<br />
Probleme bei der Fertigung bereitet die starke Reaktion mit Wasser unter Freisetzung von<br />
Wasserstoff. Deshalb muss die Verarbeitung unter einer trockenen Schutzatmosphäre<br />
erfolgen, zudem darf der Elektrolyt kein Wasser enthalten.<br />
2 Li + H 0 → 2 LiOH + H<br />
2<br />
Primäre (nicht wiederaufladbare) Lithiumzellen wurden bereits vor 40 Jahren von der Firma<br />
Sanyo eingeführt [Jos06]. Die meisten Systeme verwenden Lithium-Metall als Anode und<br />
Braunstein (MnO2) als Kathode. Übliche Bauformen sind die Knopfzelle und zylindrische<br />
Zellen. Neben der hohen Energiedichte zeichnen sie sich durch die sehr geringe<br />
Selbstentladung aus. Verbreitete Anwendungsgebiete sind zum Beispiel Herzschrittmacher<br />
und Autoschlüssel.<br />
Wiederaufladbare Lithiumzellen sind erst seit den 1990er Jahren auf dem Markt erhältlich,<br />
jedoch haben sie seitdem eine große Verbreitung gefunden. Speziell bei tragbaren<br />
elektronischen Geräten, wie Handys und Laptop-Computern, sind sie heute Stand der<br />
Technik.<br />
Bei diesen Zellen werden positiv geladene Lithium-Ionen als Ladungsträger verwendet und<br />
an den Elektroden chemisch eingelagert. Deshalb werden diese Systeme als Lithium-Ionen-<br />
<strong>Batterie</strong>n bezeichnet. Bezüglich der Bauform können sie in runde Zellen, vorwiegend in<br />
tragbaren Computern eingesetzt, und prismatische Zellen, wie im Handy, eingeteilt werden.<br />
3.1 Funktionsprinzip der sekundären Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong><br />
Der Vorgang der Einlagerung einer beweglichen Gastspezies in ein Wirtsgitter ohne<br />
Zerstörung des Bauprinzips der Wirtssubstanz wird Interkalation genannt. Bei einer<br />
elektrochemischen Interkalation wird ein elektronisch leitender Wirt als Elektrode in einem<br />
Elektrolyten anodisch oder kathodisch polarisiert, wodurch Anionen bzw. Kationen aus dem<br />
Elektrolyten in das Wirtsgitter übertreten [Möl05]. Elektroden, die nach diesem Prinzip<br />
arbeiten, werden Interkalationselektroden genannt.<br />
2<br />
(3.1)
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.1: Ladungsträgerbewegung in einer Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> [Sanyo]<br />
In Abbildung 3.1 ist die Ladungsträgerbewegung in einer Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> beim Lade-<br />
bzw. Entladevorgang dargestellt. Gleichzeitig bewegt sich eine entsprechende Anzahl<br />
Elektronen über einen externen Stromkreis in der gleichen Richtung wie die dargestellten<br />
Ionen.<br />
Beim Ladevorgang werden im Aktivmaterial der positiven Elektrode eingelagerte Lithium-<br />
Ionen herausgelöst und bewegen sich durch den Elektrolyten zur negativen Elektrode, wo<br />
sie wiederum eingelagert werden. Durch die Aufnahme der entsprechenden Anzahl<br />
Elektronen, wird die positive Li + -Ladung des Wirtsmaterials neutralisiert.<br />
3.2 Materialien<br />
3.2.1 Aktivmassen<br />
Für die Aktivmassen der Elektroden werden Verbindungen gesucht, die Lithium-Ionen<br />
reversibel einlagern können. Die Einlagerung des Lithiums geht mit einer Quellung der<br />
Aktivmasse einher, diese darf nicht zu groß sein, damit die auftretenden mechanischen<br />
Spannungen nicht zu groß werden. In Abbildung 3.2 sind die Redoxpotentiale verschiedener<br />
Aktivmassen, welche Lithium-Ionen einlagern können, dargestellt.<br />
- 14 -
Abbildung 3.2: Potentiale verschiedener Li-Aktivmassen [Möl05]<br />
- 15 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Besonders vorteilhaft sind Kombinationen der in Abbildung 3.2 rot bzw. blau markierten<br />
Elektrodenmaterialien. Für die Aktivmaterialien der Elektroden und den Elektrolyten sind<br />
verschiedene der dargestellten Materialien ausprobiert worden.<br />
Die meisten der heute gebauten sekundären Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong>n verwenden als negative<br />
Aktivmasse Graphit (C) und als positive Aktivmasse Lithium-Kobalt-Oxid (LiCoO2). Aus<br />
ökologischen und ökonomischen Gründen geht der Trend bei den positiven Aktivmassen<br />
zuletzt eher zu Lithium-Mangan-Oxid (LiMnO2).<br />
Ein viel versprechendes Material für die negative Elektrode ist Lithium-Titanat (Li4Ti5O12). Da<br />
dieses Material fast keine Volumenänderung bei der Einlagerung von Lithium-Ionen aufweist,<br />
treten auch kaum mechanische Spannungen auf. Außerdem bildet sich im Gegensatz zu<br />
Graphit keine Deckschicht. Diese beiden Effekte bewirken, dass mit diesem Material eine<br />
erheblich bessere Zyklenfestigkeit erreicht werden kann; mehrere tausend Zyklen sind im<br />
Gegensatz zu 800-1000 Zyklen mit anderen Systemen problemlos möglich [Jos06].<br />
Die folgenden Reaktionsgleichungen nach [Möl05] stellen die chemischen Vorgänge an den<br />
Elektroden eines Graphit/Lithium-Metalloxid-Systems beim Entladen dar. Beim Laden laufen<br />
die Reaktionen in die andere Richtung ab.
3 Lithiumbatterien<br />
+ −<br />
Li Cn<br />
→ Cn<br />
+ x ⋅ Li + x ⋅ e<br />
x (3.2)<br />
−<br />
+<br />
Li1− xMO2<br />
+ x ⋅ e + x ⋅ Li → LiMO2<br />
(3.3)<br />
M Metall (Co, Ni oder Mn)<br />
Abbildung 3.3: Prinzip der Li-Ionen-Zelle [Möl05]<br />
In Abbildung 3.3 ist der schichtweise Aufbau der Aktivmassen und das Prinzip der<br />
Einlagerung des Lithiums gut zu erkennen.<br />
3.2.2 Elektrolyt<br />
Wie zuvor bereits erwähnt, darf der Elektrolyt aufgrund der großen Reaktivität des Lithiums<br />
mit Wasser kein Wasser enthalten. Dies schließt die Verwendung wässriger Lösungen als<br />
Elektrolyt, im Gegensatz zu vielen anderen <strong>Batterie</strong>systemen, aus. Nachteilig ist dabei die im<br />
Allgemeinen schlechtere Leitfähigkeit wasserfreier Elektrolyte [Jos06].<br />
Flüssige Elektrolyte für wiederaufladbare Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong>n bestehen deshalb aus<br />
einem Lösungsmittel in dem sich Leitsalz befindet. Es wird ein Separator benötigt, der den<br />
direkten Kontakt der Elektroden miteinander verhindert. Für die Verpackung wird ein festes<br />
Gehäuse, üblicherweise aus Aluminium oder Stahl, benötigt, um die nur lose aufeinander<br />
gelegten Lagen der Zelle fest miteinander zu verpressen und ein Austreten des Elektrolyten<br />
sicher zu verhindern.<br />
Bei Lithium-Polymer (Gel) Zellen wird der Elektrolyt von einer Polymer-Matrix aufgesaugt,<br />
wodurch er auslaufsicher festgelegt wird. Diese Zellen werden häufig einfach als<br />
Polymerzellen bezeichnet. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Systemen mit<br />
flüssigem Elektrolyten wird für die Polymerzelle kein festes Gehäuse benötigt. Oft wird die<br />
Zelle in eine metallverstärkte Kunststofffolie eingeschweißt. Diese Verpackung wird auch<br />
„coffee bag“ genannt [Jos06]. Dadurch können sehr flache und flexible Zellen gebaut<br />
werden. Außerdem ist diese Art der Verpackung kostengünstig.<br />
- 16 -
- 17 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Neben den beschriebenen Gel-Polymer-Elektrolyten wird ebenfalls an Fest-Polymer-<br />
Elektrolyten gearbeitet. Diese sind jedoch erst oberhalb von ca. 60-70°C funktionsfähig.<br />
3.3 Zellaufbau<br />
Üblicherweise werden Lithiumbatterien als Dünnschicht-Zellen aufgebaut. Dabei werden die<br />
durch den Separator getrennten Elektroden außen jeweils mit einer Kupfer- bzw.<br />
Aluminiumfolie als Stromableiter versehen. Mehrere solcher Lagen können durch eine<br />
weitere Separatorlage elektrisch isoliert und dadurch parallel geschaltet werden.<br />
Bei runden Zellen werden diese Lagen dann gewickelt, durch die Elektrodenfläche wird die<br />
Kapazität der Zelle bestimmt. Die Stromableiter werden dann am Boden bzw. Deckel mit<br />
dem nach außen führenden Kontakt verschweißt.<br />
Abbildung 3.4: Aufbau einer zylindrischen Lithium-Ionen-Zelle [Sanyo]<br />
Prismatische Zellen können ebenfalls gewickelt werden. Die Wicklung ist dann nicht rund<br />
sondern eher oval. Alternativ können prismatische Zellen durch Stapeln mehrerer Lagen<br />
aufgebaut werden.
