Einladung/Tagesordnung - Integration in Bonn

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226 Handbuch Inklusive Bildung Bonn – Teil VII Heterogenität VII.3 Heterogenität in Schulen VII.3.1 Chancengerechtigkeit in Schule Der in zweiter Auflage 2012 veröffentlichte "Chancenspiegel", in dem es um Bildungsgerechtigkeit in Deutschland geht, definiert Chancengerechtigkeit als "die faire Chance zur freien Teilhabe an der Gesellschaft, die auch gewährleistet wird durch die gerechte Institution Schule, in der Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer sozialen und natürlichen Merkmale keine zusätzlichen Nachteile erfahren, durch die Förderung der Befähigung aller und durch eine wechselseitige Anerkennung der an Schule beteiligten Personen." 1 Es geht auch in theoretischen Diskursen bei der Frage von Chancengerechtigkeit immer darum, Gesellschaft und damit Schule als gesellschaftliche Institution so zu gestalten, dass allen die Teilhabe ermöglicht wird. Bezogen auf das Schulsystem kann Chancengerechtigkeit nicht von den Abschlüssen her beurteilt werden, sondern darüber, ob Kinder und Jugendliche "Spiel- und Entscheidungsmöglichkeiten für das eigene Lernen und die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit" 2 haben. Es geht also bei der Frage nach Chancengerechtigkeit um Fragen wie: Ist die Schule als Institution gerecht, d.h. ist sie als gesellschaftliche Organisation so gestaltet, dass alle Kinder fair behandelt und nicht aufgrund von nicht zu verantwortenden Eigenschaften benachteiligt werden? Oder: Leistet Schule einen Beitrag dazu, dass Kinder und Jugendliche untereinander und im Verhältnis zu den Lehrerinnen und Lehrern Anerkennung erfahren? Wesentliche Aspekte, die zur Chancengerechtigkeit gehören, werden unter der Überschrift "Heterogenität in Schulen" aufgegriffen. Dem erweiterten Verständnis von Inklusion folgend werden Auswertungen zu Zuwanderungsgeschichte, Religionszugehörigkeit und Geschlechterverteilung sowie einige sozioökonomische Fakten bezogen auf Bonner Schülerinnen und Schüler dargestellt. Sie sollen fortgeschrieben werden und stellen die Basis für weitere planerische Entscheidungen dar. 1 Bertelsmann Stiftung; Institut für Schulentwicklungsforschung (2012): Chancenspiegel. Zur Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der deutschen Schulsysteme. Gütersloh, S.20 2 Bertelsmann Stiftung; Institut für Schulentwicklungsforschung (2012): Chancenspiegel, a.a.O. © Bundesstadt Bonn 2012 8

227 Handbuch Inklusive Bildung Bonn – Teil VII Heterogenität VII.3.2 Zuwanderungsgeschichte Zum Hintergrund: Datenbasis der Analyse sind die amtlichen Schuldaten eines jeden Jahres. Im Rahmen einer Überprüfung mit anderen Datenquellen wird deutlich, dass bezüglich des Ausländerstatus der Kinder und Jugendlichen eine relativ genaue Übereinstimmung mit den Haushaltsbefragungsergebnissen des Mikrozensus besteht. Hinsichtlich des Merkmals "Migrationshintergrund" zeigen sich jedoch, je nach Schulform, Abweichungen zwischen sechs und elf Prozentpunkten. Dies mag eventuell an der vielschichtigen Definition des Migrationshintergrundes liegen. Für diese Analyse heißt dies, dass der Umfang der von den Schulen aufzubringenden Integrationsleistung tendenziell eher unterschätzt wird. Laut Definition besitzen Kinder und Jugendliche dann einen Migrationshintergrund / eine Zuwanderungsgeschichte, wenn sie: � selbst aus dem Ausland zugewandert sind oder � hier geboren sind und eines der beiden Elternteile zugewandert oder � die Verkehrssprache in der Familie nicht Deutsch ist. 3 Im Unterschied zu Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund bezieht sich der Begriff Ausländer "auf eine höchst heterogene Bevölkerungsgruppe, deren gemeinsames Merkmal allein die nichtdeutsche Staatsangehörigkeit ist." 4 Fast jeder vierte Einwohner hat 2012 in Nordrhein-Westfalen einen Migrationshintergrund. Der Anteil an Personen mit Zuwanderungsgeschichte ist unter jungen Menschen noch höher. Unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 24 Jahren z.B. lebt sogar nahezu jeder Dritte in einem familiären Umfeld mit Zuwanderungsgeschichte. 5 Dementsprechend hatten im Schuljahr 2010/11 in Nordrhein-Westfalen 26,2% der rund zwei Millionen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen (ohne Weiterbildungskollegs und freie Waldorfschule) eine Zuwanderungsgeschichte. Bei über der Hälfte dieser Schülerinnen und Schüler wird im Elternhaus überwiegend nicht deutsch gesprochen. Einen deutlich überdurchschnittlichen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund verzeichnen mit 31,5% die Grundschulen. Auf die weiterführenden Schulen verteilen sich die Kinder und Jugendlichen 2010/11 wie folgt: Die Hauptschulen wiesen mit 38,7% den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf, gefolgt von den Gesamtschulen mit 32,2% und den Realschulen mit 27,1%. An Gymnasien sind Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte mit 13,5% unterrepräsentiert. An den Förderschulen beträgt der Anteil 26,3%. 3 Vgl.: http://www.it.nrw.de/statistik/querschnittsveroeffentlichungen/Statistik_kompakt/ausgabe3_2012/ind ex.html), Abruf v.10.09.2012 4 Butterwegge,C. (2010): Armut von Kindern mit Migrationshintergrund. Ausmaß, Erscheinungsformen und Ursachen. Wiesbaden, S.22. 5 Vgl.: http://www.it.nrw.de/statistik/querschnittsveroeffentlichungen/Statistik_kompakt/ausgabe1_2012/ind ex.html, Abruf v.10.09.2012 © Bundesstadt Bonn 2012 9