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.5: Aufbau einer prismatischen gewickelten Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> [Sanyo]<br />
3.4 Charakteristik der Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong><br />
3.4.1 Spannungsverlauf<br />
Ausgehend vom voll geladenen Zustand nimmt die Spannung einer Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong><br />
ab. Kurz vor der maximalen Entladung bricht die Spannung stark ein. Der Spannungsverlauf<br />
beim Lade- und Entladevorgang unterscheidet sich bei Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong>n nicht, im<br />
Gegensatz zu beispielsweise NiMH-Systemen. Deshalb ist die Detektierung der Spannung<br />
gut geeignet für die Ermittlung des Ladezustands der <strong>Batterie</strong>. Vom <strong>Batterie</strong>hersteller wird<br />
eine Entladeschlussspannung vorgegeben, die nicht unterschritten werden sollte. Typische<br />
Werte sind 2,7-3,0V.<br />
3.4.2 Stromabhängigkeit der entnehmbaren Kapazität<br />
Beim Entladen einer <strong>Batterie</strong> hängt die Klemmenspannung von der Stromhöhe ab. Dies liegt<br />
hauptsächlich am ohmschen Widerstand der Zelle, an diesem fällt eine nicht nutzbare<br />
Spannung ab. Diese ist nach dem ohmschen Gesetz das Produkt aus Widerstand und<br />
Stromstärke.<br />
Da in der Praxis zur Verhinderung einer Tiefentladung mit irreversiblem Kapazitätsverlust<br />
eine Entladeschlussspannung vorgegeben wird, um eine Tiefentladung zu verhindern, sinkt<br />
auch die Kapazität, welche der Zelle bis zum Erreichen dieses Punktes entnommen werden<br />
kann.<br />
- 18 -
- 19 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.6: Entladecharakteristik einer Li-Ion <strong>Batterie</strong> bei verschiedenen Strömen, prismatische Li-<br />
Ion <strong>Batterie</strong> mit 1950mAh Nennkapazität von Panasonic [Panasonic]<br />
In Abbildung 3.6 ist die Klemmenspannung einer Li-Ionen <strong>Batterie</strong> beim Entladen mit<br />
verschiedener Stromstärke dargestellt. Beim Erreichen der Entladeschlussspannung, hier<br />
2,75V, unterscheidet sich die entnommene Kapazität, wie am Achsenabschnitt auf der x-<br />
Achse erkennbar.<br />
Der stärkere Spannungseinbruch zu Beginn der Entladung mit 3,7A ist vermutlich auf<br />
Diffusionsprozesse im Elektrolyten zurückzuführen, welche erst mit der gleichzeitigen<br />
Erwärmung der <strong>Batterie</strong> beim Entladen ausreichend stark in Gang kommen.<br />
3.4.3 Temperatureinfluss<br />
Neben der Stromhöhe hat auch die Temperatur beim Entladen einen wichtigen Einfluss auf<br />
die Charakteristik der Entladekurve. Dies begründet sich mit der Leitfähigkeit des<br />
Elektrolyten, welche stark Temperaturabhängig ist. Die genaue Zusammensetzung des<br />
Elektrolyten hat einen starken Einfluss auf dieses Verhalten.
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.7: Entladecharakteristik einer Li-Ion Zelle bei verschiedenen Temperaturen, prismatische<br />
Li-Ion Zellemit 1950mAh Nennkapazität von Panasonic [Panasonic]<br />
In Abbildung 3.7 ist die Entladecharakteristik einer Li-Ion <strong>Batterie</strong> bei verschiedenen<br />
Temperaturen beim Entladen dargestellt. Der Entladestrom betrug jeweils 1,85A.<br />
Generell gilt, dass die entnehmbare Kapazität mit steigender Temperatur größer wird.<br />
Allerdings ist dieser Einfluss über 20°C nicht sehr deutlich ausgeprägt. Deutlicher erkennbar<br />
ist die sinkende Kapazität bei tiefen Temperaturen. Die -10°C-Kurve zeigt einen starken<br />
Spannungseinbruch zu Beginn der Entladung, der wiederum auf die zum Ladungsbewegung<br />
im Elektrolyten notwendigen Diffusionsprozesse zurückzuführen ist. Diese kommen erst<br />
nach kurzer Dauer, in der sich die Zelle durch den Innenwiderstand erwärmt, in Gang.<br />
3.4.4 Alterung<br />
Unter Alterung wird bei <strong>Batterie</strong>n ein Nachlassen der entnehmbaren Kapazität mit<br />
zunehmender Lebensdauer verstanden, dies ist ein irreversibler Kapazitätsverlust.<br />
Nachteilig an Lithium-Systemen ist der irreversible Kapazitätsverlust, der unabhängig von<br />
der Benutzung auftritt und ihre Lebensdauer auf etwa 5 Jahre begrenzt [Jos06]. Die<br />
kalendarische Alterung kann verringert werden durch Lagerung bei möglichst niedrigem<br />
Ladezustand und bei tiefen Temperaturen. In Abbildung 3.8 ist der irreversible<br />
Kapazitätsverlust abhängig von Ladezustand und Temperatur dargestellt. Außerdem<br />
dargestellt ist der reversible Kapazitätsverlust durch Selbstenladung.<br />
- 20 -
- 21 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.8: irreversibler Kapazitätsverlust (KV) und reversible Selbstenladung (S.) einer Li-Ion<br />
<strong>Batterie</strong> bei verschiedenen Ladezuständen und Temepraturen [Jos06]<br />
Ein weiterer irreversibler Kapazitätsverlust tritt durch Benutzung (Zyklisieren) der <strong>Batterie</strong><br />
auf. Generell gilt, dass die Kapazität immer weiter abnimmt. Dies ist durch ein Anwachsen<br />
des Innenwiderstands zu erklären. Dadurch steigt der interne Spannungsabfall der <strong>Batterie</strong><br />
und die nutzbare Klemmenspannung sinkt entsprechend, die entnehmbare Leistung und die<br />
bis zum Erreichen der Entladeschlussspannung entnehmbare Kapazität sinken. Das Ende<br />
der Lebensdauer wird durch die Zyklenzahl bis zum Erreichen einer bestimmten maximal<br />
entnehmbaren Kapazität (je nach Anwendung 60-80% der Nennkapazität) definiert.
3 Lithiumbatterien<br />
Die einzelnen Mechanismen, die für den irreversiblen Kapazitätsverlust verantwortlich sind,<br />
sollen hier nicht genauer erläutert werden. Nachfolgend sind nur die wesentlichen, vom<br />
Benutzer zu beeinflussenden Zusammenhänge, welche die Lebensdauer verringern nach<br />
[Jos06] aufgezählt:<br />
• Überladung<br />
• Zu hohe Ladespannung<br />
• Zu hoher Lade- bzw. Entladestrom; der maximale Strom ist vom Hersteller<br />
angegeben und kann konstruktiv beeinflusst werden. Für hohe Ströme sollte deshalb<br />
auf spezielle Hochstromfähige Zellen zurückgegriffen werden.<br />
• Überentladung unter die Minimalspannungsgrenze<br />
• Umgebungstemperatur über dem erlaubten Bereich, besonders bei innen liegenden<br />
<strong>Batterie</strong>n in einem Zellverbund zu beachten<br />
• Die Zyklentiefe, welche die entnommene Kapazität bei der Entladung beschreibt,<br />
beeinflusst die erreichbare Zyklenzahl. Deshalb sind Auffrischungszyklen mit<br />
Komplettentladung nicht sinnvoll.<br />
Für die Anwendung in Hybridfahrzeugen ist für das <strong>Batterie</strong>management besonders der<br />
letzte Punkt interessant. Die Lebensdauer der <strong>Batterie</strong> kann demnach wesentlich erhöht<br />
werden, wenn nur ein geringer Anteil der Nennkapazität tatsächlich im Betrieb genutzt wird.<br />
Dies verringert die nutzbare Energie und entsprechend die Energiedichte, allerdings wird<br />
zusätzlich eine geringere kalendarische Alterung durch Lagerung in einem niedrigeren<br />
Ladezustand erreicht.<br />
Bezogen auf die Entwicklung von <strong>Batterie</strong>n ist noch anzumerken, dass sich die Alterung<br />
durch Zyklisieren natürlich wesentlich einfacher experimentell bestimmen lässt als die<br />
kalendarische Alterung.<br />
3.5 <strong>Modellierung</strong><br />
3.5.1 Anforderungen an Modell<br />
Das zu erstellende <strong>Batterie</strong>modell soll die für die Anwendung relevanten Charakteristiken gut<br />
abbilden können. Das Modell soll den Energiespeicher bei der Simulation von<br />
Hybridfahrzeugantrieben darstellen.<br />
Zunächst ist die mit zunehmender Entladung nicht linear abfallende Spannung zu beachten.<br />
Daneben sollen der Einfluss der Temperatur und der Höhe des Entladestroms auf die<br />
Spannungscharakteristik berücksichtigt werden.<br />
Beim realen Betrieb in einem Fahrzeug wird sich die <strong>Batterie</strong> in einem <strong>Batterie</strong>fach befinden,<br />
dessen Temperatur sich beim Betrieb ändert, da die <strong>Batterie</strong> Wärme erzeugt. Bei längerer<br />
Betriebsdauer ist davon auszugehen, dass eine Kühlung der <strong>Batterie</strong> notwendig ist, um für<br />
- 22 -
- 23 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
die Lebensdauer schädliche Temperaturen zu verhindern. Für die korrekte und sinnvolle<br />
Einarbeitung des Temperatureinflusses muss deshalb ein Wärmemodell der <strong>Batterie</strong> und des<br />
<strong>Batterie</strong>fachs erstellt werden.<br />
Dynamische Effekte, beispielsweise der Spannungsabfalls bei Stromentnahme, sollte das<br />
Modell ebenfalls nachbilden können.<br />
Da für die Parameterauswahl und –validierung jedoch keine realen Daten vorliegen, sollte<br />
das Modell so gestaltet werden, dass mit Hilfe von Datenblattangaben der Hersteller eine<br />
sinnvolle Parametrierung möglich ist. Für nicht genau bekannte Parameter, die aus den<br />
Herstellerangaben nicht abgeleitet werden können, sollen Werte aus Literaturquellen<br />
verwendet werden. Diese Werte könnten dann im Rahmen einer experimentellen Ermittlung<br />
noch angepasst werden.<br />
Im Folgenden sind die wesentlichen Anforderungen noch einmal aufgezählt:<br />
• Darstellung des vom Ladezustand abhängigen nicht-linearen Spannungsverlaufs<br />
• Einfluss der Stromstärke auf Spannungscharakteristik<br />
• Temperatureinfluss<br />
• Wärmehaushalt der <strong>Batterie</strong> bzw. des <strong>Batterie</strong>fachs<br />
• Dynamische Spannung: Zeitabhängigkeit der Spannungs-Antwort auf einen<br />
Stromsprung<br />
• Parametrisierung mit Hilfe von Datenblättern der Hersteller möglich<br />
3.5.2 Modelle aus der Literatur<br />
Aus der Literatur bekannte Modelle unterscheiden sich grundsätzlich von ihrer Komplexität<br />
und ihrem Anwendungsbereich.<br />
Elektrochemische Modelle untersuchen die internen elektrochemischen Vorgänge in einer<br />
<strong>Batterie</strong>. Dafür müssen Ladungs- und Massentransport in den verschiedenen Bereichen der<br />
<strong>Batterie</strong> modelliert werden. Dies kann vereinfacht in eindimensional erfolgen, aber auch<br />
dreidimensionale <strong>Modellierung</strong>en werden durchgeführt. Ziel der Simulationen ist es<br />
beispielsweise, den Wärmetransport innerhalb der <strong>Batterie</strong> oder die Reaktion auf einen<br />
hohen Stromimpuls zu untersuchen. Elektrochemische Modelle sind sehr rechenintensiv<br />
aufgrund der Vielzahl zu lösenden Differentialgleichungen. Deshalb sind diese Modelle nicht<br />
für dynamische Simulationen geeignet.<br />
Es sind auch rein mathematische Modelle bekannt. Das bekannteste dürfte das Gesetz von<br />
Peukert sein, das einen rein mathematisch begründeten Zusammenhang zwischen<br />
entnehmbarer Kapazität und Stromstärke herstellt und bei Bleibatterien gebräuchlich ist.<br />
Eine weitere Gruppe von <strong>Modellierung</strong>sansätzen sind elektrische Ersatzschaltkreise, mit<br />
deren Hilfe das Verhalten von <strong>Batterie</strong>n nachgebildet wird. Die Schaltkreise bestehen aus<br />
einer Kombination von Spannungsquellen, Widerständen, Kondensatoren und Spulen.
3 Lithiumbatterien<br />
Dieser Ansatz bietet sich vor allem an, um <strong>Batterie</strong>n mit den angeschlossenen Schaltkreisen<br />
zu simulieren.<br />
3.5.3 Ersatzschaltbilder für <strong>Batterie</strong>n<br />
Das einfachste Ersatzschaltbild, mit dessen Hilfe bereits einige Aspekte des<br />
<strong>Batterie</strong>verhaltens abgebildet werden können, besteht nur aus einer Gleichstrom-<br />
Spannungsquelle mit der Spannung U0 und einem Innenwiderstand Ri, wie in Abbildung 3.9<br />
dargestellt. Anhand dieser Ersatzschaltung kann man bereits erkennen, dass die<br />
abnehmbare Klemmenspannung UKl mit steigender Stromstärke abnimmt, da auch eine<br />
entsprechend größere, nicht nutzbare, Spannung am Innenwiderstand abfällt. Der<br />
Innenwiderstand kann physikalisch sinnvoll erklärt werden, siehe voriges Kapitel.<br />
Abbildung 3.9: einfaches Ersatzschaltbild<br />
Nachteilig bei diesem Ersatzschaltbild ist das nicht abgebildete dynamische Verhalten der<br />
<strong>Batterie</strong>. Bei einem Belastungssprung reagiert eine reale <strong>Batterie</strong> mit einem zeitverzögerten<br />
Spannungsabfall. Dieses zeitabhängige Verhalten kann mit dem Schaltkreis aus Abbildung<br />
3.9 nicht dargestellt werden. In Abbildung 3.10 ist eine typische Spannungsreaktion auf<br />
einen solchen Belastungssprung für eine NiMH-Zelle dargestellt, andere <strong>Batterie</strong>systeme<br />
zeigen grundsätzlich einen gleichartigen Verlauf.<br />
Abbildung 3.10: Spannungsreaktion auf einen Belastungssprung [Jos06]<br />
- 24 -
- 25 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Der sofort erfolgende Spannungsabfall wird durch die am ohmschen Widerstand der Zelle<br />
abfallende Spannung verursacht. Es tritt für diesen Anteil keine Zeitverzögerung auf.<br />
Das zeitabhängige Verhalten wird physikalisch erklärt durch Ladungsträger unterschiedlicher<br />
Polarisation im Bereich des Grenzbereichs Elektrolyt/Elektrode, welche eine Doppelschicht-<br />
Kapazität bilden. Daneben erfolgt auch der Spannungsabfall durch Ladungsdurchtritt<br />
zeitverzögert.<br />
Der diffusionsbedingte zeitabhängige Spannungsabfall erklärt sich dadurch, dass nach dem<br />
Übergang der Ladungsträger nahe der Elektrode erst neue Ladungsträger durch den<br />
Elektrolyten an die Elektrode diffundieren müssen. Die Diffusionsgeschwindigkeit ist dabei<br />
begrenzt. Die Zeit für diesen Spannungsabfall ist deutlich größer, als für die zuvor genannten<br />
Effekte.<br />
In der Elektrotechnik ist ein zeitabhängiger Spannungsabfall von Widerstands-Kondensator-<br />
Parallelschaltungen bekannt. Eine Weiterentwicklung des zuvor gezeigten Schaltkreises<br />
besteht dann in einer Erweiterung mit einer solchen Parallelschaltung mit einem Widerstand<br />
Rt und einem Kondensator Ct. Ein solcher Schaltkreis ist in Abbildung 3.11 dargestellt.<br />
Abbildung 3.11: Ersatzschaltbild mit einem RC-Glied<br />
Eine bessere Abbildung des zeitabhängigen Anteils lässt sich erreichen, wenn noch ein<br />
weiteres RC-Glied in den Schaltkreis eingebaut wird. Eine solche Anordnung ist<br />
beispielsweise in [Sch03] vorgeschlagen und evaluiert worden. Der Widerstand RD und<br />
Kondensator CD beschreiben hier die diffusionsabhängien Prozesse, während RK und CK die<br />
Effekte der Doppelschichtkapazität beschreiben. Die Werte für die Widerstände und<br />
Kondensatoren wurden aus Experimenten ermittelt, indem die <strong>Batterie</strong> mit verschiedenen<br />
Stromsprüngen belastet und die Spannungsantwort aufgezeichnet wurde.