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Handbuch Inklusive Bildung <strong>Bonn</strong> – Teil VII Heterogenität<br />

VII.3 Heterogenität <strong>in</strong> Schulen<br />

VII.3.1 Chancengerechtigkeit <strong>in</strong> Schule<br />

Der <strong>in</strong> zweiter Auflage 2012 veröffentlichte "Chancenspiegel", <strong>in</strong> dem es um<br />

Bildungsgerechtigkeit <strong>in</strong> Deutschland geht, def<strong>in</strong>iert Chancengerechtigkeit als<br />

"die faire Chance zur freien Teilhabe an der Gesellschaft, die auch gewährleistet wird durch<br />

die gerechte Institution Schule, <strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler aufgrund ihrer sozialen und<br />

natürlichen Merkmale ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Nachteile erfahren, durch die Förderung der<br />

Befähigung aller und durch e<strong>in</strong>e wechselseitige Anerkennung der an Schule beteiligten<br />

Personen." 1<br />

Es geht auch <strong>in</strong> theoretischen Diskursen bei der Frage von Chancengerechtigkeit immer<br />

darum, Gesellschaft und damit Schule als gesellschaftliche Institution so zu gestalten, dass<br />

allen die Teilhabe ermöglicht wird. Bezogen auf das Schulsystem kann<br />

Chancengerechtigkeit nicht von den Abschlüssen her beurteilt werden, sondern darüber, ob<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche "Spiel- und Entscheidungsmöglichkeiten für das eigene Lernen und<br />

die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit" 2 haben.<br />

Es geht also bei der Frage nach Chancengerechtigkeit um Fragen wie:<br />

Ist die Schule als Institution gerecht, d.h. ist sie als gesellschaftliche Organisation so<br />

gestaltet, dass alle K<strong>in</strong>der fair behandelt und nicht aufgrund von nicht zu verantwortenden<br />

Eigenschaften benachteiligt werden? Oder: Leistet Schule e<strong>in</strong>en Beitrag dazu, dass K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche untere<strong>in</strong>ander und im Verhältnis zu den Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern<br />

Anerkennung erfahren?<br />

Wesentliche Aspekte, die zur Chancengerechtigkeit gehören, werden unter der Überschrift<br />

"Heterogenität <strong>in</strong> Schulen" aufgegriffen. Dem erweiterten Verständnis von Inklusion folgend<br />

werden Auswertungen zu Zuwanderungsgeschichte, Religionszugehörigkeit und<br />

Geschlechterverteilung sowie e<strong>in</strong>ige sozioökonomische Fakten bezogen auf <strong>Bonn</strong>er<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler dargestellt. Sie sollen fortgeschrieben werden und stellen die<br />

Basis für weitere planerische Entscheidungen dar.<br />

1 Bertelsmann Stiftung; Institut für Schulentwicklungsforschung (2012): Chancenspiegel. Zur<br />

Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der deutschen Schulsysteme. Gütersloh, S.20<br />

2 Bertelsmann Stiftung; Institut für Schulentwicklungsforschung (2012): Chancenspiegel, a.a.O.<br />

© Bundesstadt <strong>Bonn</strong> 2012 8

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