3 Lithiumbatterien<br />
Abbildung 3.12: Ersatzschaltbild mit zwei RC-Gleidern<br />
Die verschiedenen Widerstandsanteile einer <strong>Batterie</strong> können auch über eine<br />
Impedanzmessung ermittelt werden. Bei einer sehr hohen Frequenz, z.B. 1kHz, spielt das in<br />
Abbildung 3.10 gezeigte zeitabhängige Verhalten keine Rolle mehr. Deshalb entspricht der<br />
Realteil des gemessenen Widerstands bei einer hohen Frequenz dem ohmschen Anteil des<br />
Innenwiderstands. Verringert man die Messfrequenz, so ergibt sich das in Abbildung 3.13<br />
gezeigte charakteristische Bild. Diese zwei Bögen können durch jeweils eine parallel<br />
geschaltete Spule und einen Kondensator modelliert werden.<br />
Abbildung 3.13: Impedanzspektrum einer Betterie [Sur03]<br />
In [Sur03] wurde ausgehend von dem in Abbildung 3.13 dargestellten Verhalten ein<br />
Ersatzschaltkreis für eine Bleibatterie aufgebaut. In diesem Ersatzschaltkreis stellen die Zarc-<br />
Glieder die komplexen Impedanzen dar, außerdem sind noch ein Element für die<br />
Gasreaktion in der Bleibatterie (Rgas, V0,gas) und eine Spule Lbat für die Impedanz der<br />
elektrischen Leiter in der <strong>Batterie</strong> vorgesehen.<br />
- 26 -
Abbildung 3.14:Impedanzbasiertes Ersatzschaltbild einer Bleibatterie [Sur03]<br />
- 27 -<br />
3 Lithiumbatterien<br />
Nachteilig an diesem Modell ist der große Aufwand, mit dem die Ermittlung der Parameter<br />
verbunden ist.<br />
Mit Hilfe von Datenblättern allein ist die Parametrisierung unmöglich.
4 <strong>Batterie</strong>modell in Dymola<br />
4.1 Elektrisches Ersatzschaltbild<br />
- 29 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Von den zuvor genannten grundsätzlichen Ansätzen zur <strong>Modellierung</strong> fiel die Wahl auf den<br />
Ersatzschaltkreis. Die wesentlichen Vorteile sind die einfache <strong>Modellierung</strong>, insbesondere da<br />
in Dymola die Elemente des Ersatzschaltkreises bereits in der Bibliothek vorhanden sind,<br />
sowie die kurze Rechenzeit und die Anschaulichkeit.<br />
Um verschiedene Detaillierungsgrade des Modells zu ermöglichen, wurden insgesamt drei<br />
Ersatzschaltkreise erstellt, entsprechend den drei Ersatzschaltbildern aus Abbildung 3.9,<br />
Abbildung 3.11 und Abbildung 3.12.<br />
Abbildung 4.1: Ersatzschaltbild mit idealer Spannungsquelle und Innenwiderstand in Dymola<br />
In Abbildung 4.1 ist der einfachste Ersatzschaltkreis, bestehend aus einer Spannungsquelle<br />
und einem in Serie geschalteten Widerstand, dargestellt. Die Spannungsquelle stellt die<br />
Ruhespannung dar, während der Widerstand den Innenwiderstand der <strong>Batterie</strong> abbildet. Als<br />
Basisklasse wurde das Modell „TwoPin“ aus der Modelica Standard-Bibliothek gewählt. Die<br />
Parameter für die Höhe der Spannung bzw. den Widerstand werden über externe Eingänge<br />
eingestellt. Die in dem Widerstand entstehende Joulesche Wärme kann über das<br />
Wärmeinterface, in der Abbildung oben, in das Modell eingebunden werden. Ein über einen<br />
externen Eingang regelbarer Widerstand, der die entstehende Wärme berücksichtigt wurde<br />
als Klasse unter „Components“ erstellt. Abbildung 4.2 zeigt das Dymola-Modell dieses<br />
Widerstands.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Abbildung 4.2: varabler Widerstand mit Wärmeinterface (unten: „heatPort“)<br />
Für die erweiterten Ersatzschaltkreise wurde zunächst eine Klasse mit dem in Abbildung 4.2<br />
dargestellten Widerstand und einem parallel geschalteten Kondensator erstellt. Als<br />
Kondensator wurde ebenfalls ein Modell verwendet, welches über einen externen Eingang<br />
eingestellt werden kann.<br />
Abbildung 4.3: RC-Glied mit variablem Widerstand mit Wärmeentwicklung und variablem<br />
Kondensator, unten: Eingänge für Parametrisierung der elektrischen Bauteile, oben: Wärmeinterface<br />
Abbildung 4.3 zeigt das Dymola-Modell des RC-Glieds mit variablem Widerstand mit<br />
Wärmeentwicklung und variablem Kondensator. Der Ersatzschaltkreis wurde nun zunäcsht<br />
um ein solches, in Reihe geschaltetes, RC-Element erweitert.<br />
- 30 -
Abbildung 4.4: Ersatzschaltkreis mit 1 RC-Glied<br />
- 31 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Das erweiterte Ersatzschaltbild ist in Abbildung 4.4 gezeigt. Wie zuvor sind alle Parameter<br />
über externe Eingänge regelbar, die Wärme wird auf ein Wärmeinterface übertragen.<br />
Aufgrund der guten Anpassbarkeit wurde zusätzlich noch ein Ersatzschaltkreis mit zwei RC-<br />
Gliedern erstellt.<br />
Abbildung 4.5: elektrischer Ersatzschaltkreis mit zwei RC-Gliedern<br />
Gemeinsam ist allen Ersatzschaltbildern, dass die ideale Spannungsquelle OCV die<br />
Ruhespannung modelliert. Der einzelne Widerstand „rInt“ beinhaltet alle zeitunabhängigen<br />
ohmschen Widerstände, während die RC-Glieder das zeitabhängige Verhalten abbilden.<br />
Wie in Abbildung 4.5 erkennbar, werden alle Parameter (Spannung der Spannungsquelle,<br />
Widerstände und Kapazitäten) über einen Real-Input-Port in das Modell eingelesen. Dies<br />
erlaubt eine sehr flexible Anpassung der jeweiligen Parameter. Es ist möglich, die Parameter<br />
mit Hilfe einer Funktion dynamisch zu berechnen, beispielsweise in Abhängigkeit vom<br />
Ladezustand der <strong>Batterie</strong>. Wenn genauere Daten nicht vorliegen oder eine exakte<br />
<strong>Modellierung</strong> nicht notwendig ist, können alternativ auch konstante Werte benutzt werden.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
4.2 Parametrisierung des Ersatzschaltkreises<br />
Das <strong>Batterie</strong>modell soll es ermöglichen, die Parameter der Ersatzschaltkreise, also die<br />
Spannung der Spannungsquelle sowie die Werte für Widerstände und Kapazitäten, abhängig<br />
von Ladezustand und <strong>Batterie</strong> zu variieren. Folgende Ansätze, diese Werte zu steuern<br />
wurden verfolgt:<br />
• Über eine mathematische Funktion, welche aus dem Fit einer empirisch ermittelten<br />
Datenkurve bestimmt wurde.<br />
• Mit Hilfe von für bestimmte Zustände bekannten Parametern, die in einer Tabelle<br />
eingetragen werden. Die für den jeweiligen Zustand gesuchten Parameter können<br />
dann mit einer Interpolation ermittelt werden.<br />
Um ein möglichst variables Modell zu erhalten, wurden für die Parametrisierung beide<br />
genannten Varianten implementiert.<br />
Als mathematische Funktion wurde eine Kombination aus Exponentialfunktion und<br />
Polynomfunktion dritten Grades gewählt. In [Gao02] ist mit Hilfe einer solchen Funktion die<br />
Ruhespannung einer <strong>Batterie</strong> sehr gut abgebildet worden. Die Nachbildung des steilen<br />
Abfalls der Spannung bei fast vollständiger Entladung der <strong>Batterie</strong> ist viel besser möglich als<br />
nur mit der Polynomfunktion.<br />
2 3<br />
y = a + a u + a u + a u + e ⋅ e ⋅ y)<br />
0<br />
1<br />
u Eingangswert (z.B. DoD)<br />
2<br />
3<br />
- 32 -<br />
0<br />
exp( 1<br />
y berechneter Parameter (z.B. OCV)<br />
a0…3, e0,1 Koeffizienten<br />
Die Koeffizienten der Funktion werden als Parameter eingelesen und sind für diese <strong>Batterie</strong><br />
charakteristisch.<br />
Die Interpolation der Parameter über eine Tabelle ist mit Hilfe einer Interpolationstabelle<br />
(CombiTable2D) integriert worden. Die Matrix, welche die Tabellenwerte enthält wird<br />
ebenfalls als Parameter eingelesen.<br />
(4.1)<br />
Die Ergebnisse beider Elemente werden im Parameter-Kontroll-Modell einfach addiert. Somit<br />
kann das <strong>Batterie</strong>modell immer das gleiche Modell zur Parametersteuerung enthalten. Die<br />
jeweils nicht benutzte Parameterberechnung wird dann einfach auf null gesetzt. Dies gelingt<br />
bei der mathematischen Funktion, indem alle Koeffizienten auf null gesetzt werden. Bei der<br />
Interpolationstabelle müssen entsprechend die Werte in der Spalte, welche die zu<br />
interpolierende Größe enthält, zu null gesetzt werden.<br />
Bei der Übersetzung des Modells in Modelica-Code fallen diese Terme weg. Deshalb<br />
resultiert daraus keine zusätzliche Rechenzeit bei der Simulation.
Abbildung 4.6: Parameter-Kontroll-Modell „parameterControl“.<br />
- 33 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Der Inhalt der Tabelle und die Koeffizienten der Funktion werden als Parameter eingelesen<br />
und sind in einer „Record-Klasse“ abgelegt.<br />
4.3 Berechnung des <strong>Batterie</strong>zustands<br />
4.3.1 Ladezustandsberechnung aus Ladungsbilanz<br />
Für die Bestimmung des Ladezustands bzw. der Entladetiefe ist zunächst eine<br />
Ladungsbilanz aufzustellen. Die elektrische Ladung kann dabei über die Integration des<br />
Stromes berechnet werden.<br />
Q<br />
t<br />
= ∫ I Batt dt<br />
t<br />
1<br />
0 (4.2)<br />
Der Ladezustand ist eine zentrale Größe bei der Simulation der <strong>Batterie</strong>, da mehrere<br />
Parameter davon abhängig sind. Oft verwendet wird der „State of Charge“ (SOC). Für<br />
dessen Berechnung wird die entnommene Kapazität von der Nennkapazität abgezogen und<br />
das Verhältnis zur Nennkapazität berechnet. Der SOC kann Werte zwischen 0 und 1<br />
annehmen, wobei 0 den entladenen Zustand und 1 den vollgeladenen Zustand beschreibt.<br />
Entsprechend kann der SOC bei einer Tiefentladung auch Werte kleiner als 0 annehmen.<br />
CN<br />
− Q<br />
SOC =<br />
C<br />
N<br />
Der „State of Discharge“ (SOD), auch „Depth of Discharge“ (DoD) genannt, beschreibt das<br />
Verhältnis aus entnommener Ladung und der Nennkapazität. Entsprechend beschreibt der<br />
Wert 0 den voll geladenen Zustand und der Wert 1 den entladenen Zustand.<br />
DoD =<br />
Q<br />
C N<br />
In dieser Arbeit wird vorwiegend die Größe DoD benutzt, da diese mit den üblichen<br />
(4.3)<br />
(4.4)<br />
Entladekurven, bei denen die Klemmenspannung über der entnommenen Ladung dargestellt<br />
wird, korrespondiert.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Unter Berücksichtigung eines Startwertes berechnet sich der Entladezustand dann wie folgt:<br />
DoD<br />
DoD =<br />
⋅ C<br />
N<br />
C<br />
N<br />
+<br />
DoD0 Startwert DoD<br />
0<br />
∫<br />
Abbildung 4.7: Berechnung des Ladezustands über die Ladungsbilanz<br />
I<br />
- 34 -<br />
Batt<br />
dt<br />
(4.5)<br />
Abbildung 4.7 zeigt das Modell um die Entladetiefe zu berechnen. Im Modell kann außerdem<br />
ein Startwert für die Entladetiefe angegeben werden, der Startwert liegt entsprechend<br />
zwischen 0 und maximal 1.<br />
4.3.2 Berücksichtigung von Temperatur- und Entladestromeffekten<br />
Wie in 3.4 erläutert, ist die entnehmbare Kapazität einer Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> abhängig von<br />
der Temperatur und der Stromhöhe. Für eine ausreichend akkurate <strong>Modellierung</strong> der<br />
<strong>Batterie</strong>kapazität, insbesondere unter dynamischen Bedingungen, müssen diese Effekte<br />
berücksichtigt werden.<br />
In [Gao02] wurde eine Methode vorgestellt, um diese Abhängigkeiten einfach abzubilden. Es<br />
werden Korrekturfaktoren eingeführt, mit welchen der tatsächliche Entladestrom vor der<br />
Integration für die Berechnung der entnommenen Ladung multipliziert wird. Für die
- 35 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
<strong>Batterie</strong>temperatur wird der Faktor beta verwendet, für die Entladestromstärke der Faktor<br />
alpha. Die Formel für diesen Ersatzstrom lautet dann nach [Gao02]:<br />
DoD<br />
1<br />
C<br />
t<br />
[ i(<br />
t)<br />
, T ( t)<br />
, t]<br />
= ⋅ α[<br />
i(<br />
t)<br />
] ⋅ β[<br />
T ( t)<br />
] ⋅ i(<br />
t)<br />
dt<br />
T Temperatur<br />
i Entladestrom<br />
α Korrekturfaktor Stromstärke<br />
β Korrekturfaktor Temperatur<br />
Es ist mit Hilfe dieser Formel möglich, auch für dynamische Bedingungen, also<br />
N<br />
beispielsweise eine sich während der Entladung ändernde Temperatur, den Entladezustand<br />
jederzeit zu berechnen.<br />
Die Faktoren alpha und beta wurden für verschiedene Temperaturen und Stromstärken in<br />
[Gao02] für eine Sony US18650 <strong>Batterie</strong> ermittelt. Es ist möglich, diese Faktoren über<br />
Datenblätter zu bestimmen. Anschließend sind die Faktoren in einer Tabelle in Dymola<br />
eingetragen. Zustände zwischen den diskret bekannten Werten, können mit einer<br />
Interpolation ermittelt werden.<br />
In der folgenden Abbildung 4.8 ist das Dymola-Modell für die Berechnung des<br />
Entladezustands nach [Gao02] dargestellt. Dieses Modell kann auch für die im vorigen<br />
Kapitel beschriebene einfache Ladezustandsberechnung verwendet werden. Dazu müssen<br />
die Tabellen so eingestellt werden, dass der Ausgangswert immer „1“ beträgt und sich der<br />
Strom somit nicht ändert. Der Ausgangswert kann solchermaßen festgelegt werden, indem<br />
nur für zwei (beliebige) Eingangswerte als Ausgangswert „1“ eingestellt wird.<br />
∫<br />
0<br />
(4.6)
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Abbildung 4.8: Berechnung des Entladezustands unter Berücksichtigung der tatsächlich<br />
entnehmbaren Kapazität<br />
4.3.3 Schrittweise Ladezustandsberechnung<br />
Alternativ zum vorher beschriebenen Vorgehen ist es auch möglich, den aktuellen<br />
Ladezustand über die Berechnung der Ladezustandsänderung zu berechnen. Die folgende<br />
Gleichung beschreibt diese Vorgehensweise:<br />
DoD<br />
t<br />
= DoD + ∆DoD<br />
t<br />
DoD Entladetiefe<br />
t −1<br />
t,<br />
−1<br />
∆DoD Änderung der Entladetiefe<br />
Bei diesem Vorgehen kann die Berücksichtigung der Abhängigkeit der entnehmbaren<br />
Kapazität von Entladestromhöhe und Temperatur bei der Berechnung der<br />
Ladezustandsänderung erfolgen. Dafür wird anstatt der Nennkapazität nun die entnehmbare<br />
Kapazität bei der Temperatur und der Stromhöhe des entsprechenden Zeitschritts<br />
eingesetzt.<br />
- 36 -<br />
(4.7)
∆DoD<br />
t−1,<br />
t<br />
Q<br />
=<br />
C<br />
t−1,<br />
t<br />
t −1,<br />
t<br />
t−1<br />
=<br />
C(<br />
Tt<br />
−1,<br />
t , I t −1,<br />
t )<br />
- 37 -<br />
t<br />
∫<br />
I dt<br />
Qt-1,t entnommene Ladung im Zeitschritt (t-1,t)<br />
Ct-1,t entnehmbare Kapazität im Zeitschritt (t-1,t)<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
C(Tt-1,t,It-1,t) entnehmbare Kapazität bei Temperatur T und Strom I<br />
Im Gegensatz zu der zuvor beschriebenen Methode, erscheint die stückweise Berechnung<br />
des Entladezustands nachvollziehbarer. Es wird nicht der Strom bzw. die entnommene<br />
Ladung mit einem Faktor multipliziert, obwohl diese sich in einer realen <strong>Batterie</strong> nicht mit der<br />
Temperatur verändern. Stattdessen wird die entnehmbare Kapazität korrigiert.<br />
4.4 <strong>Batterie</strong>-Manager (Laderegelung)<br />
Damit die <strong>Batterie</strong> nicht tief- oder überladen werden kann, ist in das <strong>Batterie</strong>modell ein<br />
Laderegler integriert. Dieser unterbricht die Verbindung wenn:<br />
a) Die maximale Entladetiefe (dodMax) erreicht ist UND die Stromrichtung einer<br />
ODER<br />
Entladung entspricht. Es droht eine Tiefentladung.<br />
(4.8)<br />
b) Die minimale Entladetiefe (dodMin) erreicht ist UND die Stromrichtung einer weiteren<br />
Ladung entspricht. Es droht eine Überladung.<br />
In Abbildung 4.9 ist das Modell der Ladezustandsregelung abgebildet. Um das Signal der<br />
Ladezustandsregelung außerhalb des <strong>Batterie</strong>modells nutzen zu können, wurde ein<br />
Boolean-Output hinzugefügt.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Abbildung 4.9: Ladezustandsregelung „dodLimiter“. Rechtes Signal am Element „or“:<br />
Tiefentladeschutz, linkes Signal: Überladungsschutz.<br />
4.5 <strong>Batterie</strong>modell einer Einzelzelle<br />
Für jeden der drei oben gezeigten Ersatzschaltkreise wurde ein <strong>Batterie</strong>modell erstellt. Dabei<br />
wurde zunächst das einfachste Modell, dessen Ersatzschaltkreis nur aus einer<br />
Spannungsquelle und einem Innenwiderstand besteht, erstellt.<br />
Der Ersatzschaltkreis ist als austauschbare Komponente („replaceable“) definiert worden, so<br />
dass die Modelle mit einem bzw. zwei RC-Gliedern von diesem Modell abgeleitet werden<br />
können. In Abbildung 4.10 ist die Basisklasse für alle <strong>Batterie</strong>modelle dargestellt.<br />
- 38 -
- 39 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Abbildung 4.10: <strong>Batterie</strong>modell mit Spannungsquelle und Innenwiderstand als Ersatzschaltkreis.<br />
Dieses Modell dient zugleich als Basisklasse für die Modelle mit anderen Ersatzschaltkreisen.<br />
Deshalb ist der Ersatzschaltkreis hier als austauschbare Komponente definiert.<br />
Die in Abbildung 4.10 dargestellte Basisklasse wurde von einem 2-Pin-Modell abgeleitet. Die<br />
Elemente des Ersatzschaltkreises werden über die in der Abbildung darüber liegende<br />
Funktion gesteuert. Rechts oben in der Abbildung befindet sich die Komponente, welche den<br />
Ladezustand berechnet, rechts in der Mitte ist die Ladezustandregelung, die den Stromkreis<br />
öffnen kann. Links unten ist die Record-Klasse, welche die Daten für die Berechnung der<br />
Parameter des Ersatzschaltkreises enthält.<br />
Die abgeleitete Klasse des Modells mit einem RC-Glied, ist in Abbildung 4.11 abgebildet.<br />
Hier wurde der Ersatzschaltkreis ersetzt. Außerdem wurden zwei Parameter-Kontroll-<br />
Modelle für die Berechnung der Größen des RC-Gliedes ergänzt.<br />
Das um zwei RC-Glieder erweiterte Modell ist in der gleichen Art erweitert worden.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Abbildung 4.11: <strong>Batterie</strong>modell mit Ersatzschaltkreis mit RC-Glied. Der Ersatzschaltkreis wurde<br />
ersetzt, außerdem sind zwei Parameter-Kontroll-Modelle ergänzt worden.<br />
4.6 Thermische <strong>Modellierung</strong><br />
4.6.1 Wärmequellen<br />
Aus Tabelle 2.1 ist ersichtlich, dass bei Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong>n der reversible Wärmeeffekt<br />
eine sehr geringe Rolle spielt. Deshalb wird dieser Effekt bei dieser <strong>Modellierung</strong> nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Einzige Wärmequelle ist deshalb die am ohmschen Widerstand abfallende Verlustleistung.<br />
Ohmsche Widerstände im <strong>Batterie</strong>modell wurden deshalb um ein Wärmeinterface erweitert.<br />
Der Wärmestrom wird beschrieben durch die Joulesche Wärme, nach Gleichung (2.7).<br />
4.6.2 Wärmekapazität<br />
Die Wärmekapazität ist über Standardwerte aus der Literatur, gesammelt in Tabelle 2.3,<br />
berechnet worden. Hier ist die spezifische Wärmekapazität, bezogen auf die <strong>Batterie</strong>masse,<br />
angegeben.<br />
Für die Berechnung der tatsächlichen Wärmekapazität der <strong>Batterie</strong> muss die Masse bekannt<br />
sein. Um das Modell einzig mit der Kapazität sinnvoll skalieren zu können, wird die Masse<br />
mit Hilfe der auf die Kapazität bezogenen Masse (kg/Ah) berechnet:<br />
- 40 -
4.6.3 Wärmeabfuhr<br />
C = nCells<br />
⋅ specHeatCap<br />
⋅ capDens ⋅ cellCap<br />
C Wärmekapazität [J/K]<br />
nCells Anzahl der Zellen<br />
- 41 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
specHeatCap spezifische Wärmekapazität der <strong>Batterie</strong> [J/(kgK)]<br />
cellWeight Gewicht einer Zelle [kg]<br />
Von den in 2.3.3 genannten Arten der Wärmeabfuhr, wurden nur die Wärmeleitung und die<br />
konvektive Wärmeabfuhr berücksichtigt. Da sich die <strong>Batterie</strong> in einem speziellen Gehäuse<br />
befindet, wird dieses Gehäuse an der Innenseite schnell die Temperatur der <strong>Batterie</strong><br />
annehmen und es kann keine Wärme von der <strong>Batterie</strong> dorthin abgestrahlt werden. Der<br />
Einfluss der Wärmestrahlung vom Gehäuse an die Umgebung wird nicht berücksichtigt.<br />
Für die beiden genannten Wärmeübertragungsmodelle ist in der Modelica Bibliothek bereits<br />
jeweils ein Modell vorhanden.<br />
Das Wärmeleitungsmodell „Thermal Conductor“ berechnet den Wärmefluss als das Produkt<br />
aus Wärmeleitungskoeffizient G und Temperaturdifferenz der beiden Anschlüsse. Der<br />
Wärmeleitungskoeffizient kann nach Formel (2.10) wie folgt berechnet werden:<br />
G = A⋅<br />
λ ⋅ d<br />
−1<br />
G Wärmeleitungskoeffizient [W/K]<br />
A Fläche, hier: Bodenfläche der <strong>Batterie</strong> [m²]<br />
λ Wärmeleitfähigkeit des Gehäuses [W/(m²K)]<br />
d Wandstärke des Gehäuses [m]<br />
(4.9)<br />
(4.10)<br />
Die konvektive Wärmeabfuhr ist in dem Modell „convective Heat Transfer“ bereits modelliert,<br />
wobei die hier der (konvektive) Wärmeleitungskoeffizient Gc über ein externes<br />
Eingangssignal gesteuert werden kann.<br />
In dem für die <strong>Batterie</strong> erstellten Modell wird die Konvektionskühlung gesteuert, indem der<br />
Wert für den Wärmeleitungskoeffizient zwischen null und einem Maximalwert gewählt wird.<br />
Die Ansteuerung ist über ein Hysterese-Modell relisiert worden. Dieses Modell schaltet bei<br />
der Temperatur tHigh die Kühlung ein und beim Erreichen der Temperatur tLow wieder aus.<br />
Durch die Definition eines solchen Betriebstemperaturfensters (von tLow bis tHigh) werden<br />
sehr kurze Schaltzeiten verhindert. Die Schaltschwellen tLow und tHigh werden ausgehend<br />
von der Soll-Betriebstemperatur tSet berechnet, indem die Temperaturdifferenz tDiff<br />
abgezogen bzw. addiert wird. Die Temperaturdifferenz tDiff, welche demzufolge der halben<br />
Breite des Temperaturfensters entspricht, wird als Parameter eingestellt.<br />
Der Wärmeleitungskoeffizient Gc, welcher die Wärmeübertragung bei Kühlung der <strong>Batterie</strong><br />
bestimmt, wird nach der vereinfachten Formel (2.11) wie folgt berechnet:
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Gc = A⋅<br />
c<br />
K<br />
Gc Wärmeleitungskoeff. für konvektiven Wärmeübergang [W/K]<br />
A Oberfläche der <strong>Batterie</strong> [m²]<br />
cK empirisch ermittelte Konstante [W/(m²K)]<br />
Als Richtwert für die Konstante cK wird ein Wert aus [Pes06] vorgeschlagen. Hier wird aus<br />
Untersuchungen von einem Wert von ca. 25 W/(m²K) berichtet. Dieser wurde für einen<br />
Luftmassenstrom von 50 g/s bei einer Optima-<strong>Batterie</strong> ermittelt.<br />
Tatsächlich wird die Höhe des Wärmeleitungskoeffizienten stark von der genauen<br />
Gestaltung der Kühlkanäle abhängen. So ist bei größeren <strong>Batterie</strong>modulen denkbar, dass<br />
- 42 -<br />
(4.11)<br />
zwischen den Zellen Kanäle für die Kühlung angebracht werden. Dies vergrößert die für den<br />
Wärmeübergang zur Verfügung stehende Fläche enorm. Gleichzeitig wird dadurch eine<br />
homogenere Temperaturverteilung innerhalb des <strong>Batterie</strong>moduls erreicht.<br />
4.6.4 Wärmemodell in Dymola<br />
Abbildung 4.12 zeigt das in Dymola erstellte Modell für den thermischen Haushalt der<br />
<strong>Batterie</strong>.<br />
Abbildung 4.12: In Dymola erstelltes thermisches Modell, das Wärmeleitung (thermalConductor) und<br />
konvektiven Wärmeübergang (convection) berücksichtigt.<br />
In Abbildung 4.12 ist links unten die Wärmekapazität der <strong>Batterie</strong> zu erkennen. Die<br />
Wärmekapazität wird nach Formel (4.8) berechnet.
- 43 -<br />
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
In der Abbildung unten in der Mitte befinden sich die zwei Wärmeübertragungsmodelle. Für<br />
die Wärmeleitung wird der Parameter G nach Formel (4.9) berechnet.<br />
Das Konvektionsmodell wird wie zuvor beschrieben über eine Hysteresesteuerung geregelt,<br />
indem Modell als „tSetWindow“ bezeichnet (oben Mitte). Damit der Schalter, der den<br />
Koeffizienten wechselt, auf den Wert für konvektive Kühlung umschaltet, muss eine weitere<br />
Bedingung erfüllt sein: Die <strong>Batterie</strong>temperatur muss größer sein als die Außentemperatur, da<br />
ansonsten der Wärmeübergang „in die falsche Richtung“ abläuft und die <strong>Batterie</strong> beheizt<br />
anstatt gekühlt wird.<br />
4.7 <strong>Batterie</strong>paket<br />
Als Antriebsbatterie für ein Fahrzeug werden stets mehrere Einzelzellen zusammen<br />
geschaltet. Das folgende Modell erstellt ein solches Paket.<br />
Abbildung 4.13: <strong>Batterie</strong>paket aus mehreren in Serie geschalteten Einzelzellen und einem<br />
gemeinsamen Wärmemodell. Es sind die drei Einzelzellen mit jeweils anderem Ersatzschaltkreis<br />
abgebildet. Bei der Übersetzung des Modells wird allerdings nur das im jeweiligen Parametersatz<br />
vorgesehene Modell verwendet.<br />
Zunächst wird eine als Parameter einstellbare Anzahl Einzelzellen in das Modell gebracht.<br />
Anschließend werden die Verbindungen der Einzelzellen mit Hilfe einer Schleifenfunktion<br />
hinzugefügt. Jede Zelle wird außerdem separat mit dem Wärmemodell verbunden.<br />
4.8 Einlesen der Parameter mit einer Record-Klasse<br />
Die zahlreichen Parameter der verwendeten Klassen können über eine Record-Klasse<br />
eingelesen werden. Zunächst wurde eine Basis-Record-Klasse erstellt. In dieser Basisklasse<br />
sind alle benötigten Parameter deklariert. Dabei wurden Parameter, die sinnvoll als<br />
Standardwerte verwendet werden können, bereits mit einem Zahlenwert versehen.
4 <strong>Batterie</strong>modell<br />
Beispielsweise ist ein aus der Literatur entnommener, typischer Wert für die spezifische<br />
Wärmekapazität einer Lithium-Ionen-<strong>Batterie</strong> enthalten.<br />
Für jeden <strong>Batterie</strong>typen wird nun von der Basisklasse eine vererbte Klasse erstellt. Einige<br />
aus der Literatur bekannte Parametersätze sind bereits in der Bibliothek gespeichert (siehe<br />
nächster Abschnitt).<br />
Durch diese Vorgehensweise wurde eine komfortable Benutzerschnittstelle erreicht. Über<br />
den Parameter-Dialog der <strong>Batterie</strong>paket-Klasse kann aus den vorhandenen Record-Klassen<br />
ein Datensatz gewählt werden. Ein Parameter in der Record-Klasse wählt das passende<br />
<strong>Batterie</strong>modell (Rint / 1RC / 2RC) aus.<br />
4.8.1 Vorprogrammierte Records<br />
• Rint-Modell:<br />
o Experimentell ermittelte Spannungs- und Widerstandswerte für eine 7Ah-<br />
Lithium-Ionen <strong>Batterie</strong> der Firma Saft [Advisor].<br />
o Aus einem Datenblatt für eine 1950mAh Lithium-Polymer-Zelle der Firma<br />
• 1 RC-Modell:<br />
Panasonic ermittelte Werte.<br />
o Für eine 18650-Lithium-Ionen-Zelle der Firma Sony experimentell ermittelte<br />
• 2 RC-Modell:<br />
Werte aus [Gao02].<br />
o Die in [Che06] experimentell ermittelten Parameter für eine Lithium-Polymer-<br />
Zelle der Kapazität 850mAh (Typ-Bezeichnung TCL PL-383562).<br />
- 44 -
5 Ergebnisse Beispielsimulation<br />
5.1 Belastungssprung<br />
- 45 -<br />
5 Ergebnisse Beispielsimulation<br />
Die in [Gao02] durchgeführte Messung und Simulation für einen 1,4A Stromstufe der Dauer<br />
250ms wurde mit dem in dieser Arbeit behandelten <strong>Batterie</strong>modell ebenfalls durchgeführt.<br />
Die folgenden beiden Beispiele zeigen die jeweiligen Ergebnisse.<br />
Abbildung 5.1:Spannungsverlauf bei einem Stromsprung, Abbildung aus [Gao02].<br />
Abbildung 5.2: Ergebnis der Dymola-Simulation<br />
Die Darstellungen zeigen, dass mit dem Dymola-Modell sehr ähnliche Ergebnisse ermittelt<br />
werden.<br />
Unterschiede können auch aus dem Ruhespannungsverlauf resultieren, dessen<br />
angenommener Verlauf in [Gao02] nicht genannt ist, und deshalb für die Dymola-Simulation<br />
geschätzt wurde. Auch der Entladezustand während des Versuchs ist nicht gegeben.
5 Ergebnisse Beispielsimulation<br />
5.2 Entladekurven bei verschiedenen Temperaturen<br />
Die in [Gao02] dargestellten Spannungsverläufe bei verschiedenen Temperaturen sind<br />
ebenfalls in der Dymola-Simulation ermittelt worden. Auch hier ergeben sich abweichende<br />
Kurvenverläufe, da die Kurvenfunktion in der Literaturstelle nicht angegeben ist.<br />
voltage [V]<br />
4,5<br />
Abbildung 5.3: Spannungsverlauf der <strong>Batterie</strong> bei konstantem Entladestrom (700mA) bei<br />
verschiedenen Temperaturen.<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
Entladekurven 700mA<br />
2,5<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000<br />
time [s]<br />
Abbildung 5.4: In [Gao02] abgebildete Spannungsverläufe bei verschiedenen Temperaturen.<br />
- 46 -<br />
U (-10°C)<br />
U (0°C)<br />
U (10°C)<br />
U (23°C)<br />
U (34°C)<br />
U (45°C)
5.3 Puls-Entladekurve<br />
- 47 -<br />
5 Ergebnisse Beispielsimulation<br />
Die in [Che06] abgebildete <strong>Batterie</strong>spannung während einer pulsierenden Belastung ist mit<br />
dem Dymola-Modell ebenfalls simuliert worden. Es ergibt sich ein sehr ähnlicher Verlauf.<br />
Unterschiede können hier aus den nicht genau angegebenen Parametern (Pulsdauer) der<br />
Belastung resultieren.<br />
Abbildung 5.5: <strong>Batterie</strong>spannung während der Entladung nach [Che06]<br />
voltage [V]<br />
4,2<br />
4<br />
3,8<br />
3,6<br />
3,4<br />
3,2<br />
3<br />
2,8<br />
U [V]<br />
I [A]<br />
Pulsentladung<br />
0 5000 10000 15000 20000 25000<br />
time [s]<br />
Abbildung 5.6: Nach Abbildung 5.5 in Dymola durchgeführte Simulation.<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
current [A]
6 Zusammenfassung<br />
6.1 Projektergebnis<br />
- 49 -<br />
6 Zusammenfassung<br />
Das in Dymola erstellte <strong>Batterie</strong>modell kann mit drei verschiedenen Ersatzschaltkreisen<br />
simuliert werden. Dadurch kann eine Vielzahl von Modellen aus der Literatur implementiert<br />
werden.<br />
Dies wird auch ermöglicht durch die variable Parameterberechnung, der sowohl Polynom-, e-<br />
Funktion als auch eine Kombination aus beiden zugrunde liegt. Alternativ ist es auch möglich<br />
experimentell ermittelte Daten in die Interpolationstabelle einzupflegen.<br />
Die Auswahl eines <strong>Batterie</strong>typs über die Benutzer-Schnittstelle für die Parameterauswahl ist<br />
eine komfortable Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Datensätzen den jeweils gewünschten<br />
auszuwählen. Dennoch können auch einzelne Parameter nachträglich geändert werden.<br />
Durch das Einlesen der Parameter über die Record-Klasse können neue <strong>Batterie</strong>typen<br />
problemlos in die Bibliothek integriert werden.<br />
Das Wärmemodell stellt die für diesen Anwendungsfall relevanten<br />
Wärmeübertragungsmechanismen dar. Dadurch kann die <strong>Batterie</strong>temperatur, welche für die<br />
Alterung der <strong>Batterie</strong> eine große Rolle spielt, überwacht werden.<br />
6.2 Ausblick<br />
Im nächsten Schritt könnten Messungen durchgeführt werden, um Parameter für das<br />
<strong>Batterie</strong>modell zu ermitteln. Besonders der für die Anwendung bezüglich Ladezustand und<br />
Temperatur interessante <strong>Batterie</strong>zustand sollte zunächst vermessen werden.<br />
Messmethoden, die die Ermittlung der relevanten Parameter erlauben, sind in [Sch03] und<br />
[Abu04] erläutert.<br />
Im Sinne einer kritischen Betrachtung sollte überdacht werden, ob es Sinn macht, die<br />
Reihenschaltung direkt zu simulieren. So könnte versucht werden, ob relevante<br />
Abweichungen auftreten, wenn die <strong>Batterie</strong>spannung einfach mit der Anzahl der Zellen<br />
multipliziert wird. Insbesondere da die Temperaturverteilung und der Ladezustand der<br />
Einzelzellen im gesamten <strong>Batterie</strong>paket als konstant angenommen wird. Für eine genauere<br />
Betrachtung des <strong>Batterie</strong>pakets, sollten Abweichungen unter den Einzelzellen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die Ladezustandsregelung sollte dahingehend erweitert werden, dass gleichzeitig der<br />
maximale Lade- bzw. Entladestrom begrenzt wird.
Literaturverzeichnis<br />
- 51 -<br />
Anhang<br />
[Jos06] Jossen, Andreas: Moderne Akkumulatoren richtig einsetzen, 2. Auflage 2006,<br />
Expert Verlag<br />
[Kie03] Kiehen, H.A.: Battery Technology Handbook<br />
[Lin84] Linden, David: Handbook of <strong>Batterie</strong>s and Fuel Cells, 1984, McGraw-Hill Book<br />
Company<br />
[Che06] Chen, Min: „Accurate Electrical Battery Model Capable of Predicting Runtime<br />
and I-V Performance“, IEEE Transactions on Energy Conversion, Vol 21,<br />
June 2006<br />
[Hal98] Halaczek, Thadäus Leonhard: <strong>Batterie</strong>n und Ladekonzepte, 2. Auflage 1998,<br />
Franzis Verlag<br />
[Panasonic] Data sheet for 18650 Li-Ion cell, Data sheet for CGA103450 cell,<br />
www.panasonic.com<br />
[Advisor] Advanced Vehicle Simulation, National Renewable Energies Lab, Colorado<br />
[Möl05] Möller, Kai-C.: Skript zum Praktikum Anorganisch-Chemische Technologie,<br />
TU Graz, 2005<br />
[Gao] Gao, Lijun: „Dynamic Lithium-Ion Battery Model for System Simulation“, IEEE<br />
Transactions on Components and Packaging Technologies, Vol. 25,<br />
September 2002<br />
[Abu04] Abu-Sharkh, Suleiman: „Rapid Test and non-linear model characterisation of<br />
solid-state lithium-ion batteries“, Journal of Power Sources 130, 2004<br />
[Sch03] Schweighofer, Bernhard: „Modeling of High Power Automotive <strong>Batterie</strong>s by<br />
the Use of an Automated Test System“, IEEE Transactions on Instrumentation<br />
and Measurement, Vol. 52, Aug. 2003<br />
[Sanyo] Product information on Lithium-Ion cells, www.sanyo.com<br />
[Sur03] Surewaard, Erik: „Advanced Electric Storage System Modeling in Modelica“,<br />
in Proceedings of the 3rd International Modelica Conference, Linköping,<br />
November 3-4, 2003<br />
[Pes06] Pesaran, Ahmed: „Electrothermal Analysis of Lithium Ion <strong>Batterie</strong>s“, presented<br />
on 23rd International Battery Seminar & Exhibit, Fort Lauderdale, Florida,<br />
March 13-16, 2